27.02.2022

Wettbewerbe

Nürnberg Gebersdorf: Ideenwettbewerb entschieden

Studio grüngrau hat den Ideenwettbewerb „Klimagerechtes Wohnen und Arbeiten im Sandäcker-Quartier“ in Nürnberg Gebersdorf gewonnen.

Studio grüngrau hat den Ideenwettbewerb „Klimagerechtes Wohnen und Arbeiten im Sandäcker-Quartier“ in Nürnberg Gebersdorf gewonnen.

Gemeinsam mit dem Büro Schellenberg und Bäumler Architekten GmbH, Dresden haben studio grüngrau den Ideenwettbewerb unter dem Thema „Klimagerechtes Wohnen und Arbeiten im Sandäcker-Quartier“ in Nürnberg Gebersdorf für sich entschieden. Alles zu dem Entwurf lesen Sie hier.

In Nürnberg Gebersdorf entsteht unter dem Namen Sandäcker-Quartier in den nächsten Jahren ein neuer Stadtteil. An der Diebacher Straße, unweit des gerade im Bau begriffenen U-Bahnhofes Gebersdorf, ist ein klimagerechtes Stadtteilzentrum geplant. Dieses soll allgemeine Dienstleistungs-, Nahversorgungs- und Wohnfunktionen erfüllen und eine soziale Infrastruktur beinhalten. Neben den Bauvolumen ist eine ca. 10 000 Quadratmeter große, öffentliche Grünfläche vorgesehen. Als wesentliche Prämisse schreibt sich das Projekt demzufolge die Klimagerechtigkeit auf die Fahnen.

So trug der begrenzte städtebauliche Wettbewerb den Titel „Klimagerechtes Wohnen und Arbeiten im Sandäcker-Quartier“. Hinter der Auslobung steht die WBG Nürnberg Beteiligungs GmbH im Auftrag der Stadt Nürnberg. Von zwölf namhaften Büros zum Wettbewerb reichten schließlich zehn einen Beitrag ein. Nun wurden die Sieger*innen des Verfahrens zu Nürnberg Gebersdorf bekannt gegeben. Das Büro Schellenberg und Bäumler Architekten GmbH aus Dresden in Zusammenarbeit mit dem studio grüngrau Landschaftsarchitekten GmbH aus Düsseldorf überzeugte die Fachjury unter dem Strich. Neben dem prämierten Entwurf sind ab 1. Februar alle Wettbewerbsarbeiten online ausgestellt.

Studio grüngrau hat den Ideenwettbewerb „Klimagerechtes Wohnen und Arbeiten im Sandäcker-Quartier“ in Nürnberg Gebersdorf gewonnen.
Ralf Schekira (links), Geschäftsführer der wbg Nürnberg und Prof. Marc-Philip Reichwald, Vorsitzender der Jury präsentieren das siegreiche Modell. (Foto: Marcus Schulz, wbg Nürnberg)

Das Sandäcker Quartier – Durchgrünt und urban

Der Entwurf des Wettbewerbsteams wurde einstimmig als beste Arbeit gekürt. In einer Stellungnahme beschreibt die Jury das Projekt als gleichzeitig hochverdichtet, urban und durchgrünt. Im nördlichen Areal schlagen die Planer*innen eine Unterteilung der Fläche in drei Blocks vor. Von der U-Bahn-Station ausgehend entwickelt sich zentral im Gebiet ein Park. Südlich davon entsteht ein Pflegeheim. Statt eines Parkhauses, das oberirdisch Platz beanspruchen würde, ist eine Tiefgarage vorgesehen. Die Preisrichter*innen lobten die innere Organisation der Baukörper, die sowohl eine spannungsvolle, architektonische Vielfalt zulasse, als auch ansprechende Wohnungsgrundrisse ermögliche. Positiv bewertet wurde auch die Struktur des Außenraumes. Den Bauvolumen werden großzügige, gut nutzbare Innenhöfe zugeordnet. Der U-Bahnhof ist in der Gestaltung mehr als ein Mobilitätsknotenpunkt. Hier sehen die Architekt*innen einen kleinen Platz als Übergang zur Parkanlage vor. Das gesamte Areal wird entsprechend durch ein Durchwegungskonzept erschlossen, an das sich immer wieder unterschiedliche Platzstrukturen angliedern. Das Preisgericht spricht von einem insgesamt klug durchdachten Entwurf.

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Nürnberg Gebersdorf als Modellquartier

Auf die Anforderungen der Klimagerechtigkeit, die in der Auslobung als wesentlich genannt wurden, reagiert das Projekt ebenfalls. Unter dem Schlagwort „Schwammstadt“ verfolgten Schellenberg und Bäumler mit studio grüngrau ein Konzept zum bedachten Umgang mit der Ressource Regenwasser. Hier sieht die Jury große Chancen. Eine weitere Auseinandersetzung mit Themen der Nachhaltigkeit und Siedlungswasserwirtschaft wird angeregtt. Ebenso eine Vertiefung der ersten Ideen zum Energiekonzept. Im besten Falle könne das Quartier in Nürnberg Gebersdorf Modellcharakter entwickeln. Wbg-Geschäftsführer Ralf Schekira sieht sich diesem Ziel durch das Wettbewerbsergebnis ein ganzes Stück näher. Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich hebt in einer Stellungnahme außerdem die Bedeutsamkeit des Standortes Gebersdorf im Stadtgefüge hervor. Das Wettbewerbsergebnis reagiere auf diese besondere Lage und setze ein Exempel für die Ziele des europäischen Städtebaus. Sie freue sich deshalb sehr über den prämierten Entwurf und die zeitnahe Weiterentwicklung. Bis zur tatsächlichen Realisierung stehen schließlich noch einige Planungsschritte aus.

Eine Luftbildanimation des neuen zuknftigen Nürnberger Stadtteils in Gebersdorf. (Grafik: Büro Schellenberg und Bäumler Architekten GmbH)

Beteiligung der Öffentlichkeit als wesentliches Instrument

Wesentlich in den weiteren Planungsphasen wird die Beteiligung der breiten Öffentlichkeit bleiben. Bereits vor der Auslobung hatte es eine digitale Bürger*innenbeteiligung gegeben. Ganz analog konnten außerdem Anliegen des Bürger*innenvereins Gebersdorf e.V. in das Verfahren einfließen. Die rege Anteilnahme der Bevölkerung umfasste laut Gebersdorf e.V. rund 130 Rückmeldungen mit über 450 spezifischen Einzelvorschlägen und Meinungsbekundungen. Dabei fällt auf, dass viele sich eine nachhaltige Quartiersentwicklung in Nürnberg Gebersdorf zu wünschen scheinen. Im Themenkomplex „Grün- und Spielflächen“ sind Forderungen zu Fassaden- und Dachbegrünung, der Pflanzung vieler Bäume und der Inklusion verschiedener Altersgruppen gesammelt. Unter dem Überbegriff „Erwartungen an das neue Quartier“ taucht der Wunsch nach innovativen, kreativen Bauten, bezahlbarem Wohnraum und einer besseren Nahversorgung auf. Weiterhin ist den Bürger*innen ein durchdachtes Nahverkehrskonzept bis hin zu autofreier Mobilität ein Anliegen. Wbg-Geschäftsführer Ralf Schekira bedankte sich ausdrücklich bei allen Vertreter*innen des Bürgervereins für die Zusammenarbeit und stellte eine Fortführung derselbigen in der Zukunft in Aussicht.

Weitere Planungsschritte in Nürnberg Gebersdorf nötig

Um das Großprojekt in Nürnberg Gebersdorf zu verwirklichen, ist allerdings eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten nötig. In Abstimmung mit der Stadtplanung und der Öffentlichkeit, werden die Architekt*innen des erstprämierten Entwurfs diesen einer intensiven Weiterentwicklung unterziehen. Zu gegebener Zeit soll dann dem Stadtrat ein entsprechender Beschlussvorschlag unterbreitet werden. Die Bauarbeiten am U-Bahnhof Gebersdorf werden voraussichtlich 2025 abgeschlossen sein. Anschließend könnte beidseitig der U-Bahn die Vision des urbanen und gleichsam durchgrünten Quartiers Realität werden. Vorgesehen sind von der Projektsteuerung ca. 240 Wohneinheiten und 140 Plätze im Pflegeheim. Dazu kommen Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gewerbeflächen, sowie ein Park&Ride-Parkhaus mit ca. 400 Stellplätzen und ein Fahrradparkhaus mit ca. 300 Stellplätzen. Eine komplexe Aufgabe, die Schellenberg und Bäumler mit studio grüngrau trotzdem überzeugend meistern konnten. Bei positiver Resonanz aus dem Stadtplanungsausschuss jedenfalls stehen die Chancen für eine Baugenehmigung gut. Nürnberg Gebersdorf blickt mit dem Sandäcker-Quartier somit in jedem Fall einer bewegten Zukunft entgegen.

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