04.11.2021

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Olympiapark München

Das Ensemble des Münchner Olympiaparks
CC BY-SA 4.0

Schon 1963 sinnierte Münchens zweiter Bürgermeister Georg Brauchle: „Olympische Spiele in München, das wäre ein schöner Gedanke“. Keine zehn Jahre später wurde mit dem Olympiapark München aus dem Gedanken Realität. Bis heute gilt das Ensemble auf dem Oberwiesenfeld auch als architektonische Ikone – und als heißer Anwärter auf UNESCO-Status. Lesen Sie hier, was Sie alles zu dem neuen potenziellen UNESCO-Weltkulturerbe wissen müssen.

Das Ensemble des Münchner Olympiaparks
Das Ensemble des Münchner Olympiaparks liegt nordwestlich des Stadtzentrums. Die Fläche beträgt etwa 85 Hektar. Foto: GraphyArchy, CC BY-SA 4.0

Olympiapark München: auf Trümmerhalde errichtet

Der Olympiapark München: Eine optische Sensation

1969 wurde der Grundstein zum Olympiapark München gelegt. Die Grünanlage öffnete, zeitgleich wie die U-Bahn-Haltestelle „Olympiazentrum“, zu den Olympischen Spielen 1972. Das Kernstück des Olympiaparks ist neben der Olympiahalle das Olympiastadion, geplant von Behnisch & Partner, mit seinem charakteristischen Zeltdach. Seit der Zeit seiner Errichtung galt das Dach als noch nie dagewesene optische Sensation. Nur ein internationaler Aufschrei der Presse verhinderte, dass das Dach, wie ursprünglich geplant, nach Ende der Spiele wieder demontiert wurde. Weithin sichtbar markiert außerdem der 291 Meter hohe Olympiaturm das Gelände als mit Abstand unbestrittener Hochpunkt des traditionell bauhöhenbegrenzten Münchens.

Seinen Platz fand das Ensemble des Münchner Olympiaparks dabei in der Gegend einer Schutthalde auf dem Oberwiesenfeld. Das Areal liegt nordwestlich des Stadtzentrums und hat etwa 85 Hektar Fläche. Die hauptsächlich aus im zweiten Weltkrieg zerbombten Münchner Häusern bestehende Schutthalde häufte sich bis zu 60 Meter hoch an und bestand insgesamt aus 10 Millionen Kubikmeter Trümmermaterial. Mit etwas über 565 über Normalnull ist der Olympiaberg so auch einer der höchsten Geländeerhebungen im ansonsten recht flachen München.

Der Olympiasee teilt das Gelände in einen Nord- und Südteil. Foto: FaceMePLS from The Hague, The Netherlands, CC BY 2.0

Ensemble soll UNESCO-Weltkulturerbe werden

Olympiapak München: Events, Tourismus und Erholung

Durch die West-Ost-Achse des Olympiageländes schlängelt sich der Olympiasee, der das Gelände in einen Nordteil mit Stadion, Turm und Schwimmbad und einen parkähnlichen Südteil unterteilt. Ähnlich wie beim Olympiadach wurde auch seine Umnutzung in einen Parkplatz seinerzeit erfolgreich verhindert.

Neben sportlichen Großereignissen finden auf der Fläche des Münchner Olympiaparks auch Konzerte und Jahrmärkte statt. Geschätzt sind es jährlich etwa acht Millionen Menschen, Einheimische und Tourist*innen, die entweder die Veranstaltungen und sportlichen Einrichtungen besuchen oder aber das Gelände einfach so zur Erholung nutzen. Der Münchner Olympiapark gilt zudem als diejenige Sportstätte, in der bisher deutschlandweit die meisten internationalen Turniere ausgetragen wurden. Über 30 Weltmeisterschaften und mehr als 10 Europameisterschaften fanden im Olympiapark München seit seiner Eröffnung statt.

Seit 1998 ist das Ensemble um den Olympiapark München bereits denkmalgeschützt. Zukünftig soll es seinen schützenswürdigen Status durch das Siegel des UNESCO-Welterbes sogar international deutlich machen. Die ersten Bestrebungen dazu begannen Ende 2017. Sollte der Olympiapark den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangen, wäre es somit das erste in der bayerischen Hauptstadt.

Der Münchner Olympiapark fand seinen Platz auf einer Schutthalde, die hauptsächlich aus den zerbombten Münchner Häusern aus dem Zweiten Weltkrieg bestand. Foto: Fred Romero from Paris, France, CC BY 2.0

Über 1 000 Bewerber*innen auf 32 jährliche Weltkulturstätten

Olympiapark München – UNESCO Weltkulturerbe?

Neben dem Gestaltungshandbuch Olympiapark, das von stauss processform und Auer Weber Architekten konzipiert wurde und dem von mahl gebhard konzepte entworfenen Rahmenplan stellt das Parkpflegewerk eine weitere bedeutende Grundlage für die Bewerbung zum Weltkulturerbe dar. Es wurde von der Arge Katrin Schulze, München, und dem Büro TOPOS aus Berlin erstellt. Als umfassendes gartendenkmalpflegerisches Gutachten dient es als konzeptioneller Leitfaden, definiert Ziele und ist Basis für ein detailliertes Maßnahmenkonzept für den Olympiapark. Das Parkpflegewerk Olympiapark adressiert auf diese Weise vielfältige Aspekte, die für die Bewerbung um den UNESCO-Welterbe-Status von großer Bedeutung sind.

Einen wichtigen Meilenstein hat die Bewerbung des Münchner Olympiaparks um den Titel des UNESCO-Weltkulturerbes im Juli 2021 erreicht. Da reichte der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter eine Vorbewerbung zur Aufnahme seines Olympiaparks auf die UNESCO-Weltkulturerbeliste ein. Im September schließlich verkündete der Freistaat, das Ensemble um den Olympiapark München neben dem Justizpalast in Nürnberg in die deutsche Tentativliste zum UNESCO-Weltkulturerbe aufzunehmen.

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Nicht von heute auf morgen

Für den bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler stehe der Olympiapark für den Sieg einer neuen demokratischen Gesellschaftsordnung im Nachkriegsdeutschland: „Errichtet wurde die Anlage auf einem Trümmerberg des Zweiten Weltkriegs, auf dem bis heute der zivilen Opfer des Krieges gedacht wird. Sie verkörpert mit ihrer modernen, alles verbindenden Architektur den olympischen Gedanken von Frieden und Gemeinschaft. Zugleich ist sie aber auch immerwährende Mahnstätte für ein menschenverachtendes Attentat. Beide Orte sind von außergewöhnlichem universellen Wert. Eine Erhebung zur UNESCO-Welterbestätte wäre mehr als gerechtfertigt.“

Von heute auf morgen wird der Olympiapark das begehrte Siegel der UNESCO allerdings nicht erhalten: Zehn bis zwanzig Jahre kann sich der Prozess durchaus noch hinziehen. Jährlich erhalten nur 32 neue Stätten den UNESCO-Weltkulturerbetitelauf der Warteliste stehen aber über 1 000 Bewerber*innen. Im nächsten Schritt des Bewerbungsprozesses evaluiert eine internationale Expert*innengruppe, die das Kultusministerkonferenz (KMK) beauftragt hat, die Vorschläge der Bundesländer – jedes von ihnen darf dabei zwei abgeben. 2024 wird die KMK dann eine abschließende Entscheidung zu den Bewerbungen treffen.

Das Ensemble ist heißer Anwärter auf den UNESCO-Weltkulturerbetitel. Doch die Vergabe kann sich durchaus noch hinziehen. Foto: Lukáš Hron, CC BY-SA 3.0

In Bayern gibt es bisher insgesamt zehn UNESCO-Welterbestätten. Zu ihnen zählen etwa die Altstädte von Bamberg und Regensburg, der Donaulimes, die Würzburger Residenz oder das Bayreuther Opernhaus.

Welche Projekte die UNESCO 2021 mit dem Welterbestatus ausgezeichnet hat, das lesen Sie hier.

Kein Olympiapark, aber auch ein Stadion ohne olympischen Spiele: Das Olympiastadion Sevilla, ein Austragungsort der EM 2021, stellen unsere Kolleg*innen von Baumeister vor.

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