In Friedberg am Neckar gestaltete das Büro club L94 die Freianlagen der neu gebauten Oscar-Paret-Schule. Entstanden ist ein Zusammenspiel aus zahlreichen Höfen auf verschiedenen Ebenen, Dachterrassen und einem Schulpark. Wie diese miteinander verbunden sind, wie sich die Schule städtebaulich in ihr Umfeld eingliedert und was das Vegetationskonzept vorsieht, beschreibt club L94 selbst in seiner Projektvorstellung.

Neubau Oscar Paret Schule gliedert sich ein
Das relativ junge Zentrum der Stadt Freiberg am Neckar spiegelt in besonderer Weise das Spannungsfeld zwischen Stadt und Landschaft, zwischen historisch gewachsener dörflicher Kleinstruktur und geplanter Stadtstruktur wieder.
Die städtebauliche Konzeptvorlage des Büros Aldinger mit dem Titel „Plätze“ ordnet den Stadtraum ganzheitlich neu. Diese Neuordnung nutzt die Chance, durch städtische Plätze, orthogonale Wegenetze und bauliche Dichte eine zusammenhängende Mitte zu generieren: den StadtCampus Freiberg.
Den Schulneubau der Oscar-Paret-Schule plante und setzte das Büro mvm+starke um. Mit seiner orthogonalen Gestaltung und der klaren Formsprache gliedert sich der Neubau perfekt an die Freiraumsprache der Plätze an.
Bäume lockern geradliniges Ensemble auf
Der Schulplatz der Oscar-Paret-Schule bildet den westlichen Platz des Stadtzentrums und gleichzeitig den Auftakt zum neuen Schulcampus. Hier verbinden sich die Nutzungen zwischen Schule, Sporthalle, Zentrum und Rathaus.
Der Platz ist einheitlich mit Pflastersteinen von 40 auf 20 Zentimetern belegt. Er schafft es, durch seine changierenden Steine den sonst sehr formalen Teppich aufzulockern. Durch die Ausrichtung, die Steinstärke und das Verlegemuster kann auch die Feuerwehr den Platz befahren.
Ein Baumhain aus hoch aufgeasteten Kiefern bricht als Intarsie aus wassergebundener Wegedecke den Belagsteppich auf. Die Kiefern spenden Schatten auf dem steinernen Platz. Die freie Wuchsform der Bäume und das satte Grün der Nadeln steigern den Aufenthaltscharakter des zentralen Platzes ungemein. Zudem lockern sie das umliegende, geradlinige Ensemble auf. 220 Fahrradanlehnbügel stehen verborgen unter den Baumkronen und dienen als zentrale Fahrradabstellanlage.
Sitzmöglichkeiten mit Grün
Südlich an den Schulplatz schließt eine Treppenanlage an, die den Höhenunterschied des Geländes auffängt und zum Vorplatz der Oscar-Paret-Schule leitet. Um das Stadtzentrum als Ganzes zu begreifen, sollen auch die Materialien fortgeführt werden. Das heißt, dass die Fußgängerbereiche des Vorplatzes die Betonplatten des Schulplatzes fortführen sollen.
Zum Nebeneingang der Oscar-Paret-Schule weitet sich die Gehwegfläche zum Vorplatz auf. Dieser lädt mit zwei großzügigen Vegetationsinsel zum Verweilen ein. Die kastenförmigen Amberbäume ergänzen liniere Bankelemente und Hochbeete. Auch diese Pflanzung wird in einer wassergebundenen Wegedecke realisiert.
Um auf den Höhenversatz entlang der Württemberger Straße zu reagieren, wird die zweite Beetfläche baulich durch verschleifende Betonblöcke eingefasst. Mit ihrer Sitzhöhe laden diese Blöcke zum Verweilen ein. Eine Staudenpflanzung bildet hier den Rücken vor dem Hintergrund der Betonfassade des Sockelgeschosses der Schule.
Thematische Werkhöfe für Fachklassen
Aus den Klassen im ersten Obergeschoss können die Schüler*innen zukünftig über die Dachterrassen in den Schulpark strömen. Die Freiflächen für die Pausen erstrecken sich über die Dachflächen des Fachklassentraktes bis zur abschließenden Böschung an der A81. Die Dachterrassen, die dem Gebäude zugeordnet sind, sind eher steinern gehalten. Sie sollen einen Belag aus quadratischen Betonplatten erhalten. Die steinernen Flächen rahmen erhöhte Rasenflächen, die mit Stahlkanten eingefasst sind. Schatten spenden in diesen Aufenthaltsflächen mehrstämmige Gehölze. Diese verschachtelten Pflanzinseln leiten in den Schulpark über.
Je weiter die Flächen zum Park führen, desto mehr löst sich das Steinerne auf und das Grün bricht durch. Der Übergang in den Schulpark erfolgt an mehreren Stellen über kleine Brücken. Diese ermöglichen den Blick in die darunterliegenden Schulhofflächen mit Kräutergarten und Baumpflanzungen. Der Schulpark aus großen Rasenflächen bietet Platz zum Toben und ausgelassenen Spielen. Er wird mit mehreren Spielgeräten ausgestattet: Neben Tischtennisplatten und Slacklines kann auf einem Spielgerät geklettert werden. Heimische Bäume in der Fläche ergänzen eine extensive Ansaat auf dem Autobahnwall und sorgen in der Jahresabfolge für ein stetig wechselndes Vegetationsbild.
Aus dem Schulpark führen Wege zudem über Treppenanlagen in die Tiefhöfe. Sie verbinden den Schulpark mit dem Erdgeschoss. Durch die Einschnitte der Höfe ergeben sich Sitztribünen in Rasenböschungen, die als grüne Klassenzimmer dienen können. Das Erdgeschoss beheimatet neben der Verwaltung und Mensa ausschließlich die Fachklassen. Daher werden die angrenzenden Innenhöfe thematisch als Werkhöfe den Fachklassen zugeordnet.
Boulderwand am Gerätehaus
Nördlich vom Schulpark schließt der Sportpark an. Dieser schiebt sich in das Dreieck zwischen die neue Sporthalle, die A81 und den Neubau der Oscar-Paret-Schule. Neben dem Sporthallengebäude entsteht eine überdachte Freilufthalle mit Solaranlage und eingebandetem Kleinspielfeld. Dieses lässt sich für verschiedene Sportarten nutzen.
Da sich der Sportpark in einem ähnlichen topografischen Profil wie der Schulpark befindet, gibt es an mehreren Stellen Rampen und Treppenanlagen. Sie führen auf die erhöhte Ebene entlang der A81. Diese Ausrichtung macht sich das Gerätehaus zu eigen und bildet an der Rückseite eine Boulderwand ab, die die Schüler*innen zukünftig nutzen können.
Die Anlage ist mit einemDFB-Minispielfeld, zwei Kugelstoßanlagen, einer 100-Meter-Laufbahn mit vier Bahnen sowie einer Weitsprunganlage mit zwei Anlaufmöglichkeiten ausgestattet. Das beschriebene Vegetationskonzept führt sich in diesem Bereich fort. Als Sicherheitsaspekt wird der Sportpark entlang der A81 komplett von einem 8-Meter–Zaun abgetrennt.
Büroprofil
club L94 sieht den Schwerpunkt seiner Arbeit in der Schaffung neuer Bilder, die ein hohes Maß an Identität stiften. Im Vordergrund steht die Befriedigung differenzierter Nutzungsansprüche an die Gestaltung. Die Reduktion auf wenige Elemente, die sich in die Systematik, einer auf den jeweiligen Ort bezogenen, Gesamtkonzeption integrieren, verleiht unseren Entwürfen Ruhe und Klarheit. Formal stehen unsere Entwürfe der jungen Moderne nah. Wir vermeiden es, die romantisierenden Landschaftsbilder vergangener Epochen unreflektiert zu übernehmen. Der Einsatz neuer Materialien im Außenraum ist Teil unserer Vision, eine zeitgemäße Landschaftsarchitektur zu etablieren. In der Realisierung unserer Entwürfe legen wir einen hohen Stellenwert auf bautechnische Professionalität und Detailgenauigkeit in der Ausführung.
club L94 erarbeitet im Wesentlichen Konzepte für die Neu- und Umgestaltung öffentlicher Räume. Zu unserem Projektportfolio im urbanen Raum zählen vor allem Platz- und Parkgestaltungen, Fußgängerzonen, Umgestaltung von Straßenräumen, Uferzonen und vieles mehr. Hierzu zählen auch konzeptionelle Arbeiten wie Gestaltungshandbücher für Innenstädte und Freiraummasterpläne für Stadtquartiere. Neben der Gestaltung von öffentlichen Räumen bearbeiten wir Freianlagen von Schulen, Wohnumfeldern, Verwaltungsgebäuden, Kliniken, hochwertigen Gewerbeimmobilien und Kulturbauten mit einem hohen gestalterischen sowie technischen und nachhaltigen Anspruch.
Die Märzausgabe der G+L widmet sich dem Thema Schulen: Wie ein Schulhof im Jahr 2025 aussehen sollte, was sich Schüler*innen und Leher*innen wünschen und wie es an Deutschlands Schulen um digitale Bildung bestellt ist, erfahren Sie in den Projektvorstellungen, Interviews und Kommentaren der Märzausgabe. Das Heft ist hier im Shop erhältlich.
Ergänzend zum Heft gibt es auf der Webseite der G+L hier weitere Schulhofprojekte zu entdecken.