04.12.2019

Projekt

Zwei Park-Projekte von le balto

um sie mit der Behörde oder den Bürgern zu besprechen. So zum Beispiel die langen Linien aus Weidenstecklingen. (Skizze: atelier le balto)


PARKS Hamburg

Das Berliner atelier le balto hat seine ganz eigene Herangehensweise an Projekte. Skizzen sind ihre Spezialität ebenso wie das Testen Ihrer Ideen vor Ort, die prozesshafte Transformation eines Ortes und das Hauptgestaltungselement ist die Pflanze. So arbeitet das Team um Marc Pouzol und Veronique Facheur derzeit an zwei Parkprojekten in Europa: PARKS, Hamburg und dem Jubiläumspark in Göteborg, Schweden. 

Zwischen den Hamburger Flüssen Alster, Bille und Elbe spannt sich ein industriell geprägter Grünzug, der diesen Sommer erstmals für die Öffentlichkeit als Alster-Bille-Elbe-PARKS erlebbar war. Das Verhandlungsverfahren, das die Behörde für Umwelt und Energie in Hamburg 2018 ausschrieb, gewann die Arge HALLO: Park, ein Zusammenschluss des lokal ansässigen HALLO: Vereins zur Förderung raum­öffnender Kultur e.V., des Studios umschichten und des ateliers le balto aus Berlin. Mit dem Ziel, die Potenziale des Grünzugs für Freizeit- und Erholung aufzuzeigen und Ideen für ein künftiges neues Parkformat für Hamburg zu sammeln, entwickelte die Arge gemeinsam mit An­wohnern Visionen für die PARKS der Zukunft und setzte sie temporär um. Die Ideen sollen in die weiteren Planungen für die Fläche einfließen. Wir sprachen mit Marc Pouzol vom atelier le balto, Dorothee Halbrock vom Verein HALLO: und Klaus Hoppe von der Behörde für Umwelt und Energie Hamburg über erste Erkenntnisse und die Übertragbarkeit auf andere Parks.

 

Was hat die Behörde für Umwelt und Energie dazu bewegt, bei der Frage zur künftigen Gestaltung des Alster-Bille-Elbe-Grünzugs nicht den klassischen Weg zu gehen, sondern zunächst den des Testens und Wünsche Abfragens …? 

Klaus Hoppe: Freiräume in der Stadt sollten immer auch als Freiräume des Denkens genutzt werden. Die Baustelleneinrichtung der Bahn, einerseits zwar ein Ärgernis, weil sie die Entsiegelung der alten Industriefläche auf Jahre verzögert, ist andererseits auch ein Geschenk. Damit haben wir Zeit gewonnen, länger über die Gestaltung der Fläche nachzudenken und intensiv mit den Akteuren vor Ort zusammenzuarbeiten. Denn es geht nicht nur um den Masterplan, der 1:1 umzusetzen ist, sondern um eine Lösung, die dem Ort und seinen Potenzialen gerecht 

“Auch das Grau hat enormes Potenzial”

Wie genau sieht der Weg aus, den Sie als ARGE gehen?

Dorothee Halbrock: „Aus dem Bestand heraus, und damit meinen wir vorhandene Nutzerinnen und Nutzer und Kümmererinnen und Kümmerer, Flora und Fauna, sowie bauliche Infrastruktur, entwickeln wir entlang des geplanten Grünzugs gemeinschaftlich Visionen der PARKS der Zukunft und testen diese temporär aus. Der Prozess soll dabei beispielhaft für eine offene, nachbarschaftliche Erschließung und Nutzung von Freiflächen sein und ein breites Publikum und die beabsichtigte Entwicklung des Alster-Bille-Elbe Grünzugs mit lokalem Wissen und Erkenntnissen inspirieren.“ 

Wie sehen die ersten Ergebnisse aus?

Marc Pouzol: Nach dem ersten Jahr unserer Forschung ist aus dem Grünzug eine Art Freiraumlabor geworden. Das Team hat mitten auf dem Gelände ein Haus, in dem ein Stammtisch, Sprech­stunden und Bauworkshops stattfinden. Wir arbeiten anders als bei normalen Beteiligungs­verfahren. Wir sehen uns als Kuratoren für diesen Ort und versuchen über die Dauer des Projekts aus dem, was wir vor Ort vorfinden, eine Dynamik zu entwickeln, die in den langfristigen Planungsprozess einfließen kann. Das Motto unseres Auftraggebers war: von Grau zu Grün. Wir sind der ­Meinung, dass beides gut zusammenpasst. Auch das Grau hat enormes Potenzial – befestigte Flächen bieten Platz zum Radfahren, Skaten etc. Ebenso das vorhandene ruderale Grün, ergänzt durch neue Pflanzen bei gleich­zeitiger Ver­besserung des industriellen Bodens. Das Spannende dort im Gebiet ist gerade die Mischung von Grau und Grün.

Die ersten Schritte auf dem Weg von Grau zu Grün sind gemacht. Auf dem ehemaligen Recyclinghof ist der Durchbruch zur Bille bereits geschaffen und der Blick zum Wasser offen. G+L wird das Projekt weiter beobachten und über das Ergebnis des Prozesses nach dem Projektende berichten.

Das ganze Interview zum Hamburger PARKS-Projekt und zu Parks der Zukunft lesen Sie in Garten + Landschaft 12/2019

 

Jubiläumspark Göteborg

Vor 100 Jahren, aus Anlass des Stadtjubiläums 1921, wurde eine der wichtigsten Straßen Göteborgs gebaut. Sie endet in einem kulturellen Ensemble aus Kunstmuseum, Konzerthalle und Theater. Zum Jahr 2021 bietet das 400-jährige Jubiläum der Stadtgründung erneut Gelegenheit für die Entwicklung wichtiger, wegweisender Projekte. Viele neue, markante Gebäude sollen entstehen, insbesondere das neue Wohn- und Parkviertel am „Frihamnen“. Dabei geht es um die Transformation des ehemaligen Industriehafens von Göteborg; früher ein Ort ‘auf der anderen Seite des Flusses’, heute ‘in der Mitte der wachsenden Großstadt’ Göteborg. Die Stadt plant den Bau von ca. 10.000 Wohneinheiten und sorgt auch für die Freiräume dieses neuen Viertels.


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Mit „erfinderischer Sparsamkeit“ testet das atelier le balto aktuell auf den ersten 7.000 Quadratmetern ihre Ideen für den Jubiläumspark in Göteborg. (Foto: atelier le balto)

Das atelier le balto und sein Partnerbüro in Göteborg, Mareld Lanscapsakitkter, versuchen durch die präzise Transformationen der vorgefundenen rauen und sterilen Hafenlandschaft, durch Recycling und Weiterverwendung bestehender Böden, das vergessene Areal in einen lebendigen und fertilen Park umzuwandeln. Die Pflanzungen, in ihren dichten und ungewöhnlichen Anordnungen, bilden die Essenz der prozessualen Entwicklung des Orts. Die Bewegungen der künftigen Parkbesucher durch die neu komponierte, weite und offene Landschaft und die Einbindung der reichen Stadt-, Industrie- und Landschaftssilhouette in diese, sollen den Park animieren.

Der aktuell entstehende erste Parkabschnitt mit 7,000 Quadratmetern ermöglicht den Planern das Sammeln spannender Erfahrungen vor Ort. Hier lässt sich prüfen und testen, wie es gelingen kann mit „erfinderischer Sparsamkeit“, gezielter Beteiligung von unterschiedlichen Akteuren und intensiver Kommunikation, das gesamte ehemalige Industrieareal von rund 30 Hektar schrittweise und sorgfältig in einen Park für Pflanzen, Tiere und Menschen umzuwandeln.

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