29.12.2024

Projekt

Paul-Arnsberg-Platz in Frankfurt umgestaltet

Mit Blick auf die Europäische Zentralbank: Der neu umgestaltete Paul-Arnsberg-Platz lädt die Menschen nun viel mehr zum Verweilen ein. Foto: Marco Zeidler/Grünflächenamt
Mit Blick auf die Europäische Zentralbank: Der neu umgestaltete Paul-Arnsberg-Platz lädt die Menschen nun viel mehr zum Verweilen ein. Foto: Marco Zeidler/Grünflächenamt

In Frankfurt am Main ist eine graue Fläche zur grünen Oase geworden: Die Stadt Frankfurt gestaltete den Paul-Arnsberg-Platz im Ostend klimaangepasst um. Welche Maßnahmen dafür ergriffen wurden, schildert Christian Chur vom Grünflächenamt in einer Projektvorstellung.


Erster Plan ging nicht auf

Ein Platz ist im besten Fall ein lebendiger Ort der Begegnung, an dem sich die Menschen gerne aufhalten. In der Vergangenheit gestalteten städtische Planer*innen öffentliche Plätze deshalb so, dass sie flexibel nutzbar sind – sei es für Veranstaltungen, Feste oder Märkte. Der Paul-Arnsberg-Platz, gelegen im Frankfurter Ostend in unmittelbarer Nähe zur Europäischen Zentralbank (EZB), wurde im Jahr 2005 in diesem Sinne angelegt. Aus einer einstmals öden Abstellfläche für Autos sollte ein Quartiersplatz mit offenem Charakter werden. Vorgesehen waren auf der rund 3 000 Quadratmeter großen Fläche somit nicht nur Platz für Veranstaltungen, sondern insbesondere für einen regelmäßigen Wochenmarkt, der sich im Viertel etablieren sollte. So entschieden sich die Verantwortlichen für einen durchgängigen Bodenbelag in Betonbauweise, der mit einem Baumraster überstellt war. Lediglich an der südlichen Platzspitze sollte ein Wasserelement Akzente setzen.

Der Plan – einen lebendigen Ort zu schaffen – ging nicht auf. Der Wochenmarkt konnte sich nicht halten, der Platz verödete. Vor allem bei sommerlich hohen Temperaturen heizte sich die Oberfläche so auf, dass sich Menschen dort kaum aufhalten wollten. Die 16 gepflanzten Trompetenbäume waren nicht robust genug, um in Zeiten hoher Temperaturen und Trockenperioden zu bestehen. Sie entwickelten sich nur dürftig.


Grünflächenamt erarbeitete Umgestaltung

Die von der Anwohnerschaft gegründete Paul-Arnsberg-Platz-Initiative (PAPI) des Vereins Lebenswertes Ostend suchte seit 2017 nach Möglichkeiten, wie der Platz besser gestaltet werden kann und somit lebenswerter wird. Unter fachlicher Begleitung nahmen die Ideen der Bürger*innen in einer Planungswerkstatt der Volkshochschule zur Neugestaltung des Paul-Arnsberg-Platzes konkretere Formen an.

Die Stadt Frankfurt am Main begleitete das Verfahren und nahm die Impulse aus der Planungswerkstatt auf. Sie waren eine wichtige Grundlage für das Grünflächenamt, um eine Umgestaltung des Platzes zu erarbeiten, die aktuellen klimatischen Gegebenheiten gerecht wird. Das Grundkonzept eines höher gelegenen Platzes wurde dabei nicht verworfen, sondern vielmehr seine Oberfläche grundlegend neu geplant. Die politischen Verantwortlichen stimmten den Plänen zu und stellten das erforderliche Geld dafür zur Verfügung. In der Zeit von September 2022 bis Juli 2023 wurden die baulichen Änderungen vorgenommen.

Vielfalt: Zahlreiche Pflanzen- und Baumarten beleben den Platz. Sitzmöglichkeiten sind integraler Bestandteil des Raumkonzepts. Foto: Marco Zeidler/Grünflächenamt
Vielfalt: Zahlreiche Pflanzen- und Baumarten beleben den Platz. Sitzmöglichkeiten sind integraler Bestandteil des Raumkonzepts. Foto: Marco Zeidler/Grünflächenamt

Schattige Plätzchen unter berankter Pergola

Die Veränderungen sind deutlich sichtbar. Rund 50 Prozent der Platzfläche wurden entsiegelt. Die überforderten Trompetenbäume wurden entfernt und die Zahl der Bäume mit 30 fast verdoppelt. Gepflanzt wurden Arten wie südliche Zürgelbäume, Eschen, Säulen-Gleditschien, Amber-Bäume, Magnolien, Japanische Schnurbäume und Japanische Zelkoven. Die Bäume gelten als stadtklimaverträglich und sind robuster und kommen mit Hitze und längerer Trockenheit besser zurecht. Bei der Auswahl der Bäume wurde berücksichtigt, dass diese sowohl Nährgehölze für Bienen als auch Vögel sind.

Auf einer Fläche von rund 550 Quadratmetern entstanden bienenfreundliche Staudenbeete. Neben Reitgras und Fetthenne kommen diverse Salbei-Sorten, Sonnenhüter oder Herbstastern zum Tragen. Ergänzend sorgen mehrere Bodendecker für sattes Grün in der Fläche. Weiter wurde auf einer Fläche von mehr als 400 Quadratmetern eine Blumenwiese für Insekten angelegt. Ein Hingucker ist die berankte Pergola, die schattige Plätzchen bietet. Regenwasser, das auf die neue Belagsfläche niederschlägt, wird direkt den Pflanzen zugeführt. Die Beete sind kleinere Retentionsflächen. Aus Nachhaltigkeitsgründen wurde zudem vorhandenes Baumaterial wiederverwendet. Ein Trinkwasserbrunnen versorgt die Menschen mit Wasser. Sitzbänke und baulich eingefasste Sitzmöglichkeiten erhöhen die Aufenthaltsqualität. Der Bücherschrank gibt weitere Anreize, um nach einem Buch zu stöbern und direkt im Anschluss auf dem Platz die ergatterte Literatur zu lesen.


Umgestaltung des Paul-Arnsberg-Platzes als Musterbeispiel

Dass Handeln erforderlich ist, ist den städtischen Verantwortlichen bewusst. Unter der Leitung des Grünflächenamts haben insgesamt fünf Ämter einen Leitfaden zur klimaangepassten Stadtplatzgestaltung erarbeitet, der eine wichtige Arbeitsgrundlage darstellt. „Der Leitfaden bündelt die Ziele, die künftig bei der Planung und Umgestaltung städtischer Plätze grundsätzlich erreicht werden sollen. Und er zeigt neue zusätzliche Bausteine zur bisherigen Gestaltung von Plätzen auf. Für uns gilt es, die Lebens- und Wohnqualität und damit letztendlich die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern“, erläutert die Leiterin des Grünflächenamts, Heike Appel. Sie ergänzt: „Für mehr Diversität und ökologische Vielfalt zu sorgen, liegt in der Verantwortung der Städte.“

Die Umgestaltung des Paul-Arnsberg-Platzes ist für die Amtsleiterin ein Musterbeispiel, wie die weitere Entwicklung in Frankfurt aussehen kann: „So kann klimaangepasste Stadtraumgestaltung funktionieren. Wir haben einen Platz geschaffen, der nun wirklich Raum für Begegnungen ermöglicht und von den Menschen angenommen wird. Es gibt viel mehr Grün und Schattenplätze im Sommer. Ökologische Aspekte kommen besser zum Tragen. Für künftige, ähnlich gelagerte Projekte haben wir viele Anregungen bekommen und Erfahrungen sammeln können.“

Die gewonnenen Erkenntnisse werden die Mitarbeitenden der städtischen Ämter gut zu nutzen wissen, denn zahlreiche weitere Projekte stehen an, um Flächen zu entsiegeln und der zeitweise lebensfeindlichen Hitze auf asphaltierten Flächen im Sommer etwas entgegenzusetzen. Der Riedbergplatz im Norden der Stadt gilt als eines der Projekte, das mit hoher Priorität verfolgt wird. Aber auch die Innenstadt steht im Fokus: Rossmarkt und Goetheplatz sind stark frequentiert, die Hitze ist auch hier im Sommer drückend. Konzepte, wie mit zusätzlichem Grün und Beschattungselementen die Voraussetzungen für die Menschen grundlegend verbessert werden können, sind in Arbeit.

Übrigens: Wenngleich nun weniger nutzbare Fläche auf dem Paul-Arnsberg-Platz zur Verfügung steht, ist den Menschen umso mehr nach Feierlaune. Denn nun ist der Platz viel attraktiver, um dort Zeit zu verbringen.

Weiterlesen: In der G+L 09/24 stellen wir 54 Stadtoasen aus fünf Ländern vor. Das Heft ist im Shop erhältlich. Weiter grüne Oasen sind hier zu entdecken.

 

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