Auf den Grün- und Freiflächen der Donauinsel schafft die Stadt Wien „Inselluxus für alle“, der zugleich den erforderlichen Hochwasserschutz einhält. Wie dies gelingen kann, zeigt folgender Bericht, der die Planungen des beauftragten Büros Mostlikely Architecture vorstellt. Der fertiggestellte Bauabschnitt 1 wurde im Sommer 2024 bereits rege genutzt und konnte sich sogar bei einem 30-jährigen Hochwasser bewähren.
Auf der beliebten Donauinsel im Wiener 22. Bezirk entsteht in drei Bauabschnitten ein hochwertiger Freiraum mit einem vielfältigen, ganzjährigen Angebot. Seit Juni 2024 ist Bauabschnitt 1 des neuen „Pier 22“ auf der Wiener Donauinsel fertig und für die Bevölkerung eröffnet. Der Freiraum umfasst das rechtsseitige Uferareal ab Stromkilometer 12,7 bis 12,9. „Es war sofort richtig viel los. Ganz unterschiedliche Nutzergruppen genossen während der sommerlich-heißen Tage vor allem die neuen Badebereiche am Wasser“, berichtet Architektin Marlene Lötsch, Projektleiterin bei Mostlikely Architecture. Das Wiener Architekturbüro hat den Wettbewerb für die Umgestaltung dieses bedeutenden Naherholungsgebietes der österreichischen Metropole gewonnen. „Ganz Wien kommt auf die Donauinsel“, so bringt Architekt Mark Neuner, Gründer von Mostlikely Architecture, die Bedeutung der Donauinsel für die Stadt Wien auf den Punkt. „Seit es herbstlich-kühler geworden ist, werden die Nutzungen vielfältiger Zum Beispiel werden die neu installierten Tische gut angenommen, um dort private Familienfeste zu veranstalten – denn wer hat schon zuhause eine so lange Tafel“, ergänzt Lötsch ihre Beobachtungen auf den neuen Freiflächen der Donauinsel.
Neue Nutzungen in hochwertiger Gestaltung
Die Donauinsel war schon immer eine Insel für alle. Jetzt wird die Donauinsel noch schöner und abwechslungsreicher. „Unser Wettbewerbsbeitrag war darauf ausgerichtet, neue Nutzungen auf das Areal zu bringen – für die gesamte Bevölkerung und ganzjährig“, so Neuner. Dafür hat sein Team eigens einen Nutzungskatalog erarbeitet und dabei verschiedene Stakeholdergruppen einbezogen. Für diese Herangehensweise haben sie den Zuschlag erhalten. Zusätzlich unterstreicht das Design der neuen Freiflächen die demokratische, inklusive Ausrichtung des Konzepts für die Donauinsel. „Inselluxus für alle“, so nennt es Mostlikely Architecture. Klare, geschwungene Linien und farbige Akzente erschaffen ein Ambiente mit hoher Aufenthaltsqualität auf der Donauinsel. Die Ausstattung und die Möblierung sind von Holz und glatten Oberflächen in Pastelltönen geprägt. Sie strahlen eine freundliche Eleganz aus. Langfristig wird sich üppiges Grün etablieren und die Freiräume der Donauinsel für ein naturnahes Freizeiterlebnis prägen.
Mit der U-Bahn auf die Donauinsel
Die Blickbezüge zur Skyline Wiens machen deutlich, dass die City erstaunlich nahe ist. In nur wenigen Minuten gelangt man mit der U-Bahn vom Stephansplatz auf die Donauinsel und erlebt Weite, frische Luft, Natur. Die 21 Kilometer lange Donauinsel ist mit den urbanen und dichten Quartieren eng verbunden. Die Donauinsel liegt zwischen der für den Hochwasserschutz künstlich geschaffenen neuen Donau und der originären Donau. Seit ihrer Eröffnung in den 1980er Jahren hat die Donauinsel eine lange Tradition als Naherholungsgebiet. An diese Tradition knüpft die Gestaltung an und schlägt zugleich ein ganz neues Kapitel auf. „Durch das vielfältige und hochwertige Angebot, die Möblierung und die Ausstattung wollen wir eine hohe Wertschätzung der Bevölkerung für den öffentlichen Raum erzeugen. Dadurch erhoffen wir uns einen guten Umgang und weniger Zerstörung, was bisher sehr gut funktioniert hat“, erläutert Neuner.
Barrierearme Ufergestaltung
Ein erleichterter Zugang zum Wasser ist einer der Schwerpunkte des fertiggestellten ersten Bauabschnitts auf der Donauinsel. Zuvor bestand eine teils harte Uferkante. Die neuen öffentlichen Freibereiche direkt am Ufer berücksichtigen die Dynamik der neuen Donau, die in ihrer regulierten Gehlinie um etwa einen Dreiviertel Meter auf- und niederschwankt. Das Ufer ist jetzt erschlossen über Stufenanlagen und einer über das Wasser ragenden, barrierefrei zugänglichen Badeplattform mit begrünten Inseln. Badeleitern, Sitzstufen und ein Flachwasserbereich mit Liegenetzen machen die neue Donau zusätzlich für weitere Zielgruppen und Anforderungen besser erlebbar. Die lange Uferpromenade lädt zum Flanieren ein. Holzplattformen am Ufer und am Hang mit Blick zur Donau wirken wie Kunstobjekte in der Landschaft und bieten Rückzugsmöglichkeiten zum Entspannen, Lesen oder Freunde treffen. Große Bäume wie die für eine Auenlandschaft typischen Weiden mit ihrem malerisch-individuellen Wuchs spenden Schatten. Die Blüten der Beete mit Präriestauden leuchten farbenfroh.
Hochwasserrisiko erfordert robuste Materialien
„Bei der Wahl der Ausstattung war auch zu gewährleisten, dass sie für ein mögliches Hochwasser geeignet und wartungsarm ist“, berichtet Neuner. „Die Materialen sind hochwertig und zugleich robust.“ Die Architekten setzten Beton, Stahl und Asphalt überall dort – aber auch nur dort – ein, wo eine mögliche Hochwassergefahr besteht. Und niemand konnte ahnen, dass der Bauabschnitt 1 bereits im ersten Sommer nach seiner Fertigstellung diese Bewährungsprobe erstmals meistern wird: Ein 30-jähriges Hochwasser flutete die Uferpromenade, die unterste Ebene von „Pier 22“ – und alle baulichen Elemente hielten ihm stand! Doch auch die Bepflanzung muss diese Dynamik tolerieren und den Kräften des Wassers standhalten. Sie ist in unterschiedliche Zonen gegliedert und dadurch sehr vielfältig. Direkt am Ufer wachsen Pflanzen, die zeitweilige Überschwemmung vertragen. In höheren Bereichen werden Arten etabliert, die Trockenheit tolerieren. Die bestehenden Betonstützmauern, die vorhandener Bestandteil des Hochwasserschutzes sind, werden langfristig grün überwuchert von selbstkletternden Arten wie Wilder Wein und Trompetenblume. So kommt auch vertikales Grün auf die Donauinsel.
Neue Ära: „Sunken City“ ist jetzt „Pier 22“
Auch der neue Name läutet die neue Ära auf der Wiener Donauinsel mit ein. Die bisherige „Sunken City“ wurde in „Pier 22“ umbenannt – was auf den 22. Bezirk verweist, in dem sich die Donauinsel befindet. Über 9.000 Menschen sind dem Aufruf der Stadt Wien gefolgt, haben online abgestimmt und den neuen Namen gewählt. Seit Oktober geht es nun stromabwärts weiter mit den Arbeiten an Bauabschnitt 2. Dieser fokussiert auf Renaturierung, Attraktivierung des Freiraums und neue Sportangebote auf der Donauinsel. Der einzigartige Wiener „Inselluxus für alle“ auf insgesamt rund 18.000 Quadratmetern wird voraussichtlich bis 2026 fertiggestellt sein. Weitere Beiträge zu diesem herausragenden Projekt in Zeiten, in denen die urbane Naherholung wichtiger denn je ist, werden folgen.