13.01.2025

Regenrückhaltebecken: Effizienter Schutz vor Überschwemmungen

Stop the flood
Die künstlich geschaffenen Wasserspeicher, die als Regenrückhaltebecken fungieren sind ein effizienter Schutz vor Überschwemmungen. Credit: Wikicommons

Regenrückhaltebecken spielen eine zentrale Rolle im Hochwasserschutz und der nachhaltigen Wasserbewirtschaftung. Mit zunehmender Urbanisierung und dem Anstieg extremer Wetterereignisse, insbesondere Starkregen, wächst ihre Bedeutung als effektive Lösung zur Vermeidung von Überschwemmungen. In diesem Artikel werden die Funktionsweise, der Aufbau, verschiedene Typen sowie die Integration und Vorteile von Regenrückhaltebecken detailliert dargestellt.


Was sind Regenrückhaltebecken?

Regenrückhaltebecken sind künstlich geschaffene Speicher, die überschüssiges Regenwasser aufnehmen, speichern und kontrolliert abgeben. Sie dienen dazu, den Wasserabfluss in natürlichen oder künstlichen Entwässerungssystemen zu regulieren. Überschüssiges Regenwasser wird gesammelt, um Überlastungen in Kanalisationen und Fließgewässern zu verhindern, die andernfalls zu Überschwemmungen führen könnten.

Diese Becken werden in der Regel in urbanen und suburbanen Gebieten eingesetzt, wo durchzunehmende Flächenversiegelung die natürliche Versickerung von Regenwasser stark eingeschränkt ist. Dabei können sie sowohl oberirdisch als auch unterirdisch angelegt werden und temporäre oder dauerhafte Wasserstände aufweisen.


Aufbau von Regenrückhaltebecken

Aufbau

Die Gestaltung eines Regenrückhaltebeckens richtet sich nach seiner geplanten Funktion, dem Standort und den hydrologischen Gegebenheiten. Ein typisches Becken besteht aus:

  1. Einlaufbauwerk: Sammelt und leitet Regenwasser aus der Umgebung in das Becken.
  2. Speicherraum: Dient der Aufnahme des Wassers. Die Größe hängt vom Einzugsgebiet und den zu erwartenden Regenmengen ab.
  3. Regulierungsmechanismus: Ermöglicht die kontrollierte Abgabe des gespeicherten Wassers in die Kanalisation oder in Fließgewässer.
  4. Notüberlauf: Schutzmechanismus, um bei extremen Regenereignissen das Überlaufen in unkritische Bereiche zu leiten.
  5. Filter- oder Sedimentationszone: Entfernt Verunreinigungen aus dem Wasser, bevor es abgeleitet wird.

Funktionen von Regenrückhaltebecken

Funktionen

  • Hochwasserschutz: Verhindert Überschwemmungen durch vorübergehende Speicherung großer Wassermengen.
  • Entlastung der Kanalisation: Reduziert die Belastung städtischer Entwässerungssysteme.
  • Versickerung und Grundwasseranreicherung: Unterstützt die natürliche Wasserinfiltration.
  • Verbesserung der Wasserqualität: Durch Sedimentation und Filtration werden Schadstoffe entfernt.
  • Ökologische und soziale Funktionen: Schafft Lebensräume für Pflanzen und Tiere sowie Erholungsflächen für Menschen.

Typen von Regenrückhaltebecken

Oberirdische Regenrückhaltebecken

Diese Becken sind sichtbar und oft landschaftlich gestaltet. Sie sind einfacher zu warten und können multifunktional genutzt werden.

  • Temporäre Speicher: Trockenbecken, die nur bei Regenereignissen Wasser aufnehmen und danach austrocknen. Sie sind besonders geeignet für Gebiete mit seltenem Starkregen.
  • Permanente Speicher: Nassbecken, die ständig Wasser enthalten und zusätzliche ökologische Funktionen erfüllen.

Unterirdische Regenrückhaltebecken

Unterirdische Becken bieten eine platzsparende Lösung in urbanen Gebieten, wo wenig Raum zur Verfügung steht. Sie bestehen häufig aus Beton- oder Kunststoffkammern und sind für das Auge unsichtbar.

  • Vorteile: Ideal in dicht besiedelten Gebieten.
  • Nachteile: Höhere Bau- und Wartungskosten, begrenzte ökologische Zusatznutzen.

Regenrückhaltebecken und Starkregenereignisse

Funktionsweise bei Starkregen

Regenrückhaltebecken wirken als Puffer bei Starkregenereignissen. Überschüssiges Wasser wird in das Becken geleitet und dort gespeichert. Dadurch wird der Abfluss in die Kanalisation oder natürliche Gewässer verlangsamt und gleichmäßiger verteilt. Diese Steuerung reduziert die Spitzenbelastung und minimiert das Risiko von Überschwemmungen.

Bedeutung bei urbaner Verdichtung

Mit der Urbanisierung wächst die Versiegelung von Flächen, wodurch Regenwasser nicht mehr in den Boden versickern kann. Die Entwässerungssysteme vieler Städte sind für extreme Regenfälle oft nicht ausgelegt. Regenrückhaltebecken bieten hier eine Lösung, indem sie die Wasserbewirtschaftung anpassen und die Risiken der Versiegelung ausgleichen.


Integration in die Stadtplanung

Die Integration von Regenrückhaltebecken in die Stadtplanung erfordert eine frühzeitige und interdisziplinäre Planung. Wichtige Aspekte sind:

  1. Standortwahl: Optimale Lage in Bezug auf Einzugsgebiet und mögliche Abflusswege.
  2. Multifunktionale Nutzung: Kombination mit Erholungs- oder Grünflächen, Spielplätzen oder Sportanlagen.
  3. Einbindung in Blau-Grüne-Infrastrukturen: Synergien mit Grünflächen, Flüssen oder Biotopen schaffen.
  4. Technische Anforderungen: Dimensionierung basierend auf hydrologischen Berechnungen, Materialwahl für Langlebigkeit und einfache Wartung.


Technische Anforderungen

Bau

  • Dimensionierung: Abhängig von der Größe des Einzugsgebiets und der Regenmenge.
  • Materialien: Verwendung von Beton, Kunststoff oder Erde für Dämme und Speicherräume.
  • Hydraulische Systeme: Sicherstellung einer effizienten Ein- und Ausleitung des Wassers.

Wartung

  • Regelmäßige Inspektionen auf Verstopfungen oder Erosion.
  • Reinigung von Sedimentationszonen und Filtereinrichtungen.
  • Pflege der umliegenden Grünflächen.

Ökologische und städtebauliche Vorteile

Regenrückhaltebecken bieten nicht nur technischen Nutzen, sondern auch ökologische und städtebauliche Mehrwerte:

  1. Verbesserung des Mikroklimas: Oberirdische Becken wirken kühlend und erhöhen die Luftfeuchtigkeit.
  2. Biodiversität: Schaffung neuer Lebensräume für Flora und Fauna.
  3. Ästhetik und Erholung: Gestaltung als Landschaftselement oder Park steigert die Lebensqualität.
  4. Nachhaltigkeit: Förderung der Wasserrückhaltung und Grundwasserneubildung.

Erfolgreiche Beispiele

Freiburg im Breisgau, Deutschland

In Freiburg wurde ein umfassendes Regenwassermanagementsystem entwickelt, das mehrere oberirdische Regenrückhaltebecken umfasst. Diese dienen nicht nur dem Hochwasserschutz, sondern auch als Naherholungsgebiete und Biotope.

Kopenhagen, Dänemark

Die dänische Hauptstadt setzt auf multifunktionale Lösungen wie das „Superkilen“-Projekt, bei dem Regenrückhaltebecken mit Freizeitflächen kombiniert wurden. Diese dienen als Hochwasserschutz und fördern die städtische Lebensqualität.

Melbourne, Australien

Melbourne nutzt unterirdische Regenrückhaltebecken zur Entwässerung und Wiederverwendung von Regenwasser für Bewässerungszwecke in Parks und Grünflächen.


Fazit

Regenrückhaltebecken sind unverzichtbare Elemente einer modernen, nachhaltigen Wasserbewirtschaftung. Sie schützen vor Überschwemmungen, entlasten die Kanalisation, fördern die Biodiversität und verbessern das Mikroklima. Die Integration in die Stadtplanung ermöglicht nicht nur technischen, sondern auch sozialen und ökologischen Mehrwert.

Angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel und die Urbanisierung werden Regenrückhaltebecken eine immer wichtigere Rolle in der Gestaltung lebenswerter Städte spielen. Erfolgreiche Beispiele aus aller Welt zeigen, wie diese Anlagen nicht nur funktionale, sondern auch attraktive Bestandteile einer nachhaltigen Stadtentwicklung sein können.

 

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