19.07.2021

Gesellschaft

Regula Lüscher geht in den Ruhestand

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Die langjährige Senatsbaudirektorin Regula Lüscher beendet ihre Tätigkeit in Berlin. Ende Juli 2021 geht sie in den Ruhestand. Ob die neue Lebensphase ruhig wird, ist offen. Dessen ungeachtet, verlässt sie nach 14 Jahren auf eigenen Wunsch ihren Posten in Berlin.

In Berlin liegen die Baugeschicke demnächst in anderen Händen. Denn Frau Lüscher beendet ihr Tätigkeit in der Hauptstadt. Nach 14 Jahren bittet die Senatsbaudirektorin um Versetzung in den Ruhestand. Es sind keine Streitigkeiten, die den Weggang veranlassen. Vielmehr will die Schweizerin nach vielen Jahren intensiver beruflicher Aktivität wieder Zeit für andere Dinge haben. Darüber hinaus will sie wieder mit ihrer Familie an einem Ort leben.

Regula Lüscher im Porträt. Foto: Rico Prauss

Regula Lüscher: Eine Schweizerin in Berlin

2007 stand in Berlin in ein Wechsel an. Hans Stimmann verliess Ende 2006 den Posten des Berliner Senatsbaudirektors. Seine Tätigkeit fand nicht überall Anklang. Zahlreiche Architekt*innen empfanden seine Vorgaben als zu rigide. Mit Regula Lüscher kam frischer Wind nach Berlin. Sie tauschte damals ihren Arbeitsplatz in Zürich gegen die Senatsbaudirektion in Berlin. Im Nachbarland hatte sie sich einen Namen als Architektin und im Städtebau gemacht. Aber mit dem politischen Berlin verband sie damals wenig.

Werdegang von Regula Lüscher

Nach dem Abitur in Basel studierte Regula Lüscher zunächst Architektur an der ETH Zürich. In dieser Stadt arbeitete sie auch als Architektin. Dann wechselte sie nach Wien. Dort heuerte sie im Atelier von Adolf Krischanitz an. Schließlich kehrte sie in die Schweiz zurück. Dort führte von 1989 bis 1998 ein eigenes Büro in Zürich. Ende der 1990er Jahre kehrte sie der Bürowelt den Rücken und wechselte in die Verwaltung. Zunächst war sie im Amt für Städtebau der Stadt Zürich tätig. Ab 2000 leitete sie dort die gesamte Stadtplanung. Schließlich war sie stellvertretende Direktorin des Amt für Städtebau der Stadt Zürich. In die Zeit ihrer Zürcher Tätigkeit fallen wegweisende Projekte. So entwickelte Regula Lüscher unter anderem das Gewerbeareal Zürich West. Aus dem ehemaligen Produktionsstandort inmitten der Stadt wuchs ein bedeutendes Wohn- und Dienstleistungsviertel.

Unter der Leitung von Regula Lüscher wurde aus dem Gewerbeareal Zürich West, einem ehemaligen Produktionsstandort inmitten der Stadt, ein neues bedeutendes Wohn- und Dienstleistungsviertel. Foto: Thomas Woodtli, CC BY-SA 2.0

Ende der Berliner Tätigkeit

 

Die Entwicklung von Zürich West galt lange als vorbildlich. Das Projekt lenkte auch den Blick der Berliner Senatorin für Stadtentwicklung auf Regula Lüscher. Die Senatorin sah in Regula Lüscher eine fachlich kompetente Expertin der Stadtentwicklung mit exzellentem Ruf. Diese Expertin lockte die Senatorin Junge-Reyer nach Berlin. So wurde die Schweizerin Regula Lüscher am 1. März 2007 Senatsbaudirektorin in Berlin. Die Position hielt Regula Lüscher bis jetzt. Auch der damalige Senator Michael Müller bestätigte die Schweizerin im Amt. Ebenso wie sein Nachfolger. Auch Andreas Geisel setzte als Senator die Zusammenarbeit mit Regula Lüscher fort. Zuletzt wurde ihr Amt vom rot-rot-grünen Berliner Senat 2016 bestätigt.

Nun stimmte sich Regula Lüscher wieder mit Michael Müller ab. Denn Michael Müller hat sie als regierendem Bürgermeister und Stadtentwicklungssenator mitgeteilt, dass sie Ende Juli 2021 Berlin verlassen will. Die Entscheidung hat sie mit Bedacht getroffen und entsprechend frühzeitig abgestimmt. Es sind also keine Konflikte oder Differenzen, die den Weggang bedingen. Vielmehr hat Regula Lüscher das Gefühl, dass die Stadt Berlin am richtigen Punkt angekommen ist. Themen wie Gemeinwohl, Architekturqualität, Partizipation und Klimaschutz sind präsenter. Das hat sie sich gewünscht. Darauf hat sie in ihren 14 Jahren im Amt hingearbeitet. Nun empfiehlt Regula Lüscher, die Leitung der Senatsbaudirektion in jüngere Hände zu geben.

Stadtentwicklung und -gestaltung

Lüscher steht für eine moderne Architektur. Die prägt auch die Europacity am Berliner Hauptbahnhof. Die Entwicklung dieses gemischt genutzten Stadtviertels fällt in ihre Amtszeit. Ebenso begleitete sie den Bau zweier Hochhäuser am Breitscheidplatz. Weitere Hochhäuser auf dem Karstadt-Areal am Kurfürstendamm hingegen lehnte sie ab. Die Meinung teilte auch das von ihr berufene Baukollegium. Das berät Regula Lüscher in wichtigen Fragen der Stadtgestaltung. Mit diesem von ihr initiierten Baukollegium ist es ihr gelungen, einen intensiven baukulturellen und stadtentwicklungspolitischen Diskurs in Berlin zu etablieren.

Regula Lüscher setze sich unter anderem für den Erhalt von Gebäuden der Ost-Moderne am Alexanderplatz ein. Foto: Dontworry, CC BY-SA 3.0
Sie engagierte sich auch für den Erhalt von Kulturbauten ein, wie bei der Deutschen Staatsoper. Foto: A.Savin (Wikimedia Commons · WikiPhotoSpace), FAL, via Wikimedia Commons
Und für die Komische Oper machte sie sich ebenso stark. Foto: Jörg Zägel, CC BY-SA 3.0

Blick nach vorne

Neben Neubauten galt ihre Aufmerksamkeit auch dem Bestand. Sie setze sich für den Erhalt von Gebäuden der Ost-Moderne am Alexanderplatz ein. Auch Kulturbauten wie die Deutsche Staatsoper, die Komische Oper und die Hochschule für Schauspielkunst profitierten von ihrem Engagement. Historischen Rekonstruktionen hingegen stand sie kritisch gegenüber. Vielmehr richtet Lüscher den Blick nach vorne. Der wird sich auch im Schumacher Quartier zeigen. Das neue Wohnquartier am Flughafen Berlin Tegel soll zum Modellquartier für den städtischen Holzbau werden.

Lob und Dank

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller wird Regula Lüscher vermissen. Er lobt die Senatsbaudirektorin und schätzt ihre Erfahrung, ihr Einfühlungs- und ihr Durchsetzungsvermögen. Er lobt aber auch ihre kreativen Ideen für Prozesse der Beteiligung. Auch der Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel lobt die Zusammenarbeit. Sie sei eine Bereicherung gewesen. Aus seiner Sicht hat Regula Lüscher in Berlin positive Spuren hinterlassen: im Stadtbild und der Verwaltung. Dabei hätte sie das Thema Nachhaltigkeit nie aus den Augen verloren.

Kritik und Unverständnis

Nicht alle Stimmen sind positiv. Der Verein Berliner Historische Mitte kritisiert Regula Lüscher. Sie hätte sich nicht für das alte Berlin eingesetzt. Die Senatsbaudirektorin hätte das Vokabular und die Grammatik der Stadt nicht verstanden. Dabei sei die zwischen Gründerzeit und Erstem Weltkrieg entstandene Bebauung unglaublich nachhaltig. Sie war fortschrittlich und ist noch heute klimagünstig und flexibel. Regula Lüscher hätte gut daran getan, diese Qualitäten zu schützen und weiterzuentwickeln, so der Verein. 

Regula Lüscher blickt zurück

Die Senatsbaudirektorin blickt mit Stolz auf ihre Arbeit in Berlin. Sie geht mit mehr als einem weinenden Auge. Das faszinierende Amt hätte sie all die Jahre sehr erfüllt. Sie blickt auf viele interessante und inspirierende Begegnungen sowie Erfahrungen zurück. Sie geht aber auch in freudiger Erwartung auf eine neue Ära und überlegt eine Ausbildung im künstlerischen Bereich zu machen. Vor allem aber will sie mehr Zeit mit ihrer Familie in der Schweiz verbringen. Einen Wohnsitz in Berlin wird sie behalten. Sie sei schließlich über die Jahre Berlinerin geworden. Seit 2016 auch mit doppelter Staatsangehörigkeit.

Mit dem Haus der Statistik wird ein Projekt mit Nutzungsmix aus Kultur, Bildung, Sozialem, öffentlicher Verwaltung und bezahlbarem Wohnraum geschaffen und Regula Lüscher freut sich sehr darüber. Lesen Sie hier mehr zum Projekt.

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