16.03.2021

Gesellschaft

Rein ins Grüne, raus in die Stadt

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Mit dem Buch “Rein ins Grüne, raus in die Stadt” hat Renate Künast, Autorin und Politikerin bei den Grünen, eine Art Reiseführer geschaffen. Aber nicht nur für Gartenliebhaber*innen. Das Buch widmet sich nämlich urbanen Gärten und besetzt damit mehr als nur die Gartenthematik: Neben der Gartenästhetik geht es um Ökologie, um Konsum, Kunst und Kultur und um soziales Engagement. Eine Buchrezension.

Der Münchner Kulturdachgarten wartet mit vielen hölzernen Sitzecken wischen Bäumen und Pflanzgefäßen auf.

Gemeinschaftsgarten als inklusiver Veranstaltungs- und Begegnungsort

 

„Rein ins Grüne, raus in die Stadt – eine Reise durch urbane Gärten“ sei ein Reiseführer für Gartenliebhaber*innen, so schreibt Grünenpolitikerin Renate Künast im Vorwort ihres Buches. Passend half ihr bei der Autor*innenschaft die freie Gartenredakteurin Victoria Wegner. Doch was bringt eine Politikerin dazu, ein Buch über Gärten zu schreiben? Handelt es sich hier nur um Liebhaberei und damit um ein Hobbyprojekt von Künast – oder doch um eine politische Aussage? Schließlich geht es um „urbane Gärten“, und die haben bekanntlich eine besondere Programmatik.

Dem Anspruch des Reiseführers wird das Buch auf jeden Fall gerecht: Es glänzt mit einem schönen Layout, mit bunten, Lust machenden Bildern und Texten. Informationen zur besten Besuchszeit, zu Ansprechpartner*innen, Links zu Webseiten und Veranstaltungen stellen den Kontakt zu den beschriebenen Orten her.

Stadtgärtner*innen bietet es weitere Anregungen: Zwischen den Kapiteln eingestreut finden sich Kochrezepte, Anleitungen zur Samengewinnung, und Hintergrundinformationen zum Thema „Boden“, „solidarische Landwirtschaft“, „samenfeste Sorten“ oder dem Trend der „essbaren Stadt“.

Der Kölner Carlsgarten: Auf einer ehemaligen Industriefläche zwischen Überseecontainern ist ein wilder, urbaner Garten entstanden, der für alle zugänglich ist.

Wünschenswerte Gesellschaftliche Haltung

 

Liest man die einzelnen Projektbeschreibungen, macht es Spaß, sich das kunterbunte Treiben an den Orten vorzustellen. Es macht neugierig, selbst zu erfahren, wie diese Organismen funktionieren. Denn urbane Gärten sind bei Weitem nicht nur dafür gedacht, zu flanieren und der Ästhetik zu frönen oder Nahrungsmittel anzubauen. Stattdessen wird dort oft versucht, in kleinem Rahmen ein angepasstes Gesellschaftsmodell auszuprobieren – was ein Grund sein mag, warum eine Politikerin sich dafür interessiert.

Nicht nur begrünen die urbanen Gärtner*innen Stadtbrachen und schützen damit das Klima, bewerben Biogemüse und lehren die Städter*innen den Kontakt zur Natur – auch beim Thema Inklusion leisten sie oft Erstaunliches: So liest man, dass der Gemeinschaftsgarten „Himmelbeet“ in Berlin-Wedding nicht nur samenfeste Sorten und Raritäten verkauft, sondern als inklusiver Veranstaltungs- und Begegnungsort mit einer Behindertenwerkstatt kooperiert.

Man erfährt, dass es in Andegnach, der „essbaren Stadt“, mutigen Pionier*innen aus der Stadtverwaltung nicht nur gelang, Wechselflor und pflegeleichtes öffentliches Grün durch Gemüse zu ersetzen; das Programm geht auch Hand in Hand mit einer Klimaschutzstrategie und bietet bei der Bewirtschaftung sozial Benachteiligten und Immigrant*innen eine Einstiegschance in die Gesellschaft. In vereinzelten Interviews kommen Akteur*innen wie Michael Scheer von der „Gemüsewerft Bremen“ und Geschäftsführer der „Gesellschaft für integrative Beschäftigung“ zu Wort, die dabei die Gelegenheit haben, klare Forderungen an die Stadtpolitik zu stellen.

Der Prinzessinnengarten in Berlin ist ein buntes gärtnerisches und soziales Experimentierfeld.

Rein ins Grüne, raus in die Stadt

 

Vielleicht sind aber Gärten immer schon sowohl Liebhaberei als auch politisch. Deutlich wird das zum Beispiel beim französischen Garten, zugleich ein Objekt zum Lustwandeln wie auch Ausdruck eines Gesellschaftsverständisses: des Absolutismus, und der Herrschaft des Geistes über die Natur. Künast fordert uns mit ihrem lebensfrohen Band gerade auf, die urbanen Gärten mit der Lust und Neugier von Reisenden zu besuchen und überlässt ihnen die weltanschauliche Interpretation des Gesehenen.

Es bleibt an ihnen, welchen Zugang sie zu den Gartenprojekten finden – ob über die reine Ästhetik, die Produktivität, die Ökologie, Kunst und Kultur oder das Soziale. Und wenn sie in zweiter Ebene herauslesen, welche gesellschaftliche Haltung gegenüber Ressourcen und Menschen wünschenswert wäre – dass nämlich im Garten wie in der Gesellschaft im besten Fall alle diese Ansätze ineinandergreifen – umso besser.

Rein ins Grüne - Raus in die Stadt: Eine Reise durch urbane Gärten. Renate Künast mit Victoria Wegner (Callwey Verlag)

 

Rein ins Grüne – Raus in die Stadt: Eine Reise durch urbane Gärten
Renate Künast mit Victoria Wegner
Callwey, 2019
176 Seiten
978-376-672-409-0
29,95 Euro

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