30.06.2021

Projekt

Sanierung Viktualienmarkt

Der Münchner Viktualienmarkt ist in die Jahre gekommen und bedarf einer Sanierung. (Foto: Alisa Anton/Unsplash)

Der Münchner Viktualienmarkt ist in die Jahre gekommen und bedarf einer Sanierung. (Foto: Alisa Anton/Unsplash)

In einer Arbeitsgemeinschaft mit den Planungsbüros pbb balke + kagerer und bauchplan ).( lieferte das Architekturbüro bogevischs ein Zukunftskonzept für die Sanierung des Münchner Viktualienmarkts. Mitte Juni 2021 ging es in die nächste Phase der Markt-Modernisierung. bogevischs buero beschäftigt sich diesen Sommer intensiv mit dem Bestand und der Bausubstanz. Welche Sanierung am Viktualienmarkt geplant ist, und wieso Sie vielleicht bald in der Frauenstraße einkaufen werden müssen, das lesen Sie hier.

Der Münchner Viktualienmarkt ist in die Jahre gekommen und bedarf einer Sanierung. (Foto: Alisa Anton/Unsplash)

Wechselnder Bierausschank am Viktualienmarkt

Wenn die Regierung nicht gerade Pandemie-bedingt die Besucher*innenströme in die bayerische Hauptstadt drosselt, ist der Münchner Viktualienmarkt einer der touristischsten Highlights der Stadt. Im Gegensatz zum Hofbräuhaus oder dem Chinesischen Turm im Englischen Garten kann er nämlich nicht nur mit Biergarten- und Bräuhaus-Essen aufwarten – obwohl er natürlich auch diese Sparte mühelos bedient –, sondern bietet deutlich mehr Auswahl an Speis und Trank. Und das nur einen Katzensprung vom Mittelpunkt der Innenstadt, dem Marienplatz, entfernt.

Es ist also kein Wunder, dass sich zu beinahe jeder Tageszeit Heerscharen an enthusiastischen Tourist*innen auf der Fläche von 1,9 Hektar zwischen den permanenten Ständen und Buden tummeln. Insgesamt 110 Händler*innen bieten täglich – außer sonntags – ihre Ware feil: von Obst und Gemüse, über Fleisch, Käse, Fisch, Backwaren und Gewürzen bis hin zu Blumen und Geschenkartikeln. Und damit erklärt sich auch der Reiz für die Münchner*innen, die sich in nicht kleiner Zahl unter die Gäste mischen: Nebst dem Marktflair bietet der Viktualienmarkt auch für Einheimische eine lohnenswerte Einkaufsmöglichkeit.

Zugleich darf man aber auch den wohl zentralsten Biergarten Münchens nicht außer Acht lassen. Er fasst knapp 1 000 Gäste und liegt direkt am Maibaum, der in der Mitte des Viktualienmarkts steht. Dieser ist das Wahrzeichen des Viktualienmarkts und ein Geschenk der Münchner Brauereien an die Bürger*innen der Stadt. Übrigens: Die Stadt München wollte bei der Belieferung des Biergartens keine der Münchner Brauereien bevorzugen. Deshalb wechselt der Bierausschank alle paar Wochen – so kommt keine Brauerei zu kurz. An der Schenke sieht man jeweils, welches Bier aktuell in die Krüge fließt.

Sanierung Viktualienmarkt: Vorschriften erfüllen, Charme erhalten

Das Besondere am Viktualienmarkt ist seine Geschichte: Er ist über 200 Jahre alt. Im Jahr 1807 musste die Stadt München einen Teil ihres Stadtmarkts verlegen – der damalige Standort, der Schrannenplatz, war zu klein dafür geworden. Die knapp 100 Holzstände auf dem Viktualienmarkt sind aber vergleichsweise jung: Sie stammen aus der Nachkriegszeit. Auch sie tragen zum historischen Ambiente bei.

Insgesamt 110 Händer*innen verkaufen ihre Waren am Münchner Viktualienmarkt – unter nicht optimalen Bedingungen. (Foto: Mohammad Saifullah)

Planer*innen von bogevischs buero untersuchen Bestand

 

Die Anforderungen an Lebensmittelhygiene, Statik und Arbeiterschutz sind jedoch in den letzten 75 Jahren deutlich gestiegen. Vielen Ständen fehlen Lager- und Kühlmöglichkeiten für ihre Waren. Außerdem sind Aufenthaltsmöglichkeiten und Personaltoiletten für die Händler*innen aktuell knapp. Dies führt dazu, dass sich die Stadt München entschlossen hat, ihre festen Lebensmittelmärkte umfassend sanieren zu lassen. Neben dem zentralen Viktualienmarkt gehören dazu auch der Markt am Elisabethplatz, am Wiener Platz und der Pasinger Viktualienmarkt. Das Ziel der Sanierung ist, die modernen Vorschriften einzuhalten, während der charakteristische Charme der Märkte erhalten bleibt. Darum kümmert sich das Kommunalreferat der Stadt mit dem Eigenbetrieb „Markthallen München“.

Dieser kommunale Eigenbetrieb besteht in dieser Form seit 2007. Er entstand durch einen Zusammenschluss von Großmarkthalle und Schlachthof – beides traditionsreiche Münchner Unternehmen. Nun betreuen die „Markthallen München“ sämtliche ihnen untergeordnete Unternehmen im Auftrag des Stadtrates. Dazu gehören nebst der Großmarkthalle und dem Schlachthof sowie den festen Lebensmittelmärkten auch die Gärtnerhalle und die Wochen- und Bauernmärkte. Markthallen München ist dafür verantwortlich, diese öffentlichen Einrichtungen für Lebensmittelhandel, Handwerk und Gewerbe sowie Gastronomie zu optimieren. Sein Ziel ist es, die erforderlichen räumlichen, technischen und organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen, um die Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen Unternehmen zu verbessern.

„Behutsam.Sanft.Liebevoll.“

Ein Generalabriss des Viktualienmarkts ist aber nicht vorgesehen. Der Plan des Kommunalreferats ist es, die Stände möglichst zu erhalten und sie abschnittsweise zu sanieren. Ganz getreu dem Motto „Behutsam.Sanft.Liebevoll.“, das das Kommunalreferat für die Viktualienmarkt-Sanierung wählte. Außerdem sind zwei neue Kellerbauten vorgesehen, um Flächen für Lager, Technik, Personal und Sanitäranlagen zu schaffen. Auch die Besucher*innen sollen mit neuen Toiletten versorgt werden. Zudem gehört eine verbesserte Müllentsorgung zu der Planung.

Das Ziel der Sanierung ist es, den Charme des Viktualienmarkts zu erhalten. (Foto: niklasfotografics)

Sanierung Viktualienmarkt nicht vor 2030 fertig

 

Die Münchner Planer*innen von bogevischs buero architekten & stadtplaner sind mit dem Zukunftskonzept für den Münchner Viktualienmarkt betraut. In einer Arbeitsgemeinschaft mit pbb balke + kagerer und bauchplan ).( erstellten sie bereits die Machbarkeitsstudie zum Viktualienmarkt. Beauftragt von der Landeshauptstadt München, beziehungsweise dem Eigenbetrieb „Markthallen München“ des Kommunalreferats, untersucht bogevischs buero nun seit Mitte Juni 2021 die Buden und Marktstände.

Die Planer*innen von bogevischs sind seit ein paar Wochen mit den Begehungen für die Vorplanung beschäftigt. Jeder Stand wird individuell untersucht: der aktuelle Zustand, aber auch die künftig benötigten Flächen und Ausstattungen sowie die Bausubstanz. So erkennen die Planer*innen die Defizite und können Konzepte für den zukünftigen Viktualienmarkt entwickeln. Dabei stellen sie sich stets die Frage, wie sie mit dem Bestand umgehen, wie sie ihn erweitern und erhalten können.

Auf dieser Grundlage entsteht im nächsten Schritt der Sanierungsplan. In zwei Jahren, 2023, wird der Münchner Stadtrat schließlich über den Projektauftrag entscheiden. Gebaut wird jedoch frühestens ab 2025 – über einen Zeitraum von fünf bis acht Jahren. Bis die Münchner*innen sich an dem sanierten Viktualienmarkt erfreuen können, kann es also noch dauern – bis 2033.

Interims-Viktualienmarkt in der Frauenstraße vorgesehen

Dem Kommunalreferat ist aber daran gelegen, dass die Händler*innen in dieser Zeit weiterhin ihre Waren verkaufen können. Nebst den Neubau- und Sanierungsmaßnahmen benötigt der Viktualienmarkt darum auch die Planung von Interimsständen. Die Händler*innen, deren Stände gerade umgebaut werden, sollen auf diese ausweichen können. Das hat seine Gründe: Der Stadt München ist es wichtig, dass der Viktualienmarkt während der gesamten Bauzeit weiterhin attraktiv für Besucher*innen bleibt. Die Einkaufsmöglichkeiten sollen deshalb während der Sanierungen erhalten bleiben. Dieser kleine, temporäre Viktualienmarkt wird wohl entlang der Frauenstraße zu finden sein. Die betroffenen Händler*innen werden übergangsweise in die Interimsstände einziehen, während ihr gewohnte Bude überholt wird.

Mehr Planung in München? Der Münchner Norden soll ein Kreativquartier erhalten.

Vorheriger Artikel

Nächster Artikel

das könnte Ihnen auch gefallen

Scroll to Top