Über zehn Jahre hinweg gestalteten die Planer*innen von el:ch landschaftsarchitekten den Schulcampus Schopfheim neu. Die Realisierung bei laufendem Schulbetrieb war dabei nicht die einzige Herausforderung. Weshalb sie die Planungen zwischendurch anpassen mussten, was sie im Hinblick auf Vegetation und Regenwassermanagement realisierten und wie sie den Schulhof trotz der Höhenunterschiede barrierefrei gestalteten, erläutern die Planer*innen selbst in ihrer Projektvorstellung.

Ein Jahrzehnt des Wachstums
Die Sanierung und Erweiterung des Schulcampus der Johann-Peter-Hebel- und Friedrich-Ebert-Schule in Schopfheim begleitete uns über zehn Jahre – vom gewonnenen Planungswettbewerb mit Architekturbüro 1 (Linz) bis zur anspruchsvollen Umsetzung in sechs Bauabschnitten. Und das alles bei laufendem Schulbetrieb. Immer wieder zu kurze Ferienzeiten, politische Entscheidungen, die Pläne über den Haufen warfen und sich ständig ändernde Rahmenbedingungen machten den Prozess nicht einfacher. Letztlich waren es aber gerade diese Herausforderungen, die uns die Chance gaben, den Campus Schritt für Schritt weiterzuentwickeln – durchdacht, nachhaltig und zukunftsorientiert.
Naturnah und funktional – die moderne Lernlandschaft
Unser Ziel war es, moderne und nachhaltige Lernräume zu schaffen, die sich harmonisch in ihre Umgebung einfügen. Dabei wollten wir nicht nur ästhetische Akzente setzen, sondern der Natur auch den ihr gebührenden Raum einräumen.
Der Schulcampus Schopfheim ist von einem „grünen Rahmen“ umgeben. Gezielt ausgewählte Stauden und Gehölze fördern die Artenvielfalt und reduzieren gleichzeitig den Pflegeaufwand. Gabionen und Betonblöcke schaffen Aufenthalts- und Retentionsflächen, die das Regenwasser auf natürliche Weise sammeln und versickern lassen. So unterstützen sie den lokalen Wasserhaushalt. Diese Vegetationsflächen tragen zur Verbesserung des städtischen Mikroklimas bei und bieten einen Lebensraum für Kleintiere.
Die Pflanzflächen erfüllen dabei nicht nur gestalterische Funktionen, sondern auch eine wichtige ökologische Aufgabe: Sie dienen als Retentionsflächen und werden durch diese natürliche Bewässerung versorgt. Besonders erfolgreich war die Wahl eines rein mineralischen Staudensubstrats mit minimaler Kompostbeimischung. Die Bepflanzung mit trockenheitsresistenten und selbst versamenden Arten hat sich als widerstandsfähig erwiesen und entwickelt sich kontinuierlich weiter. Besonders spannend war es, die Pflanzung in verschiedenen Entwicklungsstadien über die Jahre zu begleiten – eine seltene Gelegenheit, die wir als Planer*innen sehr geschätzt haben.
Langlebig, gelb und inklusiv
Bei der Wahl der Materialien legten wir besonderen Wert auf Nachhaltigkeit und Langlebigkeit, um den Anforderungen des Schulalltags gerecht zu werden. Der zentrale Pausenhof wurde mit einem robusten Holzdeck ausgestattet, umgeben von Asphaltflächen, die den rauen Anforderungen des Schulbetriebs standhalten. Die Spielflächen sind mit Holzspielgeräten der Firma Zimmer.Obst ausgestattet. Fallschutzkies und Spielsand werden durch Kokosfasereinfassungen sicher und natürlich eingefasst. Für ein naturnahes Ambiente sorgen vorhandene Bäume, Rasenhügel und viele Strauchweiden.
Die Farbgestaltung der Beläge orientiert sich an den Fassaden, die in Grautönen changieren. Kräftige Gelbtöne setzen Akzente, die sich sowohl im Innen- als auch im Außenbereich wiederfinden. Zusammen mit dem satten Grün der Vegetation ergibt sich ein harmonisches Gesamtbild, das den Campus einladend und modern erscheinen lässt.
Barrierefreiheit war ein zentrales Thema der Planung. Die Topografie des Geländes mit einem Höhenunterschied von mehr als drei Metern stellte uns vor besondere Herausforderungen. Wir mussten Lösungen finden, die es allen – unabhängig von ihren Mobilitätseinschränkungen – ermöglichen, sich sicher und frei auf dem Campus zu bewegen. Breite Wege, sanfte Steigungen, barrierefreie Bushaltestellen und Parkplätze waren genauso wichtig wie speziell gestaltete Spielgeräte für Kinder mit eingeschränkter Mobilität. Ein besonderes Highlight ist die Spielplattform aus Eichenholz: Sie kommt nicht nur Kindern mit unterschiedlichen Fähigkeiten zugute, sondern regt auch zum Entdecken und Forschen an.
Bauen im Takt der Schulglocke
Eine große Herausforderung war die Baustellenlogistik bei laufendem Schulbetrieb. Jede Bauphase musste so organisiert werden, dass der Unterricht – insbesondere während der Prüfungszeiten – so wenig wie möglich beeinträchtigt wurde. Nach der Fertigstellung des Schulneubaus folgten die Sanierung des Altbaus und die Gestaltung des gemeinsamen Schulhofs. Dabei musste jederzeit die Zugänglichkeit der Gebäude und die Fluchtwege gewährleistet bleiben. Dies stellte uns vor eine anspruchsvolle, aber auch sehr kreative Aufgabe.
Nicht alle Entscheidungen blieben im Verlauf des Projekts unverändert. Eine unerwartete Wendung nahm das Vorhaben, als der Stadtrat beschloss, den geplanten Abriss des Technikgebäudes zu stoppen. Viele der ursprünglich eingeplanten Freiflächen konnten nicht mehr realisiert werden, was uns vor neue Herausforderungen stellte. Wir mussten kreative Lösungen finden, um die verbleibenden Flächen sinnvoll zu gestalten. Der lange Prozess war von zahlreichen Wechseln im Team und öffentlichen Diskussionen begleitet, aber auch von der Unterstützung des stets präsenten Hausmeisters der Schule.
Krönender Abschluss mit Blaskapelle
Im Sommer 2024 war ein besonderer Meilenstein erreicht: Die Einweihung der neuen Sporthalle und das dazugehörige Bürgerfest mit Bratwurst und Blasmusik waren der gebührende Abschluss einer langen und intensiven Bauzeit. Das Projekt war auf der Zielgeraden angelangt.
Das Projekt Schulcampus Schopfheim hat uns eindrucksvoll gezeigt, wie komplexe Planungsprozesse über viele Jahre erfolgreich umgesetzt werden können. Mit Geduld, Flexibilität und einer klaren Vision ist es gelungen, einen nachhaltigen und barrierefreien Campus zu schaffen, der den Bedürfnissen heutiger und zukünftiger Generationen gerecht wird. Das Ende eines langen Prozesses markiert den Beginn des neuen, lebendigen Schulalltags auf dem neugestalteten Campus – einem modernen, integrativen Ort des Lernens und der Begegnung.
Büroprofil
el:ch landschaftsarchitekten wurde 2005 in München gegründet und wird von den Partnern DI Christian Henke (BOKU Wien) und Dipl.-Ing. Elisabeth Lesche (TU Dresden) geleitet. Das Büro ist in einem breiten Tätigkeitsfeld aktiv – von Wohnhöfen bis zu großmaßstäblichen Masterplänen, von innerstädtischen Lagen im historischen Kontext bis zu industriellen Folgelandschaften. Ein wesentlicher Teil der Projekte entsteht durch erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben.
Kennzeichnend für die Arbeit von el:ch landschaftsarchitekten ist der Dialog zwischen gebautem Raum und Vegetation. Die Entwürfe basieren auf dauerhaften, baulichen Fassungen, die sich harmonisch in ihren räumlichen Kontext einfügen und zugleich spezifische funktionale Anforderungen erfüllen. Die Materialwahl folgt einer klaren Formensprache: langlebige, geometrisch einfache Strukturen mit starkem Bezug zu Ort und Naturraum.
Mit einem kreativen und spielerischen Ansatz entstehen ungewöhnliche, aber durchdachte Kompositionen, bei denen Vegetation als dynamisches Element bewusst in den Entwurfsprozess integriert wird. Die Partner*innen bringen nicht nur ihre planerische Expertise ein, sondern sind auch in der Lehre und als Mitglieder von Wettbewerbsjurys tätig. So verbindet el:ch landschaftsarchitekten gestalterische Präzision mit einem tiefen Verständnis für ökologische und soziale Zusammenhänge – für Freiräume, die sowohl funktional als auch ästhetisch überzeugen.
Die Märzausgabe der G+L widmet sich dem Thema Schulen: Wie ein Schulhof im Jahr 2025 aussehen sollte, was sich Schüler*innen und Leher*innen wünschen und wie es an Deutschlands Schulen um digitale Bildung bestellt ist, erfahren Sie in den Projektvorstellungen, Interviews und Kommentaren der Märzausgabe. Das Heft ist hier im Shop erhältlich.
Ergänzend zum Heft gibt es auf der Webseite der G+L hier weitere Schulhofprojekte zu entdecken.