In Bad Segeberg realisierten die Planer*innen von grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner, gemeinsam mit dem Büro TWOWORKS als Projektpartner in der Bauleitung, die Umgestaltung des Pausenhofs der Schule am Burgfeld. Asphalt wich entsiegelten Versickerungsflächen, die Schule öffnet sich nun zu Park und Stadt. Wie das gelang, welche Wünsche die Schüler*innen äußerten und wie der Verkehr erschlossen wurde, erläutert das Büro in seiner Projektvorstellung selbst.

Schulgelände zu Park und Stadtteil geöffnet
Asphaltwüste adé: Nach weniger als zwei Jahren Bauzeit erinnert nichts mehr an den trostlosen Pausenhof der Schule am Burgfeld in Bad Segeberg. Eingebettet in den öffentlichen Stadtteilpark, schufen die Erneuerung nicht nur neue Angebote für Schüler*innengruppen aller Altersstufen, sondern auch für Schulpersonal, Eltern und Anwohner*innen. Das Schulgelände wird entsprechend in unterschiedliche Nutzungsbereiche gegliedert, die Nischen im parkartigen Baumbestand schaffen. Neben Bereichen für Spiel, Sport und Bewegung für alle Altersklassen sind vor allem vielfältige Treffpunkte, Kommunikations- und Rückzugsorte für die Schüler*innen wichtig.
Natürlich wird der Freiraum nicht nur während der Pause, sondern auch im Rahmen der schulischen Bildung und Ganztagsbetreuung genutzt. Hierfür bieten sich insbesondere die ruhigeren Lernorte Schulgarten und -teich sowie das grüne Klassenzimmer am Forum an. Das Forum öffnet das Schulgelände zum Park und Stadtteil und wird bewusst für öffentliche Nutzungen und Veranstaltungen außerhalb der Schulzeit freigegeben. An die Barrierefreiheit wurde bei allen Maßnahmen gedacht. Die Neugestaltung des Schulgeländes unterstützt den Wandel zu einer Schule, die Methoden des lebendigen Lernens umsetzt. Zudem kommt die Neugestaltung den Bedürfnissen der Schüler*innen nach Bewegung, Sicherheit und Ruhe entgegen.
Forum steht allen offen
Die ehemals kargen Freibereiche trennten die Schule am Burgfeld bisher von der Stadt und dem umgebenden Park. Ursprünglich gab es dunkle, schwer auffindbare Eingänge, gefährliche Kreuzungspunkte zwischen Pkw, Fahrradfahrer*innen und Fußgänger*innen sowie dunkle Parkwege. Nun liegt die Schule offen und einladend in den umgebenden Park eingebettet. Die Außenanlagen wurden so gestaltet, dass sie als Vermittler zwischen dem Schulgebäude aus den 70er-Jahren und der umgebenden Südstadt dienen. Der hochwertige Baumbestand und die Topografie binden sich dabei gezielt mit ein. Insbesondere das Forum verbindet die Schule mit dem Stadtteil und steht für alle offen.
Schule am Burgfeld als lebendiger Teil der Stadt
Der Pausenhof der Schule am Burgfeld bettet sich offen und ohne Zäune in den kleinen Nachbarschaftspark der Südstadt ein. Alle Freianlagen, insbesondere das Forum und die Spiel- und Sportbereiche, stehen so auch den Bewohner*innen der Südstadt offen und werden rege genutzt. Für außerschulische Veranstaltungen ist die entsprechende Infrastruktur – darunter Strom- und Wasseranschlüsse sowie ein Stadtteilraum – gegeben. Schüler*innen, Lehrer*innen und Parknutzer*innen begegnen sich nun täglich und ungezwungen vor und nach der Schule. Die Schule wird so zu einem Begegnungsort und lebendigen Teil der Stadt, anstatt sich wie sonst oft üblich abzuschotten.
Spielbereiche und Rückzugsorte gewünscht
Während der Corona-Pandemie fanden Online-Beteiligungsverfahren statt. Die dabei entwickelten Ideen und Wünsche der Schüler*innen, Lehrer*innen, Stadtteilvertreter*innen und Eltern flossen in die Gestaltung ein. Den Schüler*innen war eine offene und übersichtliche Gestaltung des Haupteingangsbereichs mit Sitz- und Aufenthaltsbereichen besonders wichtig. Die Sitzgelegenheiten sollten schlicht, elegant und für größere Gruppen geeignet sein. Eine vielfältige Bepflanzung, der Schriftzug der Schule und eine Informationsstele für Veranstaltungen waren ebenfalls gewünscht.
Beliebte Sportarten in den Pausen sind Fußball, Basketball und Tischtennis. Um Konflikte zwischen jüngeren und älteren Schüler*innen zu vermeiden, wurden Sport- und Spielbereiche getrennt. Sitzmöglichkeiten am Spielfeldrand als „Zuschauertribüne“ waren ebenfalls wichtig. Im Spielbereich waren Bodentrampoline, Kletterelemente und Schaukeln gefragt. Für den Außenbereich der Mensa wünschten sich die Schüler*innen eine lange Sitzstufe und Tisch-Bank-Kombinationen. Im Forumbereich sollten Sitzmöglichkeiten und Nischen als Rückzugsorte geschaffen werden. Zudem wünschen sich die Schüler*innen Platz für Handwerken im Freien und die Beobachtung von Natur, Insekten und Vögeln am Schulteich und im Park.
Barrierefreie Verkehrserschließung
Die Neugestaltung des Schulgeländes setzt auf nachhaltige und funktionale Verbesserungen. Ehemalige Asphaltflächen wurden entsiegelt, wodurch natürliche Versickerungsflächen entstanden. Die dezentrale Regenentwässerung optimiert das Wassermanagement, ergänzt durch die Sanierung der Schulgebäude-Entwässerung. Eine sichere, barrierefreie Verkehrserschließung mit neuen Fahrradabstellanlagen, Kiss&Ride-Zone und Parkplätzen sorgt für klare Wegeführung für Schüler*innen und Lehrer*innen. Barrierefreie Außenanlagen mit rollstuhlgerechten Hochbeeten und Sitzgelegenheiten fördern die Inklusion. Die flexibel und vielseitig nutzbaren Freianlagen stehen sowohl der Schule als auch dem Stadtteil offen.
Lebendige, identitätsstiftende Umgebung für Schule
Die Neugestaltung entwickelt die Qualitäten der bestehenden Topografie und des Baumbestand behutsam weiter. Sie wertet so das Schulgebäude der 70er-Jahre auf. Die Balance zwischen Gestaltung und Offenheit ermöglicht den Schüler*innen eine aktive Aneignung der Freiflächen, etwa im Schulgarten oder am Schulteich. Gleichzeitig entsteht ein filigraner Kontrast zwischen naturnahen, „wilden“ Ruhezonen und intensiv gestalteten Spiel- und Sportflächen. Die Wiederverwendung von Materialien, etwa des Granitpflasters, schafft eine gestalterische Verbindung zwischen den einzelnen Bereichen. So verbinden sich Struktur und Freiheit zu einer lebendigen, identitätsstiftenden Umgebung für Schule und Stadtteil.
Nach der Neugestaltung des Schulgeländes der Schule am Burgfeld ist der einst trostlose Pausenhof nicht wiederzuerkennen. Eingebettet in den Stadtteilpark entstanden vielfältige Spiel- und Aufenthaltsbereiche sowie ein Forum für Veranstaltungen. Die Schule öffnet sich zur Stadt, indem sie barrierefreie, sichere Wegeführungen und eine einladende Gestaltung bietet. Die Entsiegelung ehemaliger Asphaltflächen und eine dezentrale Regenentwässerung fördern nachhaltiges Wassermanagement. Die Mischung aus naturnahen Ruhezonen und intensiv gestalteten Spielflächen ermöglicht eine vielseitige Nutzung. Hochwertige Materialien und die behutsame Einbindung der bestehenden Topografie schaffen eine harmonische Verbindung von Alt und Neu. So wird das Schulgelände zu einem lebendigen, identitätsstiftenden Ort für Schüler*innen, Schulpersonal und die Bewohner*innen des Stadtteils.
Büroprofil
Nach Zusammenschluss der Büros von Doris Grabner (seit 1999) und Jürgen Huber (seit 2007) führen die Partner*innen heute mit Patrick Lipp und unterstützt durch drei Assoziierten die praktische Tätigkeit von grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb.
Von der Machbarkeitsstudie über Wettbewerbsverfahren und Entwurfsplanung bis zur Begleitung der Umsetzung steht das Finden und Erfinden des Wesens der Orte im Zentrum, um Funktionen und Ansprüche in individuelle Freiräume und Atmosphären zu integrieren.
Wir verfolgen jenen Ansatz, in dem Freiflächen nicht als zusätzlichen Faktor, sondern als Ausgangspunkt der urbanen Struktur betrachtet werden. So entstehen bei uns städtebauliche Ideen, die sowohl verdichtetes Bauen als auch eine hohe Aufenthaltsqualität und ökologische Funktionalität ermöglichen.
Dabei zählt zuallererst, was da ist. Die Leistungsphasen 0 und 1 müssen mit größter Behutsamkeit bedacht werden. Nur so entstehen authentische und nachhaltige Projekte. Multicodierendes, vielschichtiges, gestapeltes und die (Zuständigkeits-)Grenzen übergreifendes – „desektoralisierendes“ – Planen sind unsere Lösungsansätze für ein ressourcensparendes Bauen. Die große Kunst dabei ist, in großer Dichte gute Freiräume für Menschen zu generieren.
Die Märzausgabe der G+L widmet sich dem Thema Schulen: Wie ein Schulhof im Jahr 2025 aussehen sollte, was sich Schüler*innen und Leher*innen wünschen und wie es an Deutschlands Schulen um digitale Bildung bestellt ist, erfahren Sie in den Projektvorstellungen, Interviews und Kommentaren der Märzausgabe. Das Heft ist hier im Shop erhältlich.
Ergänzend zum Heft gibt es auf der Webseite der G+L hier weitere Schulhofprojekte zu entdecken.