05.03.2025

Projekt

Wabern: Vom Schulhof zur Quartiersmitte

Die Neugestaltung des Schulareals in Wabern schafft einen vielfältig nutzbaren Außenraum, der die Schule mit dem Dorfkern verbindet und pädagogische sowie ökologische Anforderungen erfüllt. Foto: Stefanie Würsch
Im Zuge der Schulhauserweiterung im Schweizerischen Wabern bei Bern gestalteten die Planer*innen von Weber + Brönnimann Landschaftsarchitekten den Außenraum der Dorfschule neu. Entstanden sind vielfältig nutzbare Freiflächen mit Spiel-, Grün- und Bewegungsbereichen. Wie die neue Gestaltung die Schulanlage mit dem Dorfkern verbindet, welche Bedeutung der neue Außenraum fürs Quartier hat und wie die Planer*innen den Freiraum nachhaltig gestalteten, berichtet das Büro selbst in seiner Projektvorstellung.

Ästhetisch ansprechend, pädagogisch wertvoll

Die Außenraumgestaltung des Schulhaus-Erweiterungsbaus im Schweizerischen Wabern bei Bern verbindet die bestehende Schulanlage mit dem Dorfkern. Sie schafft einen vielfältig nutzbaren, identitätsstiftenden Außenraum. Durch die gezielte Anordnung von Spiel-, Grün- und Bewegungsflächen entstehen klar definierte und funktional abgestimmte Bereiche, die den unterschiedlichen Anforderungen des Schulalltags gerecht werden. Das Projekt überzeugt durch eine durchdachte Freiraumgestaltung, die nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch pädagogisch wertvoll ist.


Vorgeschichte der Schulanlage

Steigende Schüler*innenzahlen und Bevölkerungswachstums machten in Wabern, einem Ortsteil der Gemeinde Köniz, bauliche Maßnahmen notwendig. Besonders im Zentrum Wabern wurde dringend zusätzlicher Schulraum benötigt. Die Parzelle des Dorfschulhauses Wabern bot die einzige Option für eine Erweiterung der Schulbauten. Der Standort bot Vorteile wie die Nähe zum Zentrum und zu drei Schulen. Jedoch wurde der Außenbereich der Schule durch die Verdichtung reduziert, und das Rasenspielfeld musste zugunsten eines zentralen Pausenplatzes aufgegeben werden.

Der Gemeinderat beauftragte 2017 einen Gesamtleistungswettbewerb zur Erweiterung der Schule Wabern Dorf. Der Wettbewerb führte zum Siegerprojekt „Zündhölzli“, das einen Neubau auf der Westseite der Parzelle vorsah. Der Gemeinderat genehmigte 2018 einen Projektierungskredit für die Ausarbeitung des Bauprojekts.


Schulareal Wabern im Wandel

Die Erweiterung des Schulareals Wabern wurde als integraler Bestandteil des Quartiers konzipiert und trägt entscheidend zur Belebung und Identitätsbildung der Umgebung bei. Durch eine durchdachte Abstufung der Öffentlichkeitsgrade wurden verschiedene Außenräume geschaffen, die unterschiedliche Funktionen erfüllen. Der Neubau im nordwestlichen Bereich des Areals orientiert sich klar zum ursprünglichen Dorfkern sowie dem Wabernstöckli und bildet gemeinsam mit den bestehenden Strukturen eine harmonische Gesamtanlage.

Die Spielflächen bieten den Schüler*innen vielfältige Möglichkeiten zur Bewegung und Interaktion. Foto: Stefanie Würsch
Wasserdurchlässige Bodenbeläge und Bepflanzung fördern ein angenehmes Mikroklima und tragen zur Reduktion von Hitzebildung bei. Foto: Stefanie Würsch
Der zentrale Pausenplatz bildet eine vielseitig nutzbare Fläche, die Bewegungs-, Spiel- und Aufenthaltsbereiche für den Schulalltag verbindet. Foto: Stefanie Würsch

Architektur und Freiraum in Harmonie

Das Projekt „Zündhölzli“ überzeugt durch seine städtebauliche Haltung und den Umgang mit dem denkmalgeschützten Kontext. Es schafft eine neue, verbindende starke Mitte zwischen Dorfkern und Schulanlage, ohne die umliegenden bestehenden Gebäude zu konkurrenzieren. Die Architektur des Erweiterungsbaus wurde bewusst so konzipiert, dass sie sich unaufdringlich in die bestehende Umgebung integriert. Eine vertikale, geschossweise leicht vorspringende und leicht differierende Lattenstruktur aus Holz gliedert die Fassaden. Einzig die Fensteröffnungen und die charakteristischen „Zündhölzli“ perforieren die Fassade, was deren Tiefenwirkung unterstützt. Die Fassadengestaltung sorgt für eine natürliche Einbettung und verstärkt den Bezug zum Außenraum. Die geneigte Dachform sowie die teilweise dreigeschossige Bauweise minimieren den baulichen Fußabdruck, sodass möglichst viel Fläche für die Freiraumnutzung erhalten bleibt.

Ein besonderes Merkmal des Neubaus ist seine Split-Level-Struktur. Diese erlaubt eine feingliedrige Abstufung der Außenräume, wodurch verschiedene Nutzungszonen entstehen. So sind die Klassen- und Gruppenräume zur Schulhofseite hin orientiert, während die Tagesschule, die auch von externen Personen genutzt werden kann, einen direkten Zugang zur Dorfstraße erhält. Diese architektonische Lösung unterstreicht die Funktion des Gebäudes als verbindendes Element zwischen Quartier und Schulbetrieb.


Ein neuer gemeinsamer Außenraum

Die Setzung des Erweiterungsbaus ermöglicht die Schaffung eines neuen, verbindenden Außenraums für die gesamte Schule. Dieser fügt sich nahtlos in die bereits vorhandenen Freiflächen ein und ergänzt sie sinnvoll. Ein zentrales Element bildet der neue Allwetterplatz, der zwischen dem bestehenden Schulhaus und dem Erweiterungsbau angeordnet wurde. Der Allwetterplatz ist mit einer Asphaltzone gerahmt, wodurch ein vielseitig nutzbarer Bereich für Ball-, Bewegungs- und Rollspiele entsteht. Die angrenzenden Grünräume im Norden und Süden bieten abwechslungsreiche Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten für die Schüler*innen.


Funktionale Gestaltung der Grünräume

Die Grünflächen im Außenbereich dienen als naturnahe Spielräume, Rückzugsorte sowie als verbindende Elemente zwischen den einzelnen Gebäudeteilen. Besonders wichtig war die Anbindung der Innenräume an die Außenbereiche: Direkte Ausgänge aus den Basisstufen- und Tagesschulräumen führen in begrünte Zonen, wodurch eine enge Verknüpfung zwischen Unterricht und Natur geschaffen wird.

Durch diese Gestaltung entsteht ein Außenbereich, der sowohl den Bedürfnissen der Schüler*innen als auch den Anforderungen einer modernen Schularchitektur entspricht. Gleichzeitig wird die Struktur des Quartiers gestärkt, indem der Schulraum als öffentlich zugänglicher Bereich fungiert.

Der Spielgarten für die jüngeren Kinder bietet geschützte Spielmöglichkeiten und grenzt an den neuen Schulgarten, der mit Beerensträuchern zum Naschen und Entdecken einlädt. Foto: Stefanie Würsch
Die Fassade des Neubaus ist durch eine vertikale Lattenstruktur aus Holz gegliedert und fügt sich harmonisch in die bestehende Umgebung ein. Foto: Stefanie Würsch
Die bestehende Mauer entlang der Straße sowie eine Böschung dienen als schützende Grenze und tragen zur Abschirmung des Spielgartens für die jüngeren Kinder bei. Foto: Stefanie Würsch

Nachhaltige Freiraumgestaltung

Ein weiteres zentrales Anliegen der Neugestaltung war die ökologische Nachhaltigkeit. Das Gebäude entspricht dem Minergie-P-ECO-Standard und setzt auf eine energieeffiziente Bauweise. Die Beheizung erfolgt über eine Erdsonden-Wärmepumpe, während eine Photovoltaikanlage auf dem Dach einen Großteil des Energiebedarfs deckt. Auch die Außenräume wurden mit Blick auf Nachhaltigkeit geplant. Die Grünflächen tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei und fördern die Biodiversität durch gezielte Bepflanzungen.

Die Gestaltung der Außenräume ist auf eine langfristige Nutzung ausgelegt. Materialien wie Holz und Naturstein fügen sich gut in das bestehende Umfeld ein und unterstreichen die natürliche Atmosphäre des Schulgeländes.

An möglichst vielen Orten wurden die Oberflächen durchlässig und unversiegelt gestaltet. Helle, ungebundene, wasserdurchlässige Beläge und eine intensive Bepflanzung fördern zudem ein angenehmes Mikroklima und wirken Hitzebildung entgegen.

Es wurden ausschließlich standortgerechte, stadtklimaresistente und zukunftsfähige Gehölze gewählt.


Neue Nutzungsmöglichkeiten durch die Ganztagesschule

Mit der Fertigstellung des Neubaus wurde in Wabern das Pilotprojekt „Ganztagesschule“ gestartet. Der Außenraum spielt dabei eine zentrale Rolle, da er als erweiterter Lern- und Lebensraum dient. Die Schüler*innen verbringen nicht nur ihre Unterrichtszeit, sondern auch ihre Pausen und Freizeit im Schulareal. Die durchdachte Gestaltung der Außenräume ermöglicht eine optimale Tagesstruktur und fördert Bewegung, Spiel sowie soziale Interaktion.

Die verschiedenen Spielmöglichkeiten, wie Kletter- und Bewegungsflächen, bieten den Schüler*innen abwechslungsreiche Aktivitäten. Foto: Stefanie Würsch
Durch gezielte Bepflanzung der Grünflächen soll die Biodiversität gefördert werden. Foto: Stefanie Würsch

Geschützte Spiel- und Gartenbereiche

Entlang der Dorfstrasse schließt sich der Spielgarten an, der speziell für die jüngeren Kinder der Tagesschule und Basisstufe dient. Dieser Bereich wird durch eine bepflanzte Böschung sowie die bestehende Mauer entlang der Straße abgeschirmt. Nördlich des Spielgartens wird der neue Schulgarten angelegt, der durch eine leichte Böschung zum Spielgarten abgegrenzt wird. Eine Bepflanzung mit Beerensträuchern verwandelt diesen Bereich in einen Naschgarten und lädt die Kinder zur Interaktion mit der Natur ein.


Projektinfos

Gesamtleistungswettbewerb: „ZÜNDHÖLZLI“ 1. Preis, November 2017

Ausführung: 2019 bis 2020

Bauherrschaft: Gemeinde Köniz, Abteilung Gemeindebauten, Landorfstrasse 13098 Köniz

Planer*innenteam:

Totalunternehmer: Erne AG Holzbau, Rüchligstrasse 53, 4332 Stein

Architekt: Boegli Kramp Architekten AG, Route de la Fonderie 8c, 1700 Fribourg

Landschaftsarchitektur: Weber + Brönnimann Landschaftsarchitekten AG, Morillonstrasse 87, 3007 Bern, www.webroe.ch

Bauingenieur: Weber + Brönnimann Bauingenieure AG, Morillonstrasse 87, 3007 Bern

HLKS: Gruner Roschi AG, Sägestrasse 73, 3098 Köniz

Elektro: R+B engineering AG, Zentweg 9, 3006 Bern

Bauphysik / Akustik: Bakus Bauphysik und Akustik AG, Grubenstrasse 12, 8045 Zürich

Fotografie: Landschaftsarchitekturfotografie Stefanie Würsch

Der Plan verdeutlicht die funktionale Gliederung des Schulareals in Wabern, bei der Neubau und Außenräume eine Verbindung zwischen Schulbetrieb und Dorfkern schaffen. Plan: Weber + Brönnimann Landschaftsarchitekten

Büroprofil

Weber + Brönnimann AG ist ein unabhängiges Planungsbüro mit über 50 Jahren Erfahrung in den Bereichen Bauingenieurwesen und Landschaftsarchitektur. An den Standorten Bern, Nidau und Zofingen arbeitet das interdisziplinäre Team eng zusammen, um kreative und maßgeschneiderte Lösungen für ihre Auftraggeber zu entwickeln.

Die Weber + Brönnimann Landschaftsarchitektur AG zeichnet sich durch die professionelle Gestaltung von Freiräumen aus, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch ökologisch wertvoll sind. Das engagierte Team entwickelt, berät, plant und realisiert seit zwei Jahrzehnten ortsspezifische Freiräume im städtischen Kontext. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf Nachhaltigkeit, Biodiversität sowie der Anpassung an gesellschaftliche und klimatische Veränderungen.

Die enge Zusammenarbeit mit der hauseigenen Bauingenieurfirma ermöglicht es, interdisziplinäre Projekte effizient umzusetzen, wobei Gestaltung, Technik und Konstruktion Hand in Hand gehen. Zu den Kompetenzen der Landschaftsarchitekten zählen unter anderem die Siedlungs- und Stadtentwicklung, die Gestaltung öffentlicher Plätze, Freiraumprojekte für Bildungsbauten, private Gartenanlagen, ortsbauliche Straßenraumgestaltungen sowie die Planung von Sportstätten und multifunktionalen Anlagen. Zudem leitet das Team partizipative Planungsprozesse und legt großen Wert auf klimagerechte und ökologische Gestaltungen, einschließlich der Entwicklung von Bewirtschaftungs- und Pflegeplänen sowie der Gartendenkmalpflege.

Mit Standorten in Bern, Nidau und Zofingen ist Weber + Brönnimann regional verankert und bietet seinen Kunden eine persönliche Betreuung vor Ort. Das Unternehmen legt großen Wert auf hohe Fachkompetenz, Innovation, Interdisziplinarität und permanente Weiterbildung, um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden und Projekte erfolgreich umzusetzen.

Weber + Brönnimann AG

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Die Märzausgabe der G+L widmet sich dem Thema Schulen: Wie ein Schulhof im Jahr 2025 aussehen sollte, was sich Schüler*innen und Leher*innen wünschen und wie es an Deutschlands Schulen um digitale Bildung bestellt ist, erfahren Sie in den Projektvorstellungen, Interviews und Kommentaren der Märzausgabe. Das Heft ist hier im Shop erhältlich.

Ergänzend zum Heft gibt es auf der Webseite der G+L hier weitere Schulhofprojekte zu entdecken.

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