03.03.2025

Projekt

Umgestaltung Schulhof Phönix-Grundschule Berlin

Der neu gestaltete Schulhof der Phönix-Grundschule verbindet Sport-, Spiel- und Grünflächen. Kletterspielplatz, Sandgrube und Kleinspielfeld ermöglichen eine vielseitige Nutzung während Pausen und Hortzeiten. Foto: hochC/Tina Merkau
Der neu gestaltete Schulhof der Phönix-Grundschule verbindet Sport-, Spiel- und Grünflächen. Kletterspielplatz, Sandgrube und Kleinspielfeld ermöglichen eine vielseitige Nutzung während Pausen und Hortzeiten. Foto: hochC/Tina Merkau

Ausgangslage: Pausenhof nur noch zu erahnen

Wir schreiben das Jahr 2006 – noch ist das starke Bevölkerungswachstum, das Berlin in den nächsten Jahren erfahren wird, kein Thema. In Wartenberg, einem Ortsteil des Berliner Bezirkes Lichtenberg, wird die Grundschule an der Wartiner Straße 6 geschlossen: In der Gegend wurden in den Jahren zuvor nur wenige Kinder geboren. Schulgebäude und Turnhalle werden verschlossen, das Gelände fällt in einen Dornröschenschlaf und die Natur holt sich weite Teile des Geländes zurück.

Zehn Jahre später, im Jahr 2016, platzen insbesondere die Grundschulen in der Gegend aus allen Nähten. Im Bezirk Lichtenberg werden viele neue Wohnungen und Einfamilienhäuser errichtet und die Schüler*innenzahlen steigen schnell. Der Bezirk entscheidet, den ehemaligen Schulstandort zu reaktivieren und eine zweieinhalbzügige Grundschule mit offenem Ganztagsbetrieb zu eröffnen. Künftig sollen 320 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren mit ihren Lehrer*innen und Erzieher*innen das Gelände wieder mit Leben erfüllen.

Das zu DDR-Zeiten in Plattenbauweise errichtete Schulgebäude und die Sporthalle sind trotz des jahrelangen Leerstandes noch in einem guten Zustand und sollen saniert und durch einen Mensa-Anbau ergänzt werden. Der Schulhof ist mit den Jahren jedoch stark verwildert und zugewuchert. Auch beim genauen Hinsehen lassen sich der Pausenhof und die Sportanlagen zwischen den groß gewordenen Bestandsbäumen nur noch erahnen.

Im Rahmen eines mehrstufigen Bewerbungsverfahrens erhielt das Büro hochC im Jahr 2016 den Auftrag für die Freianlagenplanung in den LPH 2 bis 8 für die zukünftige Phönix-Grundschule. Auftraggeber war das Bezirksamt Berlin-Lichtenberg.

Der neu gestaltete Vorplatz der Phönix-Grundschule bietet eine offene, großzügige Fläche mit Baumbestand, Fahrradstellplätzen und Zugang zum Haupteingang der Schule über eine breite Freitreppe. Foto: hochC/Tina Merkau
Der neu gestaltete Vorplatz der Phönix-Grundschule bietet eine offene, großzügige Fläche mit Baumbestand, Fahrradstellplätzen und Zugang zum Haupteingang der Schule über eine breite Freitreppe. Foto: hochC/Tina Merkau
Auf dem Schulhofgelände der Phönix-Grundschule wird das Schwammstadt-Prinzip umgesetzt. So wurde zum Beispiel ein versickerungsfähiges Pflaster mit großem Fugenanteil gewählt. Foto: hochC/Tina Merkau
Auf dem Schulhofgelände der Phönix-Grundschule wird das Schwammstadt-Prinzip umgesetzt. So wurde zum Beispiel ein versickerungsfähiges Pflaster mit großem Fugenanteil gewählt. Foto: hochC/Tina Merkau

Prinzip Schwammstadt konsequent umgesetzt

Das Gestaltungskonzept für den neuen Schulhof der Phönix-Grundschule wurde unter der Maßgabe entwickelt, einen möglichst großen Teil des schönen und teilweise auch alten Baumbestandes zu erhalten. In Anbetracht des Flächenbedarfes für Pausenhof und Sportplätze war dies eine Herausforderung, die letztlich durch einen leicht veränderten Flächenzuschnitt des Schulgeländes gemeistert wurde: Das Straßen- und Grünflächenamt war bereit, Teile einer öffentlichen Grünfläche dem Schulgelände zuzuschlagen – bezirksinterne Amtshilfe für das Schul- und Sportamt.

Unser Anspruch war es, den grünen und baumüberstandenen Charakter der Freifläche weiterzuentwickeln. Ein großer Teil der Bestandsbäume wurde deshalb in grüne Inseln eines abwechslungsreichen Raumgefüges eingebettet.

Die Grünflächen auf dem Schulhof dienen zudem als Versickerungsflächen. Der Zufluss von Regenwasser zur Kanalisation wurde minimiert, obwohl der Baugrund schlechte Versickerungswerte hat. Daher wurde flächig ein versickerungsfähiges Pflaster mit großem Fugenanteil gewählt, um einen Großteil des Regenwassers an Ort und Stelle zurückzuhalten. Das restliche von den Flächen abfließende Wasser wird, wo immer machbar, in große, flache Mulden geleitet und kann dort als Flächenversickerung langsam versickern beziehungsweise verdunsten. Das Prinzip der Schwammstadt wird auf dem Schulhof konsequent umgesetzt.

Der erhaltene Baumbestand prägt den Schulhof der Phönix-Grundschule und wurde großteils in grüne Inseln integriert. Foto: hochC/Tina Merkau
Der erhaltene Baumbestand prägt den Schulhof der Phönix-Grundschule und wurde großteils in grüne Inseln integriert. Foto: hochC/Tina Merkau
Sechs neue klimawandelresiliente Bäume, darunter Goldgleditschie, ergänzen den Baumbestand auf dem Schulgelände und tragen zur nachhaltigen Gestaltung bei. Foto: hochC/Tina Merkau
Sechs neue klimawandelresiliente Bäume, darunter Goldgleditschie, ergänzen den Baumbestand auf dem Schulgelände und tragen zur nachhaltigen Gestaltung bei. Foto: hochC/Tina Merkau

Freiflächen der Phönix-Grundschule auch zum Spielen am Nachmittag

Durch die Anordnung der grünen Inseln und auch durch die Nutzung der Freifläche hinter der Sporthalle entstehen auf dem Schulhof der Phönix-Grundschule spannungsvolle Räume in unterschiedlicher Größe, welche eine individuelle Aneignung durch die Schüler*innen ermöglichen: Eine große, zusammenhängende Hoffläche zum Rennen und Toben gibt es ebenso wie einen Rundkurs rund um die Sporthalle. Zwischendrin öffnen sich Nischen und Räume für ruhigere, zurückgezogene Aktivitäten. Betonsegmente entlang der Ränder der Inseln können zum Sitzen, aber ebenso zum Klettern, Balancieren et cetera genutzt werden. Die befestigten Flächen werden von den Kindern auch gerne zum Befahren mit allerlei Gefährten genutzt, die während der Pausen und des Hortbetriebes entliehen werden können.

Um für die Kinder von der ersten bis zu sechsten Klasse gleichermaßen interessante Spielangebote machen zu können, wurden zwei Spielplatzflächen in den Pausenhof eingefügt. Ein Kletterspielplatz lädt die etwas älteren Kinder zum Spielen ein. Eine etwas niedrigere Seilnetzanlage ist auch für jüngere Kinder bespielbar.

Die Spielgeräte sind hauptsächlich aus Robinienkernholz hergestellt und in blau-grünen Farbtönen lasiert, die sich sehr gut in das natürliche Umfeld der alten Bestandsbäume einfügen. Die große Kletterspielanlage bietet mit verschiedenen hoch gelagerten Robinienholzbalken Herausforderungen zum Balancieren. Die kleineren Kinder balancieren in geringerer Höhe und mit zusätzlichen Halteseilen. Sie werden zudem durch einen kleinen Stelzenparcours und eine in die Spielanlage integrierte Kletterwand herausgefordert.

Alle Spielgeräte wurden individuell für die Anlage entwickelt und angefertigt. Das Spielangebot auf dem Hof ist auch deshalb ganz besonders wichtig, weil die meisten Kinder nach der Schule den Hort besuchen und die Freifläche auch den Nachmittag über zum Spielen nutzen. Zudem wohnen viele der Kinder im umliegenden Plattenbaugebiet eher beengt und benötigen außerhalb ihrer Wohnungen Freiraum für Bewegung.

Die Laufbahn auf dem Schulhof mündet in eine Sprunggrube, das multifunktional genutzt wird und auch als Spielbereich mit integrierter Schaukel dient. Foto: hochC/Tina Merkau
Die Laufbahn auf dem Schulhof mündet in eine Sprunggrube, das multifunktional genutzt wird und auch als Spielbereich mit integrierter Schaukel dient. Foto: hochC/Tina Merkau
Die Kletterspielanlage auf dem Schulhof bietet verschiedene Balancier- und Klettermöglichkeiten mit unterschiedlichen Herausforderungen sowohl für ältere als auch jüngere Kinder. Foto: hochC/Tina Merkau
Die Kletterspielanlage auf dem Schulhof bietet verschiedene Balancier- und Klettermöglichkeiten mit unterschiedlichen Herausforderungen sowohl für ältere als auch jüngere Kinder. Foto: hochC/Tina Merkau

Elemente vom ursprünglichen Schulhof gerettet

Das neue Kleinspielfeld mit EPDM-Belag ist während der Pausen und auch bei Hortbetrieb nutzbar, der Zaun zum Schulhof hin offen. Um diverse Ballsportarten auf dem Feld zu ermöglichen, gibt es Bodenmarkierungen in unterschiedlichen Farben für verschiedene Sportarten. Bodenhülsen mit EPDM-Abdeckungen ermöglichen das Aufstellen zum Beispiel von Volleyballpfosten und anderen Ausstattungselementen.

Die angrenzende Laufbahn mündet in einer ungewöhnlichen Sprunggrube: Anstatt in die klassische, rechteckige Weitsprunggrube springt man hier in eine weitere, sandgefüllte Spielinsel, in der sich (natürlich mit ausreichendem Sicherheitsabstand) auch eine große Schaukel befindet. So können Flächen multifunktional genutzt werden; es wird kein Platz verschenkt. Multifunktional nutzbare, multicodierte Flächen sind das Gebot der Stunde, in einer Zeit, in der Freiräume in der Stadt immer knapper werden und unbedingt nachhaltig genutzt werden müssen.

Einige Elemente aus der ursprünglichen Schulhofgestaltung konnten in die neue Zeit gerettet werden: So wurden einige Findlinge gesichert und zu einem Steinkreis beziehungsweise Treffpunkt auf einer großzügigen Wiesenfläche neu gesetzt. In diesem Bereich besteht zukünftig auch die Möglichkeit, einen Schulgarten zu realisieren.

Die Kinder können auf den befestigten Flächen des Schulhofs mit verschiedenen Gefährten spielen. Foto: hochC/Tina Merkau
Die Kinder können auf den befestigten Flächen des Schulhofs mit verschiedenen Gefährten spielen. Foto: hochC/Tina Merkau
Das Kleinspielfeld auf dem Schulhof ist mit einem EPDM-Belag ausgestattet und ermöglicht verschiedene Ballsportarten. Foto: hochC/Tina Merkau
Das Kleinspielfeld auf dem Schulhof ist mit einem EPDM-Belag ausgestattet und ermöglicht verschiedene Ballsportarten. Foto: hochC/Tina Merkau

Baumbestand mit klimaresilienten Sorten ergänzt

In Zukunft werden viele Kinder mit dem Fahrrad zur Schule kommen– das Einzugsgebiet wurde im großflächigen Bezirk Lichtenberg entsprechend zugeschnitten. Daher wurden nahe dem Haupteingang eine Vielzahl von Fahrradanlehnbügeln unter den vorhandenen Bäumen vorgesehen. Um die Baumwurzeln zu schonen und keine weiteren Flächen zu versiegeln, ist in diesem Bereich eine Fläche aus Schotterrasen eingebaut worden.

Der neu gestaltete Vorplatz der Phönix-Grundschule an der Wartiner Straße wird als großzügige offene Freifläche gestaltet. Das bestehende Baumraster aus Platanen beschirmt die Platzfläche. Sie führt zum neuen Haupteingang der Schule, der durch einen Anbau mit breiter Freitreppe und barrierefreie Rampe gestaltet ist. Das für die befestigten Flächen verwendete Pflaster ist unregelmäßig geformt und folgt gestalterisch formal dem Konzept der Insel.

Der Baumbestand wurden durch sechs neue klimawandelresiliente Bäume ergänzt: Goldgleditschie, Platane, Spitzahorn und Haselnuss. In den Randbereichen des Schulgeländes wurden Strauchpflanzungen zur Abschirmung und Raumbildung eingesetzt. Die zentralen Grünflächen des Schulhofes werden größtenteils als Rasenflächen hergestellt, die den Kindern ebenfalls als Spielflächen zur Verfügung stehen. Die südlich an das Kleinspielfeld anschließende Spielfläche soll bei Bedarf auch als Sport- und Gymnastikwiese genutzt werden.

Der dringend benötigte und zuletzt heiß ersehnte neue Schulstandort konnte schließlich nach den Sommerferien 2021 von den Schüler*innen in Nutzung genommen werden.

Multicodierte Flächen auf dem Schulhof der Phönix-Grundschule – wie die Sandsprunggrube – ermöglichen eine flexible Nutzung für verschiedene Aktivitäten, wie Sport und Spiel, und tragen zur effizienten Flächenverwendung bei. Foto: hochC/Tina Merkau
Multicodierte Flächen auf dem Schulhof der Phönix-Grundschule – wie die Sandsprunggrube – ermöglichen eine flexible Nutzung für verschiedene Aktivitäten, wie Sport und Spiel, und tragen zur effizienten Flächenverwendung bei. Foto: hochC/Tina Merkau

Projektinfos Schulhof Phönix-Grundschule

Auftraggeber: Bezirksamt Lichtenberg von Berlin

beauftragte Leistungsphasen: LPH 2 bis 8

Beteiligte: mhb Planungs- und Ingenieurgesellschaft mbH (Hochbau)

Außenanlagenfläche: circa 8 600 Quadratmeter

Projektzeitraum: 2016 bis 2021

Baukosten: circa 1 400 000 Euro brutto für die KG 500


Büroprofil

hochC Landschaftsarchitektur wurde 2006 von Claus Herrmann gegründet und wird seit 2017 von Lioba Lissner und Claus Herrmann gemeinsam geführt. hochC realisiert hochwertige und wirtschaftliche Planungen in allen Leistungsphasen und begleitet professionell deren Umsetzung. Derzeit sind etwa 20 Mitarbeitende für hochC tätig. Ein Kern aus festangestellten Kolleg*innen wird ergänzt durch Freiberufler*innen, studentische Mitarbeitende und Praktikant*innen.

Freiräume werden von hochC individuell in die Landschaft eingeordnet, historische Parks und Gärten behutsam wiederhergestellt. Besonderes Augenmerk gilt bei allen Projekten dem Sinn für die Geschichte des Ortes und den Menschen, die ihn betreten. Darum ist es selbstverständlich, Anwohnende und Interessierte in den Planungsprozess einzubeziehen. hochC entwickelt auch zukunftsweisende Konzepte für Kulturlandschaften und integriert erneuerbare Energien in das Orts- und Landschaftsbild. Ein besonderer Fokus liegt auf den Themen Nachhaltigkeit und Klimaanpassung. Um hierfür die Kernthemen und wichtigsten Stellschrauben immer vor Augen zu haben, hat hochC die ‚10 Gebote der Nachhaltigkeit‘ für die Planung bei hochC formuliert. Zudem werden alle Projekte mit dem selbst entwickelten Nachhaltigkeitstool ‚Touchstone‘ auf die Einhaltung der Kriterien der Nachhaltigkeit hin spielerisch überprüft.

Unser Leitbild: GEMEINSAM. NACHHALTIG. GESTALTEN. Gemeinsamkeit ist uns sehr wichtig. Deshalb arbeiten wir transparent, vertrauensvoll und wertschätzend im Team und mit unseren Planungspartner*innen zusammen. Dies garantiert, dass alle Talente zielgerichtet wirken können. Wir planen leidenschaftlich gerne nachhaltige Freiräume mit einem ganzheitlichen Planungsansatz. So entstehen zukunftsorientierte Lösungen, bei denen Wirtschaftlichkeit, Umwelt und Soziales gleichermaßen Berücksichtigung finden. Dabei suchen wir stets neue herausfordernde Planungsaufgaben aus gesellschaftlich spannenden Themenfeldern und entwickeln hierfür gut gestaltete Ergebnisse im Sinne unserer Auftraggeberinnen und Auftraggeber.

Freiräume gemeinsam nachhaltig gestalten – das ist unser Ziel.

 

Die Märzausgabe der G+L widmet sich dem Thema Schulen: Wie ein Schulhof im Jahr 2025 aussehen sollte, was sich Schüler*innen und Leher*innen wünschen und wie es an Deutschlands Schulen um digitale Bildung bestellt ist, erfahren Sie in den Projektvorstellungen, Interviews und Kommentaren der Märzausgabe. Das Heft ist hier im Shop erhältlich.

Ergänzend zum Heft gibt es auf der Webseite der G+L hier weitere Schulhofprojekte zu entdecken.

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