Für eine Altbauvilla in einem Hamburger Vororte gestaltete Landschaftsarchitekt Soeren von Hoerschelmann einen Stadtgarten. Ziel war es, einen Hauch Frankreich in den Garten in Norddeutschland zu holen. Welche Pflanzen dabei zum Einsatz kamen, wie das Gelände strukturiert ist und weshalb Rasen in der Gestaltung entbehrlich war, lesen Sie in der Projektvorstellung.
Stadtgarten als Bühne für Pflanzen
„Der Garten soll nach Frankreich duften, den Esprit ausstrahlen, die Nonchalance – aber eben auch nach Norddeutschland und zum Wohnhaus passen“, beschreibt Landschaftsarchitekt Soeren von Hoerschelmann den Auftrag für die Gestaltung eines Stadtgartens, gelegen in einem der schickeren Hamburger Vororte. Er soll zur hübschen kleinen Altbauvilla passen, die mit viel Liebe zum Detail hergerichtet wurde.
Wichtig beim Entwurf war eine klare architektonische Linienführung unter Vermeidung von ideenloser Symmetrie. In diesem Rahmen wachsen Pflanzen, er ist ihre Bühne und macht sie zum lebendigen Kontrast: Sie setzen den Kontrapunkt zum Formalen. Gehölze, Stauden und Gräser werden auf die Bühne gehoben, sie haben sicht- und erlebbar einen hohen Stellenwert.
Topografie für Gestaltung genutzt
Auf Rasen jedoch wurde von Beginn an verzichtet, er ist in dieser abwechslungsreichen Gestaltung absolut entbehrlich. Die geschickte Abfolge der räumlichen Gliederung sorgt dafür, dass der Garten viel größer wirkt als er in Wahrheit ist. Wasser ist ein wichtiges Element in dieser Gestaltung, es taucht gleich zweimal in unterschiedlichen Formen im Garten auf. Baulich beschränkt sich die Palette auf einige wenige Materialien, die mit dem Alter und der unvermeidbaren Patina immer wertvoller werden. Burgpreppacher Sandstein kommt in Form von Stufen, Krustenplatten, Trockenmauersteinen, als Beckenrand und als Brunnen zum Einsatz. Durch seine offene Struktur verändert sich seine Oberfläche bereits nach kurz nach dem Einbau. Zeit als Gestaltungselement beschränkt sich also nicht nur wie sonst üblich auf die Vegetation.
Die leichte Topografie des Grundstücks nutzt der Landschaftsarchitekt für seine Gestaltung. Sie wird durch Elemente wie Treppen und Höhenabstufungen mit Trockenmauern sichtbar. Sie richten sich am Haus aus, so dass sie im Bezug zu dessen Ebene stehen. „Ich nutze Höhenunterschiede gerne, um sie abzufangen und damit Räume zu schaffen.“ So ergeben sich unterschiedliche Gartenzimmer auf verschieden hohen Terrassierungen und schaffen Anlass, die Räume unterschiedlich klar voneinander abzugrenzen.
Bepflanzungen an Standort angepasst
Die stärkere Betonung der Gartenräume übernehmen die erwähnten Stahlhalme, aber auch Heckenriegel, die sich von der Seite in den Raum schieben. Auch hier gibt es ein Zusammenspiel von Material und Zeit: Der Stahl setzt Rost an, die Wisteria verholzt – und erinnert an Frankreich. Wie alle baulichen Elemente orientieren sich die Pflanzen-Paravents am Haus, ohne auf eine Achse ausgerichtet zu sein. Diese luftig leichte Konstruktion schließt den Garten auch zur hinteren Grundstücksgrenze ab. Dort halten die Stahlhalme ihre bogig überhängenden Metallfinger wie eine schützende Hand über den gleichermaßen intimen wie sonnigen Sitzplatz und verwehren zusammen mit dem Blätterdach der Glyzine Einblicke vom Nachbarhaus.
Der eigene Blick jedoch bleibt frei und streicht über das formale Wasserbecken durch das Pflanzenzimmer zurück zur Villa.
Nutz- und Beetflächen sind miteinander verwoben, die Bepflanzung in der Höhe gestaffelt und an den Standort angepasst. Sie durchläuft viele abwechslungsreiche Phasen: Strukturstark im Winter, edel grün-weiß im Frühjahr, üppig im Sommer und laubfärbend im Herbst. Wertvolle Gehölze wie zum Beispiel ein Trompetenbaum (Catalpa bignonioides) wurden wiederverwendet. An die angrenzenden Grundstücke wurde mit dem Pflanzen von Pflaumenblättrigem Weißdorn (Crataegus prunifolia) angeknüpft und so eine Verbindung zwischen den benachbarten Gärten geschaffen.
Frankreich subtil anklingen lassen
Das Material ist zurückhaltend gewählt. Der Kies ist multifunktional und wirkt wie eine Grundierung, die sich durch die Gestaltung zieht. Alles Gebaute, auch das Wasserbecken und der Brunnen, bestehen aus Sandstein – ein Naturstein, der eine schöne Patina ansetzt. „Die größte Herausforderung war, kein Abziehbild zu bauen, sondern eine Idee von Frankreich zu kreieren, seinen Duft wachzurufen“, resümiert Soeren von Hoerschelmann.
Das Ergebnis mit seiner gelungenen Kombination aus natürlichen Materialien, Pflanzen und reduzierten baulichen Elementen lässt Frankreich subtil anklingen. Und dennoch passt dieser Stadtgarten uneingeschränkt zum Wohnhaus und nach Norddeutschland: Der Duft Frankreichs wird von einer nordischen Brise durch den Garten geweht.
Projektinfos
Lage des Gartens: Reinbek, Schleswig-Holstein
Größe des Gartens: 640 Quadratmeter
Planungsbüro: Soeren von Hoerschelmann Garten- und Landschaftsarchitektur
Ausführung: Gaerten von Hoerschelmann GmbH
Fotos: Ferdinand Graf Luckner
Büroprofil
Soeren von Hoerschelmann ist als Landschaftsarchitekt in der Objektplanung tätig. Als freiberuflicher Landschaftsarchitekt übernimmt er die Freiraumplanung von Unternehmen, der öffentlichen Hand oder im Bereich der Denkmalpflege.
Als Inhaber seines Ausführungsunternehmens Gaerten von Hoerschelmann GmbH hat er sich auf hochwertige private Gärten spezialisiert. Er bietet die gesamte Leistungspalette von der ersten Beratung, über den Entwurf, den Bau bis hin zur fachgerechten Pflege an.
Weitere Infos gibt es auf der Webseite des Büros.
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