28.12.2020

Gesellschaft

Ein Buch, das zusammenbringt was zusammengehört

Buchrezensionen
Stadtmarke

Beispiele aus ganz Deutschland

Ein authentisches Stadtimage – dafür muss die Geschichte dahinter stimmen. Doch wenn Stadtmarketing und Stadthistoriker nicht zusammenarbeiten, verliert die Geschichte oft an Glaubwürdigkeit. In diesem Buch zeigen Alfons Kenkmann, Bernadette Spinnen und die „Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland“ wie die genannten Disziplinen gemeinsam Stadtgeschichte erzählen können, interessant und glaubhaft. Verschiedene Beiträge mit lebendigen Anwendungsbeispielen zeigen wie es gelingt.

Die Menschen zeigen einen unstillbaren Hunger nach Geschichte: Babylon Berlin, die Gärtnerin von Versailles oder die Romane von Rebecca Gablé sind nur einige Beispiele. Neben Fernsehformaten und Romanen antwortet auch das Stadtmarketing auf die anhaltende Faszination. Doch es neigt dazu, die Geschichte zu banalisieren, um sie massentauglich zu machen. Wodurch man z. B. Mittelaltermärkte in Städten findet, die zu jener Zeit noch gar nicht existierten. Stadthistoriker hingegen sind bei solchen Angelegenheiten akkurat. Aber sie haben wiederum Mühe, ihr Wissen auf Augenhöhe zu vermitteln. Wenn die beiden Disziplinen aber zusammenarbeiten, können sie die Geschichte authentisch aufbereiten und in der Öffentlichkeit präsentieren.


SSS

Stadtgeschichte, Stadtmarke, Stadtentwicklung: Zur Adaption von Geschichte im Stadtmarketing. Kenkmann, Alfons, Spinnen, Bernadette, (Hrsg.)

2015 entschloss sich die „Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland“ (bcsd e.V.) die Disziplinen Stadtmarketing und Stadtgeschichte in einem Kongress zusammenzubringen. Dort arbeiteten die Akteure mit konkreten Beispielen, wie sie die Geschichte in Wert setzen und übersetzen können. Damit auch andere Interessierte von den Ergebnissen profitieren, veröffentlichten Alfons Kenkmann, Bernadette Spinnen und die bcsd e.V. das Buch „Stadtgeschichte, Stadtmarke, Stadtentwicklung“. Auf den Leser wartet darin eine abwechslungsreiche Sammlung an Beiträgen, theoretisch begründet und aktuell anwendbar, z. B. als Aufgabenstellung.

Alfons Kenkmann befasst sich darin mit dem wachsenden Interesse an historischen Formaten und Events und erklärt wie Experten diese Chance als Vermittler nutzen können. Weitere Autoren zeigen wie man die Geschichte einer Stadt historisch akkurat und gleichzeitig vermittelbar aufbereitet. Das Beispiel der Stadt Braunschweig verdeutlicht, wie dies in der Praxis aussehen kann. Neben Braunschweig werden jedoch auch andere Städte genannt. Charlotte Bühl-Gramer stellt dar, wie sich Nürnberg den unterschiedlichen Vorstellungsbildern als „Dürerstadt“ aber auch „Stadt der Reichsparteitage“ gestellt hat und diese heute sogar in der Vermarktung nutzt. Und auch Berlin, Leipzig und Magdeburg haben ihre eigene Geschichte zu erzählen.

Wie sich die Kleinstadt neue Anwohner angelt

Neben Historikern und Marketingexperten haben auch Planer einen Grund dieses Buch zu lesen. Bernadette Spinnen zeigt anschaulich am Beispiel einer fiktiven Universitätsabsolventin, nach welchen Kriterien diese ihre neue Heimat auswählt. Dabei wird deutlich wie kritisch Menschen heutzutage ihren Wohn- und Arbeitsort aussuchen und dabei längst nicht mehr nur die Metropolen ins Auge fassen. Kleinere Städte können von diesem Wandel profitieren, doch nur wenn sie ihre eigene Geschichte erzählen, statt die großen Städte zu imitieren. Eine Beispielstadt hat sich mit eigenen Geschichtsressourcen unverwechselbar gemacht und so die suchende Absolventin für sich gewonnen.

Die ganze Geschichte erzählen

Auch ein Beitrag der bcsd e. V. betont wie wichtig es im Stadtmarketing ist, das Image zu schärfen. Dabei sollte man die gesamte Entwicklung der Stadt berücksichtigen, nicht nur die historischen Highlights. Mit einer konkreten Aufgabenstellung zeigen sie, wie das Stadtmarketing mit Historikern zusammenarbeiten sollte, um die Geschichte glaubhaft aufzuarbeiten. Gemeinsam können sie die stadteigene Geschichte ebenso interessant wie authentisch erzählen und indem sie sich mit weiteren Disziplinen wie Denkmalschützern, Architekten und Planern austauschen, können sie mit Erkenntnissen aus der Geschichte auch Gegenwart und Zukunft bereichern.

Motivation durch Kooperation

Mit „Stadtgeschichte, Stadtmarke, Stadtentwicklung“ wollen die Autoren nicht nur zeigen wie man Stadtgeschichte erfolgreich vermittelt. Dadurch, dass sie das Thema interdisziplinär behandeln, möchten sie dazu motivieren, Kontakt zur anderen Disziplin aufzunehmen. Denn oft ist es unumgänglich, andere Sichtweisen zu berücksichtigen, um das große Ganze zu verstehen. So auch bei der Stadtgeschichte.

Stadtgeschichte, Stadtmarke, Stadtentwicklung. Zur Adaption von Geschichte im Stadtmarketing. Kenkmann, Alfons und Bernadette Spinnen (Hrsg). Wiesbaden 2019: Gabler Verlag. ISBN: 978-3-658-23706-6.

Vorheriger Artikel

Nächster Artikel

das könnte Ihnen auch gefallen

Scroll to Top