28.10.2024

Transformation des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck: Von Militärgelände zu lebendigem Stadtgebiet

Der ehemalige Fliegerhorst Fürstenfeldbruck: Transformation zu einem grünen, nachhaltigen Stadtgebiet mit Platz für Gemeinschaft, Natur und Innovation.Credit: ADEPT + Vivid Vision
Der ehemalige Fliegerhorst Fürstenfeldbruck: Transformation zu einem grünen, nachhaltigen Stadtgebiet mit Platz für Gemeinschaft, Natur und Innovation.Credit: ADEPT + Vivid Vision

Die Stadt Fürstenfeldbruck möchte ihr früheres Militärgelände, das 192 Hektar groß ist, umgestalten. Der Vorschlag des Kopenhagen-Hamburger Büros ADEPT hat den Wettbewerb mit seinem Vorschlag gewonnen. Nun soll ein vielfältiges, lebendiges Stadtgebiet dort entstehen, wo schon seit fast 90 Jahren das Militär dominiert.

In der Nähe von München liegt die kleine Stadt Fürstenfeldbruck, die lange ein großes, umzäuntes Militärgelände, den Fliegerhorst, beherbergte. Das Studio ADEPT konnte mit seinem Entwurf für ein lebhaftes neues Quartier überzeugen. Dieser berücksichtigt die lokale Identität und wechselhafte Geschichte des Ortes, der einst ein Fliegerhorst für die Wehrmacht, aber auch für die US Air Force und für die Luftwaffe war.

Nun soll das Militär das Gelände bald verlassen. Die Geschichte, das architektonische Erbe und die Landschaft der Umgebung stellen die Grundlage für eine neue Identität dar: Der Fliegerhorst wird zu einem ehrgeizigen, experimentellen Stadtgebiet. Der Entwicklungsprozess wird insgesamt mehrere Jahrzehnte dauern, könnte aber schon Ende 2024 mit einer ersten Zwischennutzung beginnen.


Militärgeschichte als Identitätsstiftung

Die Stadt Fürstenfeldbruck hatte einen Wettbewerb ausgelobt, um das knapp 200 Hektar große frühere Militärgelände am Fliegerhorst zu überplanen. Auch die Anrainergemeinde Maisach war an der Ideenfindung beteiligt. Nach einem ausführlichen Bürgerbeteiligungsverfahren kam es zu dem zweistufigen Wettbewerbsverfahren. Fünf Entwürfe schafften es in die Endauswahl. Das 15-köpfige Preisgericht tagte knapp zehn Stunden lang und einigte sich dann auf den Entwurf von ADEPT in Zusammenarbeit mit PGT Umwelt und Verkehr.

„Der Siegerentwurf stellt am plausibelsten dar, wie die Konversionsfläche in den nächsten 20, vielleicht auch 30 Jahren entwickelt werden kann“, erklärt die Jury. Unter dem Titel „Fürstenfeld Wood“ schlägt das dänisch-deutsche Studio ADEPT vor, wie Wohnen und Arbeiten im Einklang mit der Natur hier aussehen könnten. Geplant sind Wohnraum für etwa 4.000 Personen und 3.000 Arbeitsplätze.

Die vorhandenen Gebäudestrukturen sollen laut Siegerentwurf bei der Umgestaltung des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck bestehen bleiben. Das gilt auch für die, die nicht unter Denkmalschutz stehen. So möchte ADEPT sicherstellen, dass die Geschichte der Gegend nicht in Vergessenheit gerät, sondern vielmehr Identität stiftet. Der Startschuss für das Projekt könnte fallen, sobald die Bundeswehr abgezogen ist, was laut aktuellem Stand Ende 2026 sein wird.


Fürstenfeld Wood

Das Studio ADEPT aus Hamburg und Kopenhagen schlägt vor, auf den vorhandenen strukturellen Qualitäten des Fliegerhorstes aufzubauen und möglichst viele der bestehenden Gebäude zu erhalten. Da noch nicht in Gänze absehbar ist, wie die Balance zwischen Natur und öffentlichem Raum sowie zwischen Dorf und Stadt einmal aussehen wird, bietet der Masterplan unterschiedliche Verdichtungsstrategien. Auf diese Weise sind flexible Reaktionen auf künftige Anforderungen und Prioritäten möglich.

Die Umgestaltung des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck richtet sich an ein breites Spektrum von Bewohner*innen und ihre alltäglichen Bedürfnisse. Dafür entstehen Wohncluster mit verschiedenen Wohnungsgrößen und architektonischen Typologien. ADEPT stellt sich ein gemeinschaftsorientiertes Wohnen vor, mit neu gestalteten öffentlichen Räumen als „grüne Wohnzimmer“. Das Ergebnis soll ein einzigartiges, vielfältiges und nachbarschaftliches Zentrum sein, das „Fürstenfeld Wood“. Neben Wohngebäuden mit bis zu fünf Geschossen sind Schulen, Gemeindezentren und Sportanlagen geplant.


Von grau zu grün

Der Entwurf sieht viele nachhaltige Elemente vor: Die Gebäude erhalten Dach- und Fassadenbegrünung. Ressourcenschonende Bauweisen sind geplant, wie etwa Holzkonstruktionen. Und der Anteil versiegelter Fläche soll sinken, indem die Straßen künftig grün statt grau werden. Das Ziel des Siegerentwurfs besteht darin, die inneren Wohngebiete bei der Umgestaltung des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck vom motorisierten Verkehr freizuhalten. Fußgänger*innen und Radfahrende stehen im Vordergrund.

Die Hauptachse des Gebiets wird ein grüner, öffentlicher Raum, der zahlreiche urbane Aktivitäten anbietet. Zugleich integriert die Achse zeitgemäße Strategien für die Regenwasserbewirtschaftung und unterstützt ein angenehmes Mikroklima sowie biologische Vielfalt. Mithilfe der bestehenden Vegetation als Rückgrat nimmt der Grünanteil laut Entwurf künftig deutlich zu, um weitere vielfältige und resiliente Biotope zu schaffen.

Auch das Prinzip der Kreislaufwirtschaft spielt eine wichtige Rolle im geplanten „Fürstenfeld Wood“, was sich nicht nur an der Arbeit mit dem Bestand, sondern auch an der geplanten modularen Bauweise zeigt. Der CO2-Ausstoß des Quartiers soll minimal sein und natürliche Ressourcen sollen wiederverwertet werden.

Das bestehende Wegenetz bleibt als Grundlage erhalten, während neue grüne Straßenquerschnitte Raum für Fußgänger und Radfahrende schaffen. Nachhaltige Mobilitäts- und Regenwasserstrategien fördern ein angenehmes Mikroklima und biologische Vielfalt. Credit: ADEPT + Vivid Vision

Eine flexible Stadt für morgen

Wenn die Bundeswehr pünktlich im Jahr 2026 abzieht, ist das Gelände genau 90 Jahre lang genutzt worden. Höchste Zeit für die Umgestaltung des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck. Beginnen würde diese mit Zwischennutzungen für etwa zehn bis fünfzehn Jahre. Schon Ende 2024, wenn die Offizierschule abzieht, ergeben sich dafür erste Möglichkeiten.

Dann folgt die Rahmenplanung der Stadt, bei der überlegt wird, was realisierbar und finanzierbar ist. Einige Grundstücke müssen zum Beispiel erst angekauft werden, wobei die Planungshoheit laut Oberbürgermeister bei der Stadt bleibt.

Fest steht, dass ein Großteil der Bäume erhalten bleibt. Neubauten sollen auf bereits versiegelten Flächen entstehen, wobei einige dieser Flächen auch entsiegelt werden. Das Quartier soll dann nach und nach wachsen und eine „Stadt für morgen“ werden, die bei Bedarf Änderungen vornimmt, um sich flexibel an neue Anforderungen anzupassen.

Übrigens: Auch in Mannheim ist ein früheres militärisches Gelände, das Franklin Village, zu einem neuen, innovativen und nachhaltigen Stadtquartier geworden.

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