Im österreichischen Graz gestalteten die Planer*innen von Winkler Landschaftsarchitektur den Außenraum der Volksschule und Mittelschule Viktor Kaplan neu. Dabei entstand ein vielfältiges Lernumfeld, das Bewegungsflächen, Erholungszonen und nachhaltige Begrünung kombiniert. Wie das gelang und was genau die Planer*innen umsetzten, beschreibt das Büro in seiner Projektvorstellung.

Gesamter Außenraum neu gedacht
Die Volksschule (VS) und Mittelschule (MS) Viktor Kaplan befindet sich in Österreich im Bundesland Steiermark in der Hauptstadt Graz. Inmitten des Stadtteils Graz-Andritz liegt die Schule zwischen der Andritzer Reichsstraße und dem Schöckelbachweg.
Das Schulenensemble Viktor Kaplan vereint zwei Schulen miteinander – eine Volksschule und eine Mittelschule. Diese sind zwar baulich voneinander getrennt, teilen sich jedoch die angrenzenden Freiräume. Im Zuge des Neubaus des Turnsaals und der notwendigen Sportanlagen im Freien wurde der gesamte Außenraum der Schule neu gedacht. Ziel war es, einen vielfältigen, gut strukturierten, grünen Freiraum zu schaffen. In diesem sollen sich alle Altersgruppen wohlfühlen und er soll ausreichend Platz zum Spielen, Rasten, Lernen, Kommunizieren und Toben bietet. Wesentlich war es dabei auch, eine Differenzierung für die unterschiedlichen Altersgruppen im Freien zu schaffen. Neben den allgemeinen Freiräumen wurde das Entree ebenfalls neu gedacht. Sowohl Barrierefreiheit als auch ein Raum mit hoher Aufenthaltsqualität wurden generiert. So bietet der neu geschaffene Freiraum im Wesentlichen drei Bereiche, die mit unterschiedlichen Nutzungen gefüllt sind.
Neues Entree als zentrale Begegnungszone
Der nördliche Vorplatz des Schulensembles Viktor Kaplan wurde umfassend umgestaltet und dient nun als einladendes Entree und Pausenhof. Das neue Entree prägen drei mittig liegende, bepflanzte Sitzinseln. Diese geben einerseits den Bäumen wieder mehr Raum und Schutz, andererseits schaffen sie ausreichende Sitzmöglichkeiten für die Schüler*innen. Neben den langen, den Fassaden angelagerten Bänken bleibt noch genug Raum für Bewegung. Durch das Anheben des gesamten Platzes konnte nicht nur die Barrierefreiheit hergestellt, sondern auch mehr Raum für alle weiteren Nutzungsansprüche geschaffen werden.
Sportachse als Verbindung zwischen den Schulbereichen
Ein zentrales Element der Neugestaltung ist die sogenannte Sportachse. Sie erstreckt sich als dynamische Verbindung zwischen der Volksschule und den Sportanlagen der Mittelschule. Diese Achse sorgt für eine klare Strukturierung der Freiflächen und trennt aktive Bewegungsbereiche von ruhigen Aufenthaltszonen.
Der zwischen neu errichtetem Speisesaal und neuem Turnsaal entstandene kleine Hof. verlängert sich in Form einer aktiven Achse zwischen den Gebäuden in Richtung Osten. Der Hof wird gleichzeitig zum gliedernden Element, das den Volksschulbereich vom Sportbereich trennt. Pflanzbeete mit mehrstämmigen Bäumen strukturieren die Achse und trennen die Aufenthaltsbereiche von den aktiveren Bereichen.
Den im Norden angelagerten Volksschulfreibereich prägen altersgerechten Spielgeräte, ein Klassenzimmer im Freien und viel Schatten spendende Bäume. Letztere sollen auch vor Überhitzung der Innenräume in den Sommermonaten schützen. Südlich der Achse finden sich die Sportfelder wieder, auf denen der Turnunterricht im Freien stattfinden kann, ebenso wie das Fußball-Match am Nachmittag.
Ruhiger Pausenhof als Erholungsraum
Neben den Bewegungszonen wurde auch besonderer Wert auf die Gestaltung eines ruhigen Pausenhofs gelegt. Im südwestlichen Bereich der Schulanlage Viktor Kaplan wurde der Hof entsiegelt und naturnah umgestaltet. Hier dominiert die natürliche Umgebung mit alten Bestandsbäumen, die für eine angenehme Atmosphäre sorgen. Lediglich eine Schaukel unter den alten Bestandsbäumen bietet etwas Abwechslung.
Dieser Bereich wurde bewusst als ruhiger Rückzugsort konzipiert, in dem sich die Schüler*innen entspannen und erholen können. Holzdecks an den Ausgängen ermöglichen einen direkten Zugang in diesen Bereich, selbst bei regnerischem Wetter.
Begrünte Randzonen und nachhaltige Gestaltung
Vor allem im Süden wurde ein großzügiger bepflanzter grüner Saum zum angrenzenden Wohngebiet generiert. Neben vielen heimischen, ökologisch wertvollen Pflanzenarten bietet dieser auch ausreichend Puffer zu den Anrainer*innen.
Zusätzlich wurden die östlich gelegenen Randbereiche, die im Bestand durch monotone Böschungen geprägt waren, modelliert, um zukünftig eine bessere Beispielbarkeit (Naturspielbereich) etablieren zu können. Durch die unterschiedlichen Maßnahmen ist ein attraktiver, hochwertiger, divers nutzbarer Freiraum für alle Schulkinder entstanden.
Funktionale Erweiterungen für den Schulalltag
Neben den gestalterischen Elementen wurden auch zahlreiche praktische Verbesserungen umgesetzt. Der Zugangsbereich zur Schule wurde mit neuen Sitzmöglichkeiten und Aufenthaltsflächen für wartende Eltern ausgestattet. Zusätzlich bietet der neu gestaltete Innenhof nun genügend befestigte Flächen für Laufen, Spielen sowie das Fahren mit Rollern und Fahrrädern. Sitzbänke rund um die Bäume laden zu Gruppenarbeiten und außerunterrichtlichen Lerninseln ein. Ein besonderes Augenmerk galt auch der Mobilität der Schüler*innen. Zusätzliche Abstellplätze für Fahrräder, Scooter und Mopeds sorgen für eine verbesserte Infrastruktur und fördern eine umweltfreundliche Anreise zur Schule.
Ein nachhaltiges Konzept für die Zukunft
Mit der umfassenden Neugestaltung der Außenanlagen der Volksschule und Mittelschule Viktor Kaplan wurde ein zukunftsweisendes Konzept umgesetzt. Dieses stellt sowohl die natürliche Umgebung als auch die Bedürfnisse der Schüler*innen in den Mittelpunkt. Die Kombination aus Bewegungsflächen, Erholungszonen und nachhaltiger Begrünung schafft ein vielfältiges und inspirierendes Lernumfeld.
Die „Grüne Schule“ ist damit ein gelungenes Beispiel für eine moderne und umweltbewusste Schulgestaltung, die nicht nur den aktuellen Anforderungen gerecht wird, sondern auch eine langfristige Perspektive bietet. Die neuen Freiräume tragen dazu bei, dass sich die Schüler*innen in ihrer Schule wohlfühlen und gleichzeitig von einer naturnahen und vielseitigen Umgebung profitieren.
Büroprofil
Winkler Landschaftsarchitektur – Atelier für Freiraumplanung und regionale Entwicklung beschäftigt sich mit der Gestaltung von privaten und öffentlichen Freiräumen. Als Freiraum verstehen wir Landschaften, Garten- und Parkanlagen, Höfe, Plätze, Promenaden, Straßen und Friedhöfe. Das Büro ist Mitglied der Wirtschaftskammer und der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsarchitektur (ÖGLA) und wird seit Mai 2010 als Ingenieurbüro geführt.
Die zentrale Lage des Ateliers in Seeboden am Millstättersee ermöglicht die Bearbeitung von Projekten im zentraleuropäischen Raum, vorwiegend derzeit in Österreich. Das Atelier im Garten befindet sich in einem revitalisierten Wohngebäude aus den 40er-Jahren, kombiniert mit der anliegenden Modellbauwerkstätte, einer ursprünglichen Wäscherei.
Landschaftsarchitektur ist Zukunftsarchitektur
Wir entwickeln und verwirklichen Projekte für unsere Bauherr*innen in den Planungs-Phasen von der Projektierung (Vor- und Entwurfsplanung, Genehmigungsplanung) bis zur Realisation (Ausführungsplanung, Bauleitung, Schlussdokumentation). Im Aufgabenbereich der regionalen Entwicklung werden übergeordnete partizipative Planungsprozesse durchgeführt und daraus resultierende Masterplanungen erarbeitet. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Freiraum von Landschaftsarchitektur und Architektur sind Garant für qualitäts- und maßvolle Freiraumgestaltung.
Die Märzausgabe der G+L widmet sich dem Thema Schulen: Wie ein Schulhof im Jahr 2025 aussehen sollte, was sich Schüler*innen und Leher*innen wünschen und wie es an Deutschlands Schulen um digitale Bildung bestellt ist, erfahren Sie in den Projektvorstellungen, Interviews und Kommentaren der Märzausgabe. Das Heft ist hier im Shop erhältlich.
Ergänzend zum Heft gibt es auf der Webseite der G+L hier weitere Schulhofprojekte zu entdecken.