22.04.2020

Projekt

Vision Stadtgarten


Bunker als Multifunktionsräume

Mit Clubs wie Uebel & Gefährlich oder Terrace Hill sowie Werbe- und Promotionsagenturen ist der ehemalige Hamburger Flakbunker „Feldstraße“ alles in einem: Kriegsmahnmal, Ort der Kreativität und Veranstaltungslocation. Seit 2014 engagiert sich außerdem Hilldegarden, eine Gruppe von Anwohnern, für einen Stadtgarten auf dem Dach der Schutzanlage. Denn der Hochbunker soll künftig auch für nachhaltige Stadtentwicklung stehen. 


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Ein Stadtgarten soll auf dem Bunker entstehen. (Visualisierung: Planungsbüro Bunker/Matzen Immobilien

Hamburg ist Bunker-Hochburg: In keiner anderen deutschen Stadt wurden während des Zweiten Weltkriegs so viele militärische Schutzräume errichtet wie in der Hansestadt. Es waren gegen Kriegsende 1 051 Anlagen – darunter Hoch-, Röhren-, Rundbunker und Luftschutztürme. Grund hierfür war das 1940 erlassene „Führer-Sofortprogramm“ der Nationalsozialisten, das die Planung und den Bau von Luftschutzbunkern im Deutschen Reich vorsah.

Der wohl bekannteste Bunker in Hamburg steht auf dem Heiligengeistfeld in St. Pauli. Der ehemalige Flakturm, ein in Betonbauweise mit Stahlarmierungen errichteter Luftabwehr- und Luftschutzbau, ist 75 mal 75 Meter breit und kaum zu übersehen. Mit seinen 40 Metern Höhe ist der Bunker ein prägnanter Teil des Stadtbilds. Unter der Leitung von Albert Speer erbauten rund 1 000 Zwangsarbeitern den Bunker in nur 300 Tagen. Hier fanden zeitweise mehr als 30 000 Menschen Schutz, besonders während der starken Luftangriffe auf Hamburg im Sommer 1943.

Nach 1945 nutzten die Hamburger den Hochbunker schon bald um. Da nach dem Krieg großer Wohnmangel herrschte, diente er vorerst der Zivilbevölkerung als temporäre Bleibe. Die bedürftigen Bewohner und die scharfe Kritik der neuen Regierung um Max Brauer verhinderten das Vorhaben der britischen Besatzung, den Turm 1947 zu sprengen. Ob als Lager-, Wärme- oder Wartehallen, als Ausgabestellen für Notspeisungen oder als Wohnraum, viele Bunker behielten nach der Besatzung der Hansestadt wichtige Funktionen im städtischen Leben. Im Kalten Krieg wurde der intakte Luftschutzbunker dann reaktiviert. Wegen seiner Präsenz und Sichtbarkeit hat sich der Bunker Feldstraße zu einem wichtigen Mahnmal Hamburgs entwickelt. Er ist ein markantes Denkmal gegen Krieg und Faschismus.

Vom Kriegsmahnmal zum Musik- und Medienbunker

Der denkmalgeschützte Bau ist heute nicht nur eins der wichtigsten Mahnmäler Hamburgs, sondern auch ein Anlaufpunkt für Kreative, Nachtschwärmer und die Medien. Bereits in den Nachkriegsjahren siedelten sich erste Kreativschaffende in dem Bunker auf dem Heiligengeistfeld an: Die erste Redaktion des Axel-Springer-Verlags befand sich in einem der oberen Stockwerke, hier arbeitete man an den ersten Auflagen der Zeitschrift „Hörzu“. Im Winter 1952 sendete der NDR dann erstmals die Tagesschau aus dem Bunker. In den 1990er-Jahren wurde das Erbpachtrecht des Gebäudes schließlich für fünfzig Jahre an den Hamburger Unternehmer J. C. Matzen verkauft. Von da an siedelten sich weitere Medienunternehmen und schließlich auch der Musikclub „Uebel & Gefährlich“ hier an.

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Dieser Artikel erschien in der Garten+Landschaft 11/2018 mit dem Thema “Auf Identität bauen: Wie aus Industrie Baukultur wird.”

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