03.11.2016

Projekt

Ein Wasserplan für Rotterdam

Ist es möglich, Wasser nicht als Feind, sondern als Freund zu sehen? Und welche Maßnahmen können ergriffen werden, damit Rotterdam für die Zukunft vorbereitet ist? In den vergangenen Jahren hat die Stadt eine Reihe wichtiger Schritte unternommen, um diese Fragen zu lösen. Die Stadtverwaltung Rotterdams, die Wasserbehörden

Hollandse Delta, Delfland und Schielend & Krimpenerwaard haben gemeinsam den „Waterplan 2“ erstellt. Das Adaptionsprogramm „Klimasicherheit Rotterdam“ wurde etabliert, die ersten Ergebnisse des Wasserplans sind bereits sichtbar. Rotterdam nutzte die allgegenwärtige Überflutungsgefahr als Chance, eine sichere, wirtschaftlich starke und attraktive Stadt zu schaffen.

Rotterdam entstand an der Rotte, dort wo diese in die Maas mündet. Wasser und Rotterdam sind untrennbar miteinander verbunden. Wasser hat für die Stadtentwicklung von Rotterdam schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Die Straßen entlang der Kanäle, die nach Plänen des Architekten Rose entstanden sind, Kralingse Plas und Delfshaven sind gefragte Wohngegenden. Wasser ist auch in wirtschaftlicher Hinsicht für Rotterdam sehr wichtig. Dank der geografischen Lage im Delta zur Nordsee hat sich der Hafen zu einem wichtigen Wirtschaftsmotor in Europa entwickelt. Nun wird immer mehr in Innovation und in die Entwicklung von Know-how im Bereich der Deltatechnologie investiert.

Was das Wasser betrifft, hat die Stadt eine einzigartige Stellung. Rotterdam ist an allen Seiten von Wasser umgeben: vom Meer und von Flüssen; außerdem beeinflussen Regen und Grundwasserstand die Stadt. Zwei Entwicklungen stechen hervor: das höhere Wasserniveau als Ergebnis des steigenden Meeresspiegels und der sich ändernden Abflussmengen der Flüsse; und die Überflutungen aufgrund zunehmender Regenfälle. Bis zum Jahr 2050 muss man mit 800.000 Kubikmeter fertig werden. Die Stadt Rotterdam will ihre Ziele mit der Hilfe von Wasser erreichen. Ihre Mission ist es, eine sichere, attraktive Stadt mit einer starken Wirtschaft zu schaffen. Wasser kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Dabei sind drei Aspekte von Bedeutung:

Rotterdam ist von steigendem Wasserpegel und Starkregen bedroht.
Der Waterplan 2 sieht für die verschiedenen Stadtteile eigene Strategien vor.
Der Plan empfiehlt Dächer zu begrünen...
...und Wasserplätze einzurichten.
Verschiedene Wasserplätze sollen Regenwasser sammeln.

Rotterdam bleibt geschützt

Rotterdam ist eine der sichersten Städte der Niederlande. Für die Region ist diese Sicherheit sehr wichtig und muss erhalten werden. Rotterdam hat eine Strategie der Adaption gewählt, das heißt, die Stadt passt sich der jeweiligen Situation an. Daher werden derzeit Ressourcen gespart, um später die Wasserabwehr verstärken zu können. Wassermanager, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten arbeiten daran, Deiche als verbindende Elemente einzusetzen: als Parks, als Balkon mit Ausblick über die Maas oder als Fuß- und Radwege. Wird außerhalb der Deiche gebaut, müssen steigende Wasserpegel eingeplant werden. Mit Neuerungen wie schwimmenden Konstruktionen oder Bauten auf Pfählen kann dieser Entwicklung Rechnung getragen werden.

Internationale Stadt des Wasser-Wissens

Im Bereich der Deltatechnologie weist Rotterdam eine einzigartige Konzentration von Wissen und wirtschaftlichen Aktivitäten auf. Die Stadt möchte ihre Rolle als eine Stadt des Wissens stärken. Das Wissen soll weiterentwickelt, kombiniert und geteilt werden. Die Stadt will sich auch als internationales Labor für Experimente im Bereich der Klima-Anpassung profilieren.

Attraktive Wohngebiete

Rotterdam nutzt Wasser, um die Stadt noch attraktiver zu gestalten. Der Waterplan 2 skizziert, wie Rotterdam in zwanzig Jahren aussehen könnte. Die Charakteristika des Wassersystems sowie der urbanen Struktur teilen die Stadt in drei Gebiete. Das erste ist die Stadt am Fluss, die aus den Gebieten außerhalb der Deiche besteht. Das charakteristischste Merkmal ist der Fluss Maas, der Rotterdam Identität verleiht. Die Gebiete am Wasser mit Kop van Zuid, dem Lloyd-Quartier und jenen Gebieten, die Platz für eine dynamische Wohn- und Arbeitsgegend bieten, kennzeichnen die Stadt. Der zweite Bereich ist Rotterdam Nord.

Dort befinden sich viele gefragte Wohn- und Arbeitsviertel. Ziel ist es, existierende Merkmale weiter herauszuarbeiten. Die Kanäle und Drainage- becken sollen wenn möglich ausgedehnt und innovative Lösungen implementiert werden. Im Falle des dritten Gebiets, Rotterdam-Süd, bedarf es außergewöhnlicher Lösungen für außergewöhnliche Probleme. Das Gebiet ist reich an Wasser, das man jedoch besser nutzen könnte. Daher ist eine umfassende Strategie nötig. Ziel ist, die Wasserstruktur von Zuiderpark zu verbessern, neue Wasserwege zu erschließen sowie Rotterdam-Süd mit der Insel IJsselmonde zu verbinden.

Rotterdam – die Stadt des Wassers

Konventionelle Lösungen sind nicht aus-reichend, um diese Ziele zu erreichen. Im dichten Stadtzentrum und in den alten Bezirken ist es nicht möglich, Wasserspeicher auszubauen. Die Kosten sind astronomisch hoch, zudem können existierende Gebäude nicht einfach abgerissen werden. Dort sind Innovationen wie Wasserplätze, grüne Dächer und alternative Formen des Wasserspeicherns für die Entwicklung der Stadt essentiell. Der Wasserplatz ist ein zentraler Punkt, an dem Regenwasser vorübergehend gespeichert werden kann. Nach dem Regen wird das Wasser langsam den Drainagesystemen, dem Oberflächenwasser oder dem Grundwasser zugeführt. Wasserplätze sind die meiste Zeit des Jahres trocken, sobald es aber regnet, ändert sich ihr Erscheinungsbild drastisch.

So kann ein außergewöhnlicher öffentlicher Raum geschaffen werden. Grüne Dächer haben nicht nur den Zweck, Wasser zu speichern, sie isolieren auch, binden Feinstaub und erhöhen den ökologischen Wert einer Stadt. Daher sollten sie großflächig realisiert werden. Bisher ist es in den Niederlanden nicht üblich, begrünte Dächer zu nutzen, um Wasser zurückzuhalten. In Rotterdam kommen etwa 4,6 Millionen Quadratmeter an Dachfläche für die Begrünung in Frage. So können die verschiedenen Wasserprobleme zu einer sicheren, attraktiven und wettbewerbsfähigen Hafenstadt beitragen.

Rotterdam ist jetzt und auch in der Zukunft geschützt. Rotterdam stärkt seine Positionierung als Stadt mit Wissen über Wasser. Wasser wird zur Gestaltung attraktiver Wohngebiete genutzt. Durch praxisbezogene und langfristige Lösungen, konkrete Projekte, Innovation und die intensive Kooperation zwischen Institutionen und Disziplinen wird Rotterdam die Wasser-Stadt der Zukunft.

Erschienen in Garten+Landschaft 11/2008 – Gestalten mit Wasser.

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