13.11.2024

Gesellschaft

Weiße Dächer kühlen laut einer neuen Studie besser als grüne Dächer

Beat the Heat
pObwohl grüne Dächer viele Vorteile mit sich bringen, könnten weiße Dächer die bessere Wahl sein, um dem Hitzeinseleffekt in Städten entgegenzuwirken. Foto: via unsplash
pObwohl grüne Dächer viele Vorteile mit sich bringen, könnten weiße Dächer die bessere Wahl sein, um dem Hitzeinseleffekt in Städten entgegenzuwirken. Foto: via unsplash

Grüne Dächer sind in aller Munde, doch auch andere Dachfarben wirken sich positiv auf den urbanen Hitzeinseleffekt aus. So hat eine Studie aus Großbritannien bewiesen, dass weiß gestrichene Dächer eine bessere Kühlwirkung haben als grüne Dächer. Sie könnten die Temperaturen in London an heißen Tagen um bis zu 1,2°C senken.

Hitzestau in Städten ist ein immer wichtigeres Thema, das im Rahmen der inzwischen jährlich auftretenden Hitzewellen viel diskutiert wird. Weiße Farbe hilft: Sowohl Dächer als auch andere Flächen speichern weniger Hitze, wenn sie hell sind. Reflektierende Dächer mit weißer oder heller Farbe könnte laut einer Studie die Temperatur in ganzen Stadtteilen um 1,2°C oder sogar bis zu 2°C senken. Die Wissenschaftler*innen haben Computersimulationen am Beispiel der britischen Hauptstadt London durchgeführt. Sie konnten auch zeigen, dass bepflanzte Dächer, Straßengrün und Fotovoltaik-Anlagen nur einen geringen kühlenden Effekt haben.


Grüne Dächer produzieren nachts Wärme

Die neue Studie im Fachjournal „Geophysical Research Letters“, angeleitet von Oscar Brousse vom University College London, analysiert die Auswirkungen verschiedener Maßnahmen auf die Temperaturen im Großraum London. Dafür nutzte das Team Daten vom 26. und 27. Juli 2018, zwei Tage mit Höchsttemperaturen. Mit einer Genauigkeit von einem Kilometer und einer Studie zeigte das dreidimensionale Modell der Wissenschaftler*innen die Temperaturverläufe in den verschiedenen Stadtgebieten. Die Simulation lief in elf Durchgängen.

Kühle Dächer schnitten dabei mit Abstand am besten ab: Sie können die Umgebung um bis zu 2°C kühlen. Dazu gehören Dächer, die weiß gestrichen sind. Auch spezielle Dünnschichtmaterialien sowie heller Beton und helles Metall helfen dabei, die Sonneneinstrahlung zu reflektieren. Auf diese Weise heizen die Dächer nicht stark auf.

Laut der Studie könnte London seine Temperaturen um 0,5°C senken, wenn alle in Frage kommenden Dächer mit Solarzellen bedeckt wären. Bäume und Straßengrün könnten die Temperaturen um 0,3°C senken, begrünte Dächer um 0,5°C – jedoch nur tagsüber. Nachts können grüne Dächer die Temperatur der Umgebung um bis zu 0,5°C erhöhen, denn durch ihre Verdunstung tragen sie zu höherer Luftfeuchtigkeit und damit schwüler Luft bei.

Je nachdem, ob ein Dach hell angestrichen, begrünt oder mit Solarzellen bedeckt ist, hat es einen Einfluss auf die Umgebungstemperatur. Foto: via unsplash

Solardächer können Klimaanlagen antreiben

Darüber hinaus berechneten die Forscher*innen, mit welchen anderen Effekten Städte wie London heiße Temperaturen abmildern können. Sie stellten fest, dass kühle Dächer die beste Möglichkeit darstellen, um selbst an heißen Sommertagen die Umgebung so kühl wie möglich zu halten.

Solarzellen auf Londoner Dächern wären genug, um flächendeckend Klimaanlagen zu betreiben und die Temperatur in Gebäude bei etwa 21°C zu halten. Da diese jedoch Wärme aus dem Gebäude nach außen abführen, würde sich die Durchschnittstemperatur in der Stadt insgesamt sogar erhöhen. Dennoch sind Solarzellen keine schlechte Wahl, da sie weniger Wärme anziehen als andere dunkle Dächer. Denn sie befinden sich über dem Dach und absorbieren einen großen Teil der Sonnenstrahlung, bevor diese das Gebäude aufwärmen kann.

Ähnlich sieht es bei grünen Dächern aus: Sie produzieren zwar nachts Wärme, sorgen aber dafür tagsüber für kühlere Temperaturen. Zudem helfen sie dabei, die Biodiversität zu erhöhen. Sie sind eng mit blauen Dächern verwandt, die vor allem in der Schwammstadt eine Rolle spielen, indem sie  Wasser speichern und dabei helfen, Regenwasser reguliert abfließen zu lassen, um Überschwemmungen zu vermeiden. Der Regenfall kann mithilfe von Dachzisternen wiederverwendet werden, um grüne Dächer zu gießen oder Toilettenspülungen im Gebäude zu betreiben.

Und braune Dächer stellen eine Variante der grünen Dächer dar. Sie konzentrieren sich ganz auf Biodiversität, um zu kompensieren, dass beim Bau von Städten viel Lebensraum verloren geht. Durch Materialien wie Erde und Geröll lassen sich Lebensräume für lokal gefährdete Arten wiederherstellen.

Weiße Dächer sind in Griechenland schon lange üblich, um das Sonnenlicht zu reflektieren. Foto: via unsplash
Weiße Dächer sind in Griechenland schon lange üblich, um das Sonnenlicht zu reflektieren. Foto: via unsplash

Lektionen aus dem Süden

Weiter im Süden weiß man schon lange, dass weiße Dächer eine besonders gute Lösung bei Hitze sind. So sind zum Beispiel in Griechenland viele Dächer und Außenwände weiß gestrichen. Damit ist es möglich, bis zu 85 Prozent des Sonnenlichts zu reflektieren, wodurch das Gebäude kühler bleibt. Auch die Umgebungsluft bleibt kühl. Jedoch bringen diese Dächer keine Vorteile für Flora und Fauna. Sie helfen auch nicht mit der Speicherung von Regenwasser.

Letztendlich gibt es keine perfekte Lösung für kühlere Städte. Grüne Dächer werden immer beliebter und sind in manchen Städten inzwischen sogar bei Neubauten vorgeschrieben. Die Debatte zwischen grünen und weißen Dächern geht weiter, aber fest steht, dass eine Kombination aus grün, weiß, blau und braun viele wertvolle Vorteile für Städte bringt. Daher ist es sinnvoll, innovative Ansätze zu fördern, die das Leben in der Stadt auch im Sommer angenehm machen.

Weiterlesen: Im Juni 2024 drehte sich unsere Printausgabe ganz um das Thema Dach.

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