Der Europaplatz Süd, der Vorplatz des Hauptbahnhofs in Berlin, wird umgestaltet. Nun prämierte die Jury den Entwurf von Rehwaldt Landschaftsarchitekten mit dem 1. Preis. Mehr dazu lesen Sie hier.
Verbesserung der Aufenthaltsqualität
Der Europaplatz Süd übernimmt als Vorplatz des wichtigsten Bahnhofs von Berlin eine wichtige Rolle im Stadtgefüge. Hier kommen Reisende zuerst an, wenn sie die Stadt erreichen. Er macht somit einen wichtigen Teil des ersten Eindrucks aus, den die Hauptstadt vermittelt. Neben dieser repräsentativen Funktion kommt noch der logistische Faktor hinzu. Besucher*innen des Bahnhofs sollte der Vorplatz Orientierung bieten und sie auf dem Weg zum richtigen Gleis subtil leiten. Nach Abstimmung zwischen dem Land Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klima- und Umweltschutz, dem Bezirk Mitte von Berlin und der Deutschen Bahn AG wird nun eine Umgestaltung eben dieses besonderen Platzes angestrebt. Davon erhoffen sich die Verantwortlichen eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität und der Umsteigebeziehungen.
Wettbewerb zur Umgestaltung entschieden
Um das Bestreben in die Tat umzusetzen, wurden zuletzt vier Landschaftsarchitekturbüros mit der Erarbeitung eines Vorschlages beauftragt. Anfang Oktober diesen Jahres tagte nun die achtköpfige Jury aus Vertreter*innen des Landes Berlin und der Deutschen Bahn AG mit fachlicher Unterstützung durch vier Landschaftsarchitekt*innen und wählte den erstprämierten Entwurf. Durchsetzen konnte sich dabei das Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten aus Dresden. Manja Schreiner, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, sagte nach Bekanntgabe der Juryentscheidung, sie freue sich, dass der jetzt noch sehr unübersichtliche Ort durch den Entwurf zu einem einladenden Entrée Berlins werden könne.
Des prämierte Entwurf im Detail
Rehwaldt Landschaftsarchitekten orientieren sich grundsätzlich am städtebaulichen Raum. Unter dem Leitbild „Entrée Berlin“ schlagen sie einen urbanen, einladenden Platzraum in der Mitte der Stadt vor, der eine gute Orientierung sowie atmosphärische Aufenthaltsorte bieten soll. Dazu setzen sie vorrangig auf eine großzügige, offene Platzfläche, durch welche sich die ankommenden Reisenden direkt in der Stadt Willkommen fühlten. Diese Platzfläche erstreckt sich vom Bahnhofsgebäude bis zur Invalidenstraße als durchgängige Oberfläche ohne Stufen oder Bordanlagen. Als Material wird ein Asphalt mit geschliffener Oberfläche vorgeschlagen. Dieser soll nicht nur einen hohen Komfort bieten, sondern in seiner Farbgebung mittels heller Zuschlagstoffe auch einen warmen und gleichsam lebhaften Gesamteindruck schaffen. Rehwaldt Landschaftsarchitekten ließen sich in der Gestaltung dabei von Terrazzobelag inspirieren.
Der Offenheit steht als Kontrast und weiteres Element der „Grüne Schirm“ gegenüber. Als unregelmäßige Pflanzung hochstämmiger Bäume bildet er sozusagen ein Gegenstück zum Bahnhofsgebäude. Durch die Aufastung der Gehölze bleibt einerseits ein durchlässiger Raum bestehen, während andererseits eine Abschirmung zur Invalidenstraße entsteht. Durch das lockere Blätterdach kann sich ein atmosphärischen Aufenthaltsort ausbilden.
Weiterhin fungiert der Bereich unter dem „Grünen Schirm“ als Speicherrigole. Das Regenwasser, das auf der Platzfläche anfällt, wird dazu in Schlitzrinnen aufgefangen und in den nördlichen Bereich geführt, wo es gesammelt werden kann. Die Bäume werden dann das Wasser über die Wurzeln aufnehmen und es über die Baumkronen wieder verdunsten. So kann zum einen ein angenehmer, kühlender Effekt für die unmittelbare Umgebung entstehen. Zum anderen wird die Kanalisation entlastet und das Regenwasser vor Ort genutzt, statt es umgehend über Kanäle abzuführen. Für Dr. Almut Neumann, Bezirksstadträtin des Bezirks Mitte für Ordnung, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen ein wichtiger Punkt: „In Zeiten der Klimakrise ist es besonders wichtig, dass wir das Regenwasser des Platzes sammeln und über Rigolen den neuen Bäumen zuleiten. Dazu liefert das Konzept innovative Ideen, die wir umsetzen wollen.“
Ergänzt wird die Gestaltung des Europaplatzes durch eine funktionale Ausstattung. Dazu werden Fahrradparken und die Jelbi-Station – eine Bündelung von Sharing-Angeboten – sowie eine öffentliche Toilette am östlichen Platzrand situiert. Dort sind sie für Nutzer*innen gut sichtbar und verdecken den Bauzaun im Bestand. Das Gebäude mit begrüntem Dach soll dabei als einfache Konstruktion ausgeführt werden, die später ggf. demontier- und umsetzbar ist.
Stimmen des Preisgerichtes
Laut Senatsbaudirektorin Prof. Petra Kahlfeldt hätten die offene und einladende Geste, das grüne Baumdach entlang der Invalidenstraße und die klare Kante mit Fahrradabstellmöglichkeiten und weiterer Infrastruktur nach Osten hin die Jury überzeugt. Weiterhin sagt sie: „Der Entwurf zeigt, dass auch mit der Weiternutzung von vorhandenem Material nachhaltig, barrierefrei und mit einer guten Aufenthaltsqualität der Europaplatz Süd künftig das Entrée Berlins vom Hauptbahnhof werden kann.“ Auch Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist überzeugt, nun den richtigen Entwurf gefunden zu haben: „Mit dieser Variante schaffen wir eine deutliche Aufwertung und mehr Struktur auf dem Bahnhofsvorplatz an der Invalidenstraße.“
Weitere Schritte
Nun gilt es, den Entwurf in die Realität zu übersetzen. Dafür wird das Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten mit der weiteren Planung beauftragt. Derzeit ist vorgesehen, die Planungen bis zum Sommer des kommenden Jahres abzuschließen und anschließend mit der baulichen Umsetzung zu beginnen. Wenn der Zeitplan wie angestrebt umgesetzt werden kann, dann könnte die Fertigstellung der anspruchsvollen Bauaufgabe bis Ende 2025 realisiert werden. Und damit zukünftig das Ankommen und Abreisen am Berliner Hauptbahnhof zu einem ganz anderen Erlebnis machen.
Lust auf mehr Wettbewerbsnews? Am 15. Dezember 2023 entschied sich der Wettbewerb zur Gartenschau Vaihingen. Der freiraumplanerische Entwurf eines Büros überzeugte die Jury dabei eindeutig. Alles dazu lesen Sie hier.