24.10.2024

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Wettbewerb zum Alten Leipziger Bahnhof in Dresden entschieden

Seit 2005 liegt der Alte Leipziger Bahnhof in Dresden größtenteils brach, aber nun hat die Stadt einen Wettbewerb durchgeführt, um ihm zu neuem Leben zu verhelfen. Copyright: KOPPERROTH mit Fabulism und Station C23.

Am 26. Februar 2024 hat die Stadt Dresden vier Preise für den Wettbewerb zum Alten Leipziger Bahnhof vergeben. Gewonnen hat der Entwurf von KOPERROTH Architektur & Stadtumbau PartGmbB mit Fabulism GbR und Station C23. Er sieht ein grünes, kleinteiliges Stadtquartier mit hoher Aufenthaltsqualität vor

Der Alte Leipziger Bahnhof in Dresden ist etwa 27 Hektar groß. Seit 2018 hat die Stadt vor, das Gebiet städtebaulich zu entwickeln. Die Grundlage ist ein Masterplan des Stadtrats vom Juni 2018. Zwischen 2022 und 2024 fand ein breit angelegter Beteiligungsprozess statt, an dem Eigentümer*innen, Stadtverwaltung, Stadtrat, Interessensvertreter*innen, Bürger*innen und der Stadtbezirksrat teilnahmen.

Zugleich schrieb die Stadt Dresden einen Wettbewerb für die Quartiersgestaltung aus. Insgesamt sieben Entwürfe schafften es in die zweite Wettbewerbsphase, von denen vier einen Preis erhielten. Sieger ist KOPPERROTH Architektur & Stadtumbau PartGmbB mit Fabulism GbR und Station C23. Alles über den Entwurf hier.


Wettbewerb um ein gemischt genutztes, grünes Stadtquartier

Gebaut wurde der Alte Leipziger Bahnhof bereits 1839 und bildete lange den Endpunkt der Leipzig-Dresden-Verbindung. Gewerbe wie eine Steingutfabrik von Villeroy & Boch sowie ein Schlachthof siedelten sich um den Bahnhof an, der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde. Die Inbetriebnahme des benachbarten Neustädter Bahnhof sorgte dafür, dass er weiter an Bedeutung verlor. Seit 2005 ist der Alte Leipziger Bahnhof in Dresden bereits nicht mehr in Nutzung. Vereinzelte kulturelle und gewerbliche Angebote sind auf dem Areal noch vorhanden, aber ansonsten liegt es brach. Die denkmalgeschützten Bestandsgebäude stehen kurz vor dem Verfall.

Umso wichtiger ist es, das Quartier neu zu gestalten. Die Stadt Dresden rief dafür einen offenen, zweiphasigen städtebaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb aus, betreut vom Büro für urbane Projekte aus Leipzig. Unter Vorsitz von Peter Scheller vergab die Jury in der zweiten Runde die folgenden Preise:

  • Preis:Kopperroth Architektur & Stadtumbau (Berlin), Fabulism (Berlin) und Station C23 (Leipzig)
  • Preis:Yellow Z (Berlin) mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Köln)
  • Preis:rheinflügel severin (Düsseldorf) mit Rehwaldt Landschaftsarchitekten (Dresden)
  • Preis:Machleidt (Berlin) mit UKL – Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten (Dresden)

Die Stadt Dresden hatte um Entwürfe für ein gemischt genutztes, durchgrüntes Stadtquartier gebeten. Dieses soll die noch bestehenden Nutzungen ausbauen, Bestandsgebäude einbeziehen und Wohnungen hinzufügen. 70 Prozent der Neubauten sollen Wohnraum bieten.

Als grünster Vorschlag gewann der Entwurf von KOPERROTH Architektur & Stadtumbau mit Fabulism und Station C23 den Wettbewerb. Copyright: KOPPERROTH mit Fabulism und Station C23
Als grünster Vorschlag gewann der Entwurf von KOPERROTH Architektur & Stadtumbau mit Fabulism und Station C23 den Wettbewerb. Copyright: KOPPERROTH mit Fabulism und Station C23

Drei unterschiedliche Zonen am Alten Leipziger Bahnhof Dresden

Der Siegerentwurf der Arbeitsgemeinschaft, angeleitet von KOPERROTH Architektur & Stadtumbau, gliedert das Areal des Alten Leipziger Bahnhofs Dresden in drei klare Bereiche. In der Mitte befindet sich ein großer Grünraum, der „Neue Leipziger Park“, der zwischen dem nördlichen und dem südlichen Bereich vermitteln soll. Die Jury lobt den Vorschlag für einen vielfältigen, für alle nutzbaren Freiraum, „der sich wie selbstverständlich mit dem südlich angrenzenden Bahnhofsbereich und über die Leipziger Straße mit dem Elbraum verbindet. Besonders hervorzuheben ist der Erhalt großer Teile des Bestandsgrüns und der damit verbundene Schutz der Biodiversität.“

Im Norden ist eine dichte Bebauung geplant, die „Stadtbausteine“. Wohn- und Gewerbebauten im größeren Maßstab in Form von Blöcken oder Solitären mit maximal neun Geschossen könnten hier entstehen. Kleinere Grünflächen sollen für Auflockerung sorgen. Rund um die Typologie der Gebäude gibt es noch Diskussionen, aber die Jury lobte die geplante „Eventspange“ mit eingebundenen Bestandsgebäuden.

Der Süden des Areals, das „Bahnquartier“, ist derzeit durch die Form der ehemaligen Bahntrasse geprägt. Die Architekt*innen planen kleinere bauliche Ergänzungen, die diese axiale Struktur fortschreiben. Zum Beispiel schlagen sie vor, einen alten Bahnschuppen aufzustocken und unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes mit einem Shed-Dach zu versehen. So könnte etwa ein Wochenmarkt entstehen. Auch eine barrierefreie Rad- und Fußwegverbindung könnte entstehen, wobei die Jury anmerkte, dass die Breite im Rahmen des Denkmalschutzes verhandelt werden muss.

Die genaue Art der Gebäude im künftig dichter bebauten Norden des Areals ist noch unklar, aber auch hier soll es viele Grünflächen geben. Copyright: KOPPERROTH mit Fabulism und Station C23
Die genaue Art der Gebäude im künftig dichter bebauten Norden des Areals ist noch unklar, aber auch hier soll es viele Grünflächen geben. Copyright: KOPPERROTH mit Fabulism und Station C23

Urbanität und Wildnis

Im Süden des Geländes soll es außerdem ein Denkmal oder eine Gedenkstätte geben, denn zahlreiche Deportationszüge hatten hier ihren Anfang oder machten Zwischenstopp. Der Siegerentwurf schlägt einen „Bahnhof der Erinnerung“ mit vorgelagerter Platzfläche vor, um Raum für Aufenthalt und Veranstaltungen zu bieten. Die markante, offene Ruine des früheren Empfangsgebäudes soll bestehen bleiben.

Interessant ist auch der Vorschlag einer Skaterhalle, die im Randbereich des Parks entstehen könnte. Gemeinsam mit dem Bestandsgrün soll die Halle einen Lärm- und Sichtschutzpuffer zum Park bieten. Sie könnte in einem der Bahnbestandsgebäude untergebracht werden.

Die Bahnbögen in Richtung Hansaplatz könnten geöffnet werden, um eine direkte Verbindung zum Neustädter Bahnhof zu bieten. Laut Siegerentwurf bietet es sich an, die Bögen für Geschäfte, Gastronomie, Ateliers und Werkstätten zu nutzen.

Das vorgeschlagene Quartier ist überwiegend autofrei konzipiert. Einige Stichstraßen ermöglichen die weitere Erschließung. Dank des kompakten Aufbaus des Alten Leipziger Bahnhofs in Dresden bleiben die Wege kurz und somit gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu bewältigen.

Unter dem Motto „Urbanität und Wildnis“ konnte der Entwurf von KOPPERROTH überzeugen. Insbesondere der zentrale Freiraum, der respektvolle Umgang mit wichtigen historischen Erinnerungsorten und der innovative, entwicklungsfähige Städtebau wurden von der Jury gelobt. Neuversiegelung soll vermieden werden, um eine klimaverbessernde Wirkung für die umgebenden Stadtgebiete zu erreichen. Auch andere Quartiere sollen den neuen Alten Leipziger Bahnhof in Dresden als Freiraum nutzen können.

Urbanität und Wildnis: Der Entwurf für den Alten Leipziger Bahnhof in Dresden sieht einen dichter bebauten Norden, einen zentralen Park und behutsame Bebauung entlang der Bahnstrecke im Süden vor. Copyright: KOPPERROTH mit Fabulism und Station C23
Urbanität und Wildnis: Der Entwurf für den Alten Leipziger Bahnhof in Dresden sieht einen dichter bebauten Norden, einen zentralen Park und behutsame Bebauung entlang der Bahnstrecke im Süden vor. Copyright: KOPPERROTH mit Fabulism und Station C23

Vier mögliche Entwicklungsphasen

Der Entwurf von KOPPERROTH Architektur ist auf positive Resonanz gestoßen. Nun geht es darum, die Planung zu präzisieren und den Entwurf anzupassen. Die Stadt Dresden muss sich mit den zwölf Eigentümer*innen der Grundstücke einigen. Denn momentan besitzt sie selbst keine der Flächen im Gebiet des Alten Leipziger Bahnhofs Dresden. Die Globus Holding besitzt einen großen Geländeteil, auf dem sich die Bahnhofsruine befindet. Sie wollte dort ursprünglich einen Einkaufsmarkt errichten. Noch ist unklar, ob ein Grundstückstausch in Frage kommt.

KOPPERROTH schlägt vier Entwicklungsphasen vor, von denen die ersten beiden noch vor Beschluss des Bebauungsplans geschehen könnten. Die vorhandenen Nutzungen könnten zunächst durch Zwischennutzungen ergänzt werden, während baufällige Gebäude ertüchtigt werden. Auch der westliche Teil des Bahnquartiers sowie der Gleispark können bereits entwickelt werden, um vorhandene Biotope zu sichern und Gebäude behutsam vorzubereiten.

Die Anlage des Neuen Leipziger Parks ist jedoch erst mit einem beschlossenen Bebauungsplan möglich. In einem letzten Schritt würden die Stadtbausteine folgen.

 

Weiterlesen: Alles, was Sie über Zwischennutzungen wissen müssen.

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