02.05.2025

Gesellschaft

Die Wiederbelebung von Mooren: Ein Schlüssel zur Bekämpfung des Klimawandels

Wiedervernässte Moore speichern CO₂, fördern die Biodiversität und schützen vor Hochwasser – ein Gewinn für Klima und Natur. Bild von Psubraty auf Pixabay
Wiedervernässte Moore speichern CO₂, fördern die Biodiversität und schützen vor Hochwasser – ein Gewinn für Klima und Natur. Bild von Psubraty auf Pixabay

Moore und feuchte Landschaften werden oft unterschätzt, spielen jedoch eine entscheidende Rolle im Klimasystem. Ihre Torfböden können enorme Mengen an Kohlenstoff speichern – doch wenn sie entwässert werden, setzen sie große Mengen CO2 frei. Daher ist es umso wichtiger, diese einzigartigen Ökosysteme besser zu verstehen und zu schützen.

Laut dem Mooratlas 2023 der Heinrich-Böll-Stiftung verursachen ausgetrocknete Moore bis zu vier Prozent der weltweiten Emissionen. In Mitteleuropa sind über 90 Prozent der Moore entwässert, und in Deutschland wurden mehr als 80 Prozent der ursprünglichen Moorflächen für die Landwirtschaft genutzt. Früher erstreckten sich hier 1,8 Millionen Hektar Moorflächen, doch heute sind es nur noch ein Bruchteil davon. Um die globalen Klimaziele zu erreichen, müssten jährlich 50.000 Hektar Moorflächen wiedervernässt werden. Derzeit werden jedoch nur etwa 2.000 Hektar pro Jahr renaturiert. Verschiedene Initiativen setzen sich jedoch dafür ein, diese Zahl zu steigern.


Moore in ihren Ursprungszustand zurückversetzen

Über Jahrhunderte haben Landwirte weltweit Moore und Feuchtgebiete in landwirtschaftlich genutzte Flächen umgewandelt, indem sie Wasser abpumpten, um Felder und Weiden zu schaffen. Dies hat nicht nur die lokale Flora und Fauna beeinträchtigt, sondern auch zur Freisetzung von CO2 beigetragen – jährlich verursacht diese Entwässerung mehr Emissionen als die gesamte Luftfahrtindustrie (verantwortlich für 3 bis 3,5 Prozent der Emissionen).

Durch die Vernässung früherer Moorgebiete gelingt es, diesem Prozess der Kohlenstofffreisetzung Einhalt zu gebieten. Dafür gibt es in Europa und insbesondere in Norddeutschland viel Potenzial, denn viele der früheren Torfgebiete wurden hier zu Ackerland gemacht.

Wissenschaftler*innen empfehlen, die Entwässerung von Torfgebieten einzustellen und für die Vernässung den Grundwasserspiegel auf etwa 10 Zentimeter unter der Landoberfläche steigen zu lassen. Dafür müssen Grünflächen gerodet, Deiche angelegt und Schilfarten sowie einheimische Gräser gepflanzt werden. Bei Trockenheit helfen Pumpen dabei, Wasser aus nahegelegenen Flüssen oder Kanälen zu bringen. Auf diese Weise gelingt es, Moore wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu bringen.


Anbau und Ernte von Sumpfpflanzen

Torfmoore sind nicht nur zur Bindung von CO2, sondern auch für die Landwirtschaft relevant. Es gibt eine eigene Form der Moorlandwirtschaft, die sogenannte “Paludikultur”, bei der Torfmoose, Seggen, Gräser und Binsen als Produkte entstehen. Sie eignen sich für Massenmärke, da sie als Dämmstoffe, Papier und Pappe oder nachhaltig hergestellte Gartenbauerde nutzbar sind.

Immer mehr Projekte zeigen, wie diese Art der Anbaukultur aussehen kann. So haben Landwirt*innen in der Nähe von Bremen ein Start-up gegründet, um gemeinsam Moorbiomasse anzubauen und zu vermarkten. Andere Unternehmen konzentrieren sich auf die Gartenbau-Erdenindustrie oder auf Isoliermaterialien.

Projekte wie das auf zehn Jahre angelegte “PaludiNet” der Bundesregierung, gestartet Mitte 2024, wollen diesen Prozess weiter voranbringen. In Bayern gibt es das Programm “PeatFarmers”, bei dem die Einkommen von Landwirt*innen mit staatlichen Zuschüssen stabilisiert werden, während sie neue Ansätze mit Moorgebieten testen.

Auch in den USA wird das Thema immer mehr diskutiert. Neben Hochmooren geht es dort zunehmend um grundwassergespeiste Feuchtgebiete, die geschützt und renaturiert werden sollen. In tropischen Ländern ist die Paludikultur ebenfalls vielversprechend. Bisher sind Anbau und Ernte von Sumpfpflanzen, die die Erhaltung von Feuchtgebieten lohnenswert machen, in Europa am weitesten fortgeschritten.


Anreize sind nötig

Um ein Wiedervernässungsprojekt erfolgreich durchzuführen, müssen die Eingriffe sorgfältig geplant werden. Denn wenn der Grundwasserspiegel über längere Zeit zu hoch ist, kann sich das Treibhausgas Methan bilden, was wiederum klimaschädlich ist. Die korrekte Vernässung erfordert viel Fachwissen, eine gründliche Überwachung, und Zeit und Geduld.

Aber die größte Hürde für Wiedervernässungsprojekte ist die landwirtschaftliche Produktion. Denn wenn Landwirt*innen keine Produkte mehr anbauen und kein Vieh mehr weiden lassen können, stehen sie vor einer existenziellen Bedrohung. Sinnvoller ist es daher, Wege zu finden, wie die Landwirtschaft von und mit wiedervernässten Mooren leben kann.

Die Paludikultur zeigt, wie die Moorlandwirtschaft gelingen kann. Aber noch zögern viele potenzielle Akteur*innen, da sie zunächst in neue Verfahren und Maschinen investieren müssten. Sie haben keine Garantie dafür, dass die Produkte aus Biomasse zuverlässig abgenommen werden. Daher ist es wichtig, hier Anreize zu schaffen.


Renaturierung von 20 Prozent aller Land- und Wasserflächen

Die Wiedervernässung von Mooren bietet gleich mehrere Vorteile:

  1. Einsparung von Emissionen durch die Wiedervernässung
  2. Ersatzprodukte statt fossiler Produkte
  3. Kohlenstoffbindung in langlebigen Produkten wie Möbeln
  4. Förderung der Torfbildung für künftige Kohlenstoffsenken
  5. Verbesserte Biodiversität und Lebensräume für Wasser- und Brachvögel
  6. Hochwasserschutz: Intakte Hochmoore können rund 90 Prozent des Niederschlagwassers bei Starkregen aufsaugen

Das EU Nature Restoration Law, das seit August 2024 nach langem Ringen in Kraft ist, gibt vor, bis 2030 insgesamt 20 Prozent der Land- und Wasserflächen der EU zu renaturieren. Dazu gehören viele wichtige Ökosysteme, darunter auch Moore und Feuchtgebiete, die jeweils ihre eigenen Vorgaben erhalten.

Die Renaturierung von Mooren ist eine anspruchsvolle, aber lohnende Aufgabe. Sie bietet nicht nur einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels, sondern auch Chancen für die Landwirtschaft und den Schutz der Biodiversität. Mit gezielten Projekten und Anreizen können Moore wiederbelebt und als wertvolle Kohlenstoffsenken und Lebensräume für viele Arten zurückgewonnen werden.

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