18.11.2024

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Zirkuläres Bauen: Ein Schlüssel zur nachhaltigen Bauwende

Nachhaltiges zirkuläres Bauen: Ressourcenschonende Architektur für eine zukunftsfähige Bauwende. Foto: via unsplash

Die Bauwirtschaft steht vor einer grundlegenden Transformation. Angesichts der Klimakrise und der zunehmenden Ressourcenknappheit gewinnen nachhaltige Ansätze immer mehr an Bedeutung. Besonders im Fokus steht das zirkuläre Bauen – ein Konzept, das Baustoffe im Kreislauf hält, Abfälle vermeidet und Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg effizient gestaltet. Mit einem ganzheitlichen Ansatz kann diese Methode nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch die Bauwirtschaft zukunftsfähig machen.

Das Thema Nachhaltigkeit prägt mittlerweile alle Bereiche unseres Lebens, und der Bausektor bildet hierbei keine Ausnahme. Die Architektenkammer Berlin hat mit ihrem neuen Leitfaden „A wie zirkulär. Ein Leitfaden zum Planen und Bauen im Kreislauf“ einen Meilenstein gesetzt, um das zirkuläre Planen und Bauen voranzutreiben. Auf fast 80 Seiten zeigt die Publikation, wie wichtig es ist, Ressourcen zu schonen und die Bauwirtschaft zukunftsfähig zu gestalten. Dieser Artikel beleuchtet die Chancen und Herausforderungen des zirkulären Bauens und gibt Einblick in die Inhalte des Leitfadens.


Warum zirkuläres Bauen?

Der Bausektor ist einer der ressourcenintensivsten Wirtschaftszweige. Gebäude benötigen während ihrer Errichtung, Nutzung und Abriss enorme Mengen an Materialien, Energie und Wasser. Häufig enden Baustoffe nach ihrer Lebenszeit auf Deponien, statt in den Kreislauf zurückgeführt zu werden. Die Folgen sind massiv: Hoher Ressourcenverbrauch und CO₂-Emissionen belasten die Umwelt.

Hier setzt das zirkuläre Bauen an. Ziel ist es, Baustoffe und Ressourcen so einzusetzen, dass sie nach der Nutzung weiterverwendet werden können – ein Kreislauf, der Abfall vermeidet und Rohstoffe schont. „Zirkuläre Planungs- und Bauprozesse setzen integrales und ganzheitliches Denken in Lebenszyklen voraus“, betont Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin.


Die Inhalte des Leitfadens „A wie zirkulär“

Der Leitfaden „A wie zirkulär“ ist mehr als nur eine theoretische Einführung. Er bietet praxisnahe Orientierung für alle Akteure der Bauwirtschaft – von Architekten und Ingenieuren bis hin zu privaten Bauherren. Zu den Schwerpunkten der Publikation zählen:

  1. Grundlagen und Strategien des zirkulären Bauens

Der Leitfaden erklärt anschaulich, wie die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen angewendet werden können. Dabei geht es nicht nur um den Materialeinsatz, sondern auch um die Planung von Gebäuden, die sich flexibel an veränderte Nutzungsanforderungen anpassen lassen.

  1. Planungsprozesse und digitale Werkzeuge

Digitale Technologien wie BIM (Building Information Modeling) spielen eine Schlüsselrolle, um Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg effizient zu planen. Der Leitfaden zeigt, wie solche Tools genutzt werden können, um Nachhaltigkeit in den Planungsprozess zu integrieren.

  1. Rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen

Neben der technischen Umsetzung beleuchtet der Leitfaden auch juristische und ökonomische Aspekte. Hierbei wird deutlich, dass Gesetzesänderungen notwendig sind, um das zirkuläre Bauen auf breiter Ebene umzusetzen.

  1. Checklisten und gebaute Beispiele

Praktische Checklisten und Beispiele aus der Praxis helfen, die Prinzipien des zirkulären Bauens direkt anzuwenden. Sie zeigen, dass es sich lohnt, gewohnte Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen.


Herausforderungen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft

Trotz der vielversprechenden Ansätze steht die Bauwirtschaft vor erheblichen Herausforderungen. Eine der größten Hürden ist der bestehende Rechtsrahmen. Die Architektenkammer Berlin fordert deshalb Anpassungen der Bauordnungen, um den Bestandserhalt zu fördern und zirkuläre Konzepte zu ermöglichen. Die Bundesarchitektenkammer hat dazu einen Vorschlag für die Änderung der Musterbauordnung vorgelegt, der unter anderem Regelungen zur Lebenszyklusbilanz und zum Gebäuderessourcenpass enthält.

Theresa Keilhacker betont: „Diese Regelungen können jedoch erst greifen, wenn die Bundesländer die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen.“ Hier sind Politik und Verwaltung gefragt, um den rechtlichen Rahmen für eine nachhaltige Bauwende zu schaffen.


Zirkuläres Bauen: Ein Gemeinschaftsprojekt

Ein weiteres Schlüsselthema des Leitfadens ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Architekten, Ingenieure, Stadtplaner und Bauherren müssen eng kooperieren, um zirkuläre Prinzipien erfolgreich umzusetzen. Gleichzeitig sind auch private und öffentliche Auftraggeber gefordert, innovative Baukonzepte aktiv einzufordern.

Die Workshopreihe der Architektenkammer Berlin, die als Grundlage für den Leitfaden diente, zeigt, wie wichtig interdisziplinärer Austausch ist. Fachleute aus verschiedensten Bereichen – von Architektur über Stadtplanung bis hin zu Finanz- und Versicherungswirtschaft – haben gemeinsam daran gearbeitet, praxisnahe Lösungen zu entwickeln.


Ein Leitfaden für die Zukunft

Mit „A wie zirkulär“ hat die Architektenkammer Berlin ein Werk geschaffen, das weit über die Fachwelt hinaus Wirkung entfalten soll. Die Publikation richtet sich nicht nur an Experten, sondern möchte auch ein breiteres Bewusstsein für die Dringlichkeit des Themas schaffen. „Die Publikation soll ermuntern, einfach anzufangen“, so Keilhacker.

Die digitale Ausgabe des Leitfadens steht unter www.ak-berlin.de/zirkulaeresbauen zum Download bereit. Damit wird der Zugang zu Wissen und Inspiration erleichtert – ein weiterer Schritt, um zirkuläres Bauen zum neuen Standard zu machen.


Warum zirkuläres Bauen unverzichtbar ist

Die Bauwende hin zu einem ressourcenschonenden und zirkulären Wirtschaften ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Angesichts der Klimakrise und schwindender Rohstoffe liegt hier ein enormes Potenzial für den Umweltschutz. Der Leitfaden „A wie zirkulär“ zeigt eindrucksvoll, dass die Transformation möglich ist – mit klugem Denken, innovativen Technologien und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen.

Ob Architekten, Stadtplaner oder private Bauherren: Jetzt ist die Zeit, sich mit den Prinzipien des zirkulären Bauens auseinanderzusetzen und aktiv zur Bauwende beizutragen. Denn nur gemeinsam können wir die Herausforderungen der Zukunft meistern und nachhaltige Lebensräume schaffen.

 

 

Mehr über das kollaborative Werkstattverfahren für die Baufelder 14 und 15 im Rathausviertel Wilhelmsburg erfahren Sie in diesem Artikel.

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