Legoschachteltische und Gehsprächung

Okay, okay, okay, wir geben es zu: Wir, die Garten+Landschaft-Redakteurinnen, wir schauen alle unglaublich gerne in die Häuser und Wohnungen anderer Leute. Aber hey, tut das nicht irgendwie jeder? Es ist einfach zu faszinierend zu sehen, wie andere Menschen wohnen und leben. Die Corona-Krise ist ernst, aber sie und der mit ihr verbundene Homeoffice-Alltag eröffnen uns auch neue Perspektiven auf die Lebenswelten unserer Kolleginnen und Kollegen. Und weil das so viel Spaß macht, haben wir ausgewählte Landschaftsarchitekturbüros und ihre Mitarbeiter in ihren vier Wänden besucht – natürlich virtuell und ganz virenfrei. Heute sind wir zuhause bei: nonconform.


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In diesem Homeoffice arbeitet Korbinian Kroiß von nonconform. (Foto: Korbinian Kroiß)

Wann habt ihr gemerkt, dass die Corona-Situation ernst wird?

Dass die Corona-Situation auch für uns als Unternehmen ernst werden wird, wurde vor allem zu dem Zeitpunkt klar, als in Österreich Indoor-Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen nicht mehr erlaubt waren. Wir wussten, dass wir unsere Arbeit vor Ort in den Gemeinden nicht mehr wie gewohnt durchführen können. Bei unseren partizipativen Veranstaltungsformaten – der nonconform ideenwerkstatt – kommen viele Menschen zusammen, auch ältere Personen und damit durchaus Risikogruppen. Wir möchten keinesfalls ein Risiko eingehen und werden auch nach Lockerung der Maßnahmen nicht sofort mit unseren Veranstaltungen wie gewohnt weitermachen. Daher haben wir umgehend reagiert und sind einerseits alle ins Homeoffice gewechselt, andererseits haben wir aber auch intensiv darüber nachgedacht, wie eine Alternative zur Arbeit vor Ort aussehen kann: Daraus entstand “nonconform live”, eine Online-Plattform mithilfe derer wir unsere Beteiligungsformate auch im digitalen Raum durchführen können.

Was hätte beim Übergang ins Homeoffice für euch besser laufen können?

Das Arbeiten im Homeoffice war für uns – insbesondere auch aufgrund unserer vielen Standorte – nichts Neues, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzten dies schon stark vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Was jedoch weggefallen ist, sind Gespräche zwischen Tür und Angel oder beim Kaffeekochen in der Küche. Dieser informelle Austausch muss nun zur Gänze online stattfinden und wir haben darauf mit eigenen Formaten wie den “digitalen Küchengesprächen” reagiert.

Wie erhaltet ihr in diesen Zeiten den Teamgeist?

Uns ist der zwischenmenschliche Austausch weiterhin sehr wichtig. In der Zeit vor Corona hatten wir jeden Donnerstag im Wiener Büro die “Tea Time” – eine Viertelstunde der gemeinsamen Auszeit bei Tee und Keksen – als Fixtermin im Kalender stehen. Als in der ersten Homeoffice-Woche die automatische Tea-Time-Erinnerung läutete, beschlossen wir, nicht darauf zu verzichten. Wir schalteten uns per Videokonferenz zusammen und zelebrierten eine Viertelstunde lang unsere Tea-Time – und nun sogar standortübergreifend. Dadurch ist der Teamgeist insbesondere für Mitarbeiter dezentraler Standorte wie hier in Rosenheim sogar noch gewachsen.

Aber nicht nur während der Tea Time achten wir auf unseren Austausch. Gerade weil wir isoliert voneinander arbeiten müssen, ist es wichtig, uns ständig up-to-date zu halten, aufeinander einzugehen und einander zu unterstützen. Wir achten darauf, dass der informelle Austausch gewahrt wird. Auch zum Arbeiten im Homeoffice haben wir noch einmal Tipps gesammelt – vom Bau eines Stehtisches aus Legoaschachteln über die “Gehsprächung” beim Spazieren in der Natur bis hin zum nutzungsoffenen Tisch, der gleichzeitig als Arbeits- und Tischtennistisch für die Kinder funktioniert. Wir kommen auf viele neue Ideen und einige werden wir bestimmt auch nach der Corona-Zeit weiterführen. Dabei sind wir im ständigen Austausch über unser internes digitales Kommunikationstool.

Erfahrung mit digitalen Werkzeugen

Womit haderst du am meisten im Homeoffice?

Plötzlich hat man neue Coworking-Kollegen im selben Arbeitsraum, nämlich die eigene Partnerin im Homeoffice, mit der ich mich abstimmen muss, was z.B. Videokonferenzen oder Telefonate betritt. Andere haben Kinder, für die der Büroraum gleichzeitig das Klassenzimmer ist. Gerade jetzt ist es wichtig, klare Grenzen zu ziehen. Wann ist Arbeitszeit, wann gehe ich in die Mittagspause nach nebenan. Manchmal ist es gar nicht so einfach, die Balance zu finden zwischen Homeoffice, Homeschooling, Homegym und Homehome.

Was darf nicht fehlen im heimischen Büro?

Eine gute Mischung aus Gemütlichkeit und Perspektivenwechsel! Produktiv ist man nicht nur am Schreibtisch. Wichtig ist, den Fokus zu finden. Egal ob am nutzungsoffenen Tisch, kurz im Lesesessel oder auch draußen am Balkon – man sollte sich ein ruhiges Plätzchen suchen und manchmal auch einfach die Perspektive wechseln. Wir versuchen so gut es geht, unsere Arbeitsorte an unterschiedliche Tätigkeiten anzupassen.

Was macht ihr als erstes, wenn all die Einschränkungen wieder aufgehoben werden?

Wir machen da weiter, wo wir mit der Entwicklung unserer neuen Werkzeuge stehen werden: mit innovativen Beteiligungsprozessen. In einer lockeren Arbeitsatmosphäre, mit Humor und Tiefgang in der Kommunikation, werden wir weiterhin räumliche Zukunftskonzepte entwickeln. Ob zu 100 Prozent digital, in einer Mischung mit Workshops vor Ort oder irgendwann auch wieder verstärkt vor Ort. Dabei haben wir in der Zwischenzeit auf jeden Fall eine Menge Erfahrung mit unseren digitalen Werkzeugen gesammelt, die wir auch weiterhin nutzen werden.

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