Wat gibbet Schöneres als den Pott? Damit das auch in Zukunft so ist, findet im Jahr 2027 unter dem Motto „Wie wollen wir morgen leben?“ genau hier die Internationale Gartenausstellung statt. In der Novemberausgabe der G+L wollen wir wissen, vor welchen räumlichen, sozialen, aber auch wirtschaftlichen Herausforderungen das Ruhrgebiet derzeit konkret steht und ob die IGA das Potenzial hat, auf diese langfristig Einfluss zu nehmen. Hierfür kommen die wichtigsten Akteur*innen aus Landschaftsarchitekturbüros, Stadtverwaltung und Wirtschaft der Metropolregion zu Wort. Sie geben uns Einblick, wo ihrer Meinung nach die eigentlichen Stellschrauben liegen.
Zwischen Vision und Realität
Die grünste Industrieregion der Welt – laut Garrelt Duin, Chef des Regionalverbands Ruhr, will das Ruhrgebiet genau das werden. Die Internationale Gartenausstellung Metropole Ruhr 2027 (IGA) gilt auf diesem Weg als zentraler Baustein. Doch während die Vorbereitungen voranschreiten, gibt es zahlreiche kritische Stimmen, die hinterfragen, ob die IGA die versprochene Transformation tatsächlich leisten kann.
Der Vorwurf an die IGA 2027: zu wenig Konkretes, zu viel Inszenierung. Dabei im Zentrum sind die unklaren und möglicherweise zu hohen Kosten. Viele fürchten, dass die finanzielle Belastung die ohnehin angespannten Haushalte der Städte weiter strapazieren könnte. Gleichzeitig erfordert die IGA einen intensiven interkommunalen politischen Willen. Die Gefahr, dass mangelnde Abstimmung und politische Eigeninteressen der einzelnen Akteur*innen das Großprojekt als Ganzes gefährden können, ist enorm.
Mut zur Unbequemlichkeit
Wenn wir uns an die IBA Emscher Park erinnern, war sie ein Beispiel dafür, wie partizipative Prozesse und lokale Identität in nachhaltige Entwicklung integriert werden können. Doch ihr Erbe scheint für die IGA 2027 bislang eher ein Schatten als ein Fundament zu sein.
Die Herausforderung besteht darin, neue Wege der Stadt- und Regionalentwicklung zu finden, die nicht nur ökologische, sondern auch soziale Gerechtigkeit fördern. Der Strukturwandel, der von Karl Ganser und Peter Latz gestalterisch definiert wurde, zeigte, dass nachhaltiger Wandel Zeit und vor allem den Mut zur Unbequemlichkeit braucht.
Chance oder leeres Versprechen?
Die Frage ist daher: Ist die IGA 2027 bereit, diesen Mut zu zeigen? Oder bleibt sie ein Symbol für groß angelegte, aber letztlich hohle Stadtmarketing-Kampagnen, die das Ruhrgebiet oberflächlich begrünen, ohne den dringend notwendigen strukturellen Wandel zu vollziehen? Wenn die IGA Erfolg haben soll, muss sie mehr als ein Schaufenster sein. Sie muss Antworten auf die drängenden Fragen von Klimaresilienz, sozialem Zusammenhalt und langfristiger wirtschaftlicher Stabilität geben – und dabei das Vertrauen der Menschen im Ruhrgebiet gewinnen, die immer wieder neue Downer eines krisengebeutelten Wirtschaftsstandorts treffen, wie jüngst die etwaigen Stellenabbaumaßnahmen bei ThyssenKrupp.
Wir stehen also an einem Scheideweg. Die IGA 2027 kann ein Katalysator für eine nachhaltige, partizipative und grüne Transformation sein – oder sie wird zum Symbol für eine verpasste Chance. Die Zeit drängt, und die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, werden darüber bestimmen, wie zukunftsfähig das Ruhrgebiet tatsächlich sein kann.
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