05.01.2021

Gesellschaft

Es wird nie wieder wie es war

Advertorial Artikel Parallax Article

2021 wird “Das Jahr der Entscheidungen”: Im neuen Jahrbuch des Zukunftsinstituts, dem Zukunftsreport 2021, ergründen Trendforscher*innen und Autor*innen künftige gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen, die von den Folgen der Coronavirus-Pandemie geprägt sind.

Wie sieht die Welt nach Corona aus? Der Zukuftsreport 2021 liefert Antworten. (Bild: Zukunftsinstitut)

Zukunftsreport greift Fragen auf

 

Eine der großen Fragen in Corona-Zeiten wie diesen ist: Wie wird die Welt danach aussehen? Gelegentlich hört man von einer erhofften Läuterung, davon, dass die Entschleunigung des Alltags, zu der uns das Coronavirus zwingt, zu mehr Resilienz führen würde. 2020 war ein komatöses Jahr des Stillstands; 2021 wird ein zaghaftes Antasten an einen Zustand, der sich am prä-viralen Alltag orientiert – aber können wir diesen je wieder erreichen?

Zukunftsforscher Matthias Horx glaubt nicht an die Rückkehr zur alten Normalität. Diese alte Normalität sei bereits unnormal geworden, das Virus sei eine Zäsur in der Gesellschaft, die klarmache: So konnte es nicht weitergehen. Das schreibt Horx im aktuellen Jahrbuch des Zukunftsinstituts, das seit seiner Gründung im Jahr 1998 die Trend- und Zukunftsforschung prägt. Heute gilt es als international führender Ansprechpartner bei Fragen zur Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Jährlich publiziert das Institut einen Report. In der aktuellen Ausgabe bestimmt vor allem die Pandemie die Prognosen für künftige Trends.

Nun sollte man vorsichtig sein, ein Virus als Trendsetter zu verstehen oder als Chance, die Welt zu verändern. Doch das weltweite Krisenmanagement hat in der Tat Missstände entlarvt, die lange vor der Krise präsent waren und gegen die längst Maßnahmen hätten entschieden werden können: von unterbezahlten Pflegeberufen über unzureichend digitalisierte Schulen bis hin zu miserablen Hygienebedingungen in Massenproduktionsstätten wie Schlachtbetrieben.

Generation Corona

Die Autor*innen des Reports nehmen die neu aufgeworfenen Fragen und Informationen und richten ihren Blick in die Zukunft. So zum Beispiel Trendforscher Tristan Horx, der sich in einem kurzen Exkurs der „Gen C“ widmet. Derjenigen Generation, die während oder nach der Coronakrise zur Welt kam oder kommt. Und die somit in einer Welt aufwachsen wird, in der sich, so der Autor, ziemlich viel von dem unterscheiden wird, was alle vorherigen Generationen kannten.

Es gehe ab jetzt um Qualität statt Quantität, um mehr Lebensqualität und Nachhaltigkeit, weniger Wachstumswahn und Umweltblindheit. Die Gen C wird in Schulen gehen, in denen Online-Unterricht kein Synonym für überforderte Pädagog*innen, Schüler*innen und Eltern sein wird. Die Gen C wird in einer Berufswelt arbeiten, in der Homeoffice ganz selbstverständlich ist.

Alltags-Revolten

Der Journalist Niels Boeing stellt eine andere These auf: Die Basis erfolgreicher Revolten sei das Alltagsleben. Lockdown und Massendemonstrationen vertragen sich nicht, also bleiben für Aktivismus nur das Internet und die sozialen Netzwerke. Aber welchen Aussagewert haben Gesten wie der Post eines schwarzen Quadrats, von dem man sich erhofft, ein Zeichen zu setzen gegen Rassismus?

Wie sehen die neuen Revolten aus? (Bild: Zukunftsinstitut)

Diesseits von Utopia

 

Der Effekt – ein Aufhorchen, ein Wahrnehmen – bleibt kurzweilig, er versiegt letztlich auf dem Bildschirm, wird weggescrollt oder gar übersehen, ein müder Swipe über das Handy-Display. Die Revolte der Zukunft muss unterschiedliche Milieus adressieren und untereinander vernetzen, und zwar analog. Protestierende müssten Netzwerke das Vertrauens bilden, diese ermöglichten eine unmittelbarere Verlässlichkeit von Information und ließen Loyalitäten entstehen, die durch Fake News schwer angreifbar sind.

Die gegenwärtige Pandemie, schreibt Boeing, könnte dieser Dynamik einen entscheidenden Schub geben, denn viele Menschen haben sich zu Beginn des Shutdowns selbst organisiert, um Älteren und anderen Risikogruppen bei der Bewältigung des Ausnahmezustands zu helfen.

Der Autor Till Briegleb identifiziert im Zukunftsreport ein Glaubwürdigkeitsproblem der Profession der Planer*innen, die hoffnungsfrohe Modelle vom glücklichen urbanen Leben der Zukunft entwirft. Oft seien Pläne für Supermetropolen und verheißungsvolle Smart Cities Utopien und unbezahlbare, überdimensionierte „grüne Märchenträume“, die die die echten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte außen vor ließen.

Selbst Stadtflucht, die durch die Corona-Pandemie Aufschwung erhielt, sei trügerisch und bringe langfristig nicht das erhoffte Leben im Grün – weil das Grün bald nicht mehr existieren wird, wenn die Nachfrage nach Immobilien schnell und stetig wächst. Briegleb plädiert dafür, städtisches Wohnen lebenswerter zu machen: Das Stadtgebiet „durchgrünen“ und flexible Grundrisse mitdenken. Das Bekenntnis zum „Weniger“ ist der neue Optimismus, „mehr, immer mehr“ hingegen veraltet, wenn nicht sogar verheerend. (Zum Thema: Garten+Landschaft-Chefredakteurin Theresa Ramisch wirft im Editorial der G+L 1/21 die Frage auf: “Wo bleibt eigentlich die Planung bei den ganzen Krisen?”)

Grenzenlose Provinz

In seinem Beitrag wirbt der Soziologe Dr. Jakob Kibala für den Begriff und das Verständnis des „glokalen“ Lebensstils: Menschen mit globalem Mindset, die aber lokal verankert sind; großstadterprobte und weltgewandte Menschen, die sich der Vorstellung vom Dorfleben als abgehängte Antagonist*innen der Stadt widersetzen.„Urbane Chronist*innen“ wie die Autorin Charlotte Roche zum Beispiel oder Berliner Hipster, die auf einen Brandenburger Bauernhof umsiedeln und Tomaten ziehen und Provinzfestivals organisieren.

Wie nutzen wir die Synergiepotenziale zwischen Stadt und Land? (Bild: Zukunftsinstitut)

 

In sogenannten Ko-Dörfern experimentieren Menschen mit Co-Living und individueller Privatsphäre, Earthship-Siedlungen versammeln Neo-Nomad*innen um autarke Energietempel aus 100 Prozent Recyclingmaterial, Ökodörfer perfektionieren eine kollektive Existenzweise. Die Opposition „ländliche Engstirnigkeit und Rückständigkeit versus städtische Weltoffenheit und Zukunftsorientierung“ würde zunehmend obsolet, so Kibala. Statt Gegensätze zu vertiefen, offenbare eine progressive Provinz vielmehr die Synergiepotenziale zwischen Stadt und Land.

Den vollständigen Artikel “Grenzenlose Provinz” von Dr. Jakob Kibala können Sie in der  G+L 05/21 zum Thema “Planung zwischen Stadt und Region” lesen.

Der Zukunftsreport 2021 hat Ihr Interesse geweckt? Hier können sie den Report erwerben.

Vorheriger Artikel

Nächster Artikel

das könnte Ihnen auch gefallen

Scroll to Top