08.01.2021

Projekt

Humboldt Forum: Kritik am Freiraum

Humboldt-Forum-Nordfassade

Das Humboldt Forum stand in letzter Zeit nicht nur aufgrund seiner Architektur öfters negativ im Fokus, auch die Freiraumgestaltung rund um das Berliner Schloss musste Kritik einstecken. Diese ist gerechtfertigt, der Neptunbrunnen sollte aber nichts damit zu tun haben.

Steht nicht nur für seine Architektur in der Kritik: Auch die Freiraumgestaltung rund um das Humboldt-Forum sorgt mancherorts für Unmut. (Foto: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Dr. Cordia Schlegelmilch)

Urteil der Jury von Fachrichter gekippt

Nach Corona wird bekanntlich das große Erwachen stattfinden. Strittig ist nur, ob in einer besseren oder schlechteren Welt. Oder, im Falle des Berliner Humboldt-Forums, in einer steinernen Umgebung, die die einen zeitgemäß finden mögen, die anderen mit Sicherheit nicht.

Bereits vor dem Beginn der Pandemie hatte der Verein „Denk Mal“ schon einmal Volkes Stimme eingesammelt. Dem vorwiegend älteren und gediegenen Publikum schien im Februar bei einer Veranstaltung des Vereins in der Urania der Siegerentwurf für die unabhängig vom Humboldt-Forum ausgelobte Freiraumgestaltung überwiegend nicht zu schmecken.

Den hatte 2013 das Büro bbz landschaftsarchitekten mit einem Entwurf gewonnen, der Grün überwiegend dort einsetzt, wo es historische Bezüge anzudeuten gilt, etwa beim verloren gegangenen Apothekerflügel. Ansonsten aber setzt der Siegerentwurf auf Stein. Das missfiel dem Publikum auch deshalb, weil sich bbz landschaftsarchitekten gegen eine Rückkehr des Neptunbrunnens auf den historischen Schlossplatz auf der Südseite ausgesprochen haben.

Mit den Freund*innen der Nostalgie, so scheint es, ist es mitunter wie bei kleinen Kindern: Erst wollen sie den kleinen Finger, dann die ganze Hand. Es ist gut, dass die Wettbewerbssieger*innen diese Hand nicht gereicht haben. Ein mutigerer, das heißt, grünerer Entwurf wäre dennoch angebracht gewesen. Mitten im Klimawandel und den städtischen Gegenkonzepten von Schwammstadt, grünen Dächern und Entsiegelung strahlt die Umgebung des Humboldt-Forums, wenn die Bauzäune gefallen sind, den landschaftsplanerischen Gestus der Realitätsverweigerung aus. Dabei könnte es gut sein, dass in einigen Jahren die Linden autofrei sein werden. Aber will dann auch jemand auf einem gepflasterten Meer flanieren?

Das Erwachen könnte jedenfalls, mit oder ohne Corona, eruptiv sein. So war aber auch schon die Debatte in der Jury ausgefallen. Die Vertreter*innen von Bund und Land, war damals zu hören, hätten sich allesamt für den zweiten, weitaus grüneren Entwurf entschieden. Den Ausschlag gaben aber die Fachrichter. Wenn schon Schloss, dann richtig. Bloß halt ohne Brunnen.

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