09.05.2014

Projekt

IBA und igs 2013: Der Stand der Dinge

Dieses Jahr konzentriert sich die Aufmerksamkeit der an Freiräumen, Architektur und Städtebau Interessierten auf Hamburg. Am 23. März begann das Präsentationsjahr der Internationalen Bauausstellung (IBA), “Sprung über die Elbe”, am 26. April wird die Internationale Gartenschau (igs), “In 80 Gärten um die Welt” eröffnet. Beide Großprojekte haben zum Ziel, die Stadtteile Wilhelmsburg und Veddel auf der großen Hamburger Elbinsel zu entwickeln und langfristig für die Bewohner attraktiver zu machen. Gute zwei Wochen bevor die igs ihre Tore öffnen wird, schauten wir uns in Hamburg um, was die Besucher nach dem ungewöhnlich langen Winter erwartet.
Nur acht Minuten fährt man mit der S-Bahn vom Hamburger Hauptbahnhof zur Station Wilhelmsburg. Nach etwa zehn Gehminuten erreicht man von dort den Haupteingang der igs.

Kletterhalle auf dem Gelände der igs 2013
Modell von Hamurg-Wilhelmsburg
BIQ, das Algenhaus. Ein IBA-Projekt
BIQ, das Algenhaus. Ein IBA-Projekt
Skatepark in der Welt der Bewegung
IBA Dock

In der “Welt der Bewegung”, einem der sieben Teilbreiche der igs, werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Pflanzflächen werden geharkt, Rollrasen verlegt und Wegedecken aufgetragen. Zusammen mit den Landschaftsarchitekten von RMP – Stephan Lenzen planten und bauten aktive Skater mit an einer Skatearena, die Ende April zusammen mit dem igs-Gelände öffentlich zugänglich wird. Beim Betonieren des Belags waren die Skater vor Ort und bestimmten zusammen mit den Ausführenden, wie die Oberfläche modelliert wird. Gegenüber der Skatanlage steht noch ein Schutzzaun, der die Pflanzen vor hungrigen Frühlingsgästen schützt. Im Hintergrund ist die aufgeständerte Schiene der Monorailbahn zu sehen. Die Nordwandhalle – mit bis zu 16 Meter hohen Kletterwänden – ist bereits seit vergangenem Jahr geöffnet. Sie steht am Rande der “Welt der Bewegung” und wird auch nach der Gartenschau fester Bestandteil von Wilhelmsburg bleiben.

Ein paar Minuten Fußweg von der S-Bahnstation Veddel liegt das IBA-Dock. Dort werden die IBA-Projekte koordiniert sowie an einem Modell und Schautafeln präsentiert. Die hellgrüne Fläche im Zentrum des Modells ist das Gelände der igs. Eine Übersicht über IBA-Projekte im öffentlichen Raum findet sich hier. Vom IBA-Dock aus starten einstündige Bustouren, mit denen sich bequem das gesamte Projektgebiet der Bauausstellung erkunden lässt. Eine Tageskarte für den IBA-Bus kostet 5 Euro. An verschiedenen Haltestellen kann man dann aussteigen, sich in Ruhe umsehen und nach einer Stunde mit dem nächsten Bus weiterfahren.

Der Energiebunker wurde während des Zweiten Welkriegs als Schutzbunker genutzt. 30.000 Menschen fanden dort Schutz vor Luftangriffen. Das unzerstörbare Mahnmal wurde nach vielen Jahrzehnten nun wieder nutzbar gemacht. Mit einer intelligenten Energieerzeugung aus Solarenergie, Biogas, Holzhackschnitzeln und Abwärme aus einem benachbarten Industriebetrieb soll der Energiebunker künftig einen Großteil des Reiherstiegviertels mit Wärme versorgen und Strom in das Stromnetz einspeisen. In 30 Meter Höhe befindet sich ein Café mit Aussichtsterrasse.

Im Zentrum der Harburger Schloßinsel entsteht zwischen den Wohngebäuden und der Marina ein 1,5 Hektar großer Park nach dem Entwurf des Züricher Landschaftsarchitekturbüros Hager Partner AG. Das Gebäude im Hintergrund ist der letzte verbliebene Teil des Harburger Schlosses, der aufwendig saniert wird.

Seit vergangenem Jahr ist der Spreehafen – ehemals ein Zollhafen – geöffnet. Der umgebende Zaun (hinten links auf dem Bild ist ein erhaltener Rest zu erkennen), der das Zollareal abschirmte wurde entfernt, das Berliner Büro Topotek1 plante Treppenanlagen über den Deich. Nun gelangen die Menschen nach Jahrzehnten wieder direkt ans Wasser.

Die Waterhouses zeigen, wie Gebäude nach neuesten Standards in künstliche Gewässer integriert werden können. Dadurch entstehen außergewöhnliche und attraktive Wohnlagen. Im Hintergrund steht die Blumenhalle der igs. Nach der Gartenschau wird sie als Basketballhalle genutzt.

Das IBA-Projekt “Bauausstellung in der Bauausstellung” beherbergt verschiedene Gebäude mit technischen, energetischen und gestalterischen Besonderheiten, die Modelle für künftiges Bauen sein sollen. Ein Beispiel sind neuartige Konzepte für einen reduzierten Energieverbrauch. BIQ – das Algenhaus – ist weltweit das erste Gebäude mit einer Bioreaktorfassade. Mikroalgen, die in Glaselementen vor den Fassaden gedeihen, werden zur Energieerzeugung genutzt. Gleichzeitig lassen sich mittels der Glaselemente die Innenräume verdunkeln.

Noch können sich nicht alle Hamburger für die Auswirkungen der IBA-Projekte begeistern. Kritiker fürchten, dass durch die vielen Sanierungs- und Neubauprojekte das Viertel für viele bisherige Bewohner unerschwinglich wird. Dadurch wären diese gezwungen, sich nach neuem bezahlbarem Wohnraum umzusehen. Wie auf den Bildern zu sehen ist, haben die Verantwortlichen und Ausführenden noch einiges zu tun, um die Verzögerungen durch den langen Winter bei Bauten und Pflanzungen aufzuholen. Ausführlich werden wir über die igs und IBA in Heft 6/2013 von Garten + Landschaft berichten.

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