Im Mai 2014 hatte das Abgeordnetenhaus den Senat aufgefordert, die Planungen für den Alexanderplatz am Bestand zu orientieren und eine Entwicklung als Hochhausstandort zu prüfen – eine Perspektive, die für viele Berliner undenkbar ist. In einem Verfahren aus Fachsitzungen und Workshops, an denen sich Bürger beteiligen können sollen nun neue Ideen für den Platz erarbeitet werden. Die Anforderungspalette ist lang: Bestehende und geplante Gebäude sollen harmonieren, Interessen des Gemeinwesens, der Stadt, der Investoren und Eigentümer sollen berücksichtigt, die Aufenthaltsqualität erhöht, die Nutzung der Erdgeschosse aufgewertet, die Wohnungsfrage an und um den Platz geklärt, die soziale Infrastruktur bedacht, die Denkmäler geschützt und der Platz besser in seine Umgebung eingebunden werden. Zur Halbzeitbilanz der Bürgerbeteiligung kristallisiert sich heraus, dass der Platz aus Sicht der Bürger ein Ort für alle sein soll, ein Ort der Demokratie, an dem Geschichte sichtbar und Kultur erlebbar wird.
Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt (SPD) blickt gelassen in die Zukunft und möchte die Diskussion um den Platz ergebnisoffen führen. Seiner Meinung nach bräuchte es hier sogar vor 2019 keine Entscheidung – dann eröffnet nämlich das nahegelegene Humboldt-Forum. Die Stadt erwartet dort doppelt so viele Besucher wie derzeit und das wird sich auch auf dem Platz um den Fernsehturm bemerkbar machen. Für Geisel steht fest: Eine historische Bebauung kann er sich hier nicht vorstellen, der Platz kann aber auch nicht so bleiben wie er ist. Gegen eine Bebauung zugunsten der Verdichtung dürfe man sich nicht verschließen. Im ersten Schritt möchte er nun die Meinung der Bürger einholen und dann einen internationalen Ideenwettbewerb anschließen. Eine kurzfristige Strategie zur Attraktivierung des Ortes hat Geisel – außer die obligatorische Verlängerung des Vertrags mit der BSR zur Beseitigung des Abfalls – leider nicht.
Es wird spannend das Ringen um den Platz und das Jonglieren zwischen benötigter Dichte und städtischer Qualität, die wesentlich durch Freiräume definiert ist, zu beobachten. Für den Platz um den Fernsehturm wird zurecht viel gewollt. Man kann nur hoffen, dass es am Ende nicht auf die Wahl des kleinsten Übels zwischen Bratwurstbuden, Hochhäusern und Beliebigkeit hinausläuft. Noch ist alles möglich und jeder ist aufgefordert sich an der Diskussion um das Herz von Berlins Mitte zu beteiligen.