05.06.2020

Event

„Man traut der Eigenverantwortung der Bürger nicht“

Das Thema der G+L 06/2020: Lebensqualität Fluss: Urbane Wasserkanten richtig gestalten. (Foto:© Lucía deMosteyrín)

Barbara Buser vom Baubüro in situ mit Sitz in Basel, Zürich und Liestal hat die Swim-City-Ausstellung mitkuratiert. Wir haben uns mit der Architektin über Flussschwimmen als urbanes Phänomen unterhalten und sie gefragt, warum man sich in Deutschland – man denke an die Initiativen Berlin oder München – so schwer mit seinen Flussbädern tut.

Barbara Buser ist Mitkuratorin der Ausstellung "Swim City" des Schweizer Architekturmuseums. (Foto: privat)

Schnittstelle zwischen Land und Wasser

2017 wurde der Münchner Stadtaktivist Benjamin David medial für seinen Arbeitsweg bundesweit gefeiert. Er schwimmt. Für Deutsche ungewöhnlich, für Schweizer alltäglich. In Basler Sommer lassen sich selbst Anzugsträger vom Rhein zur Arbeit befördern. Barbara Buser, welche Bedeutung hat Wasser für die Lebensqualität in einer Stadt?

Wasser ist ein wichtiges Element in jeder Stadt, sei es in Form von Brunnen, See- oder Meernähe, Bach oder Fluss. Das Wasser definiert die mögliche Bebauung, oft gar die Form einer Stadt. Am Wasser erlebt man die Jahreszeiten intensiv, man spaziert am Wasser, ruht sich aus oder treibt Sport. In Basel ist der Rhein der größte zusammenhängende Stadtraum. Sich im Fluss durch die Stadt treiben zu lassen und diese so aus einer ungewohnten Perspektive zu erleben, ist eine großartige Sache.

Sie haben die Ausstellung „Swim City“ mitkuratiert. Was war das Ziel der Ausstellung?

Das Ziel der Ausstellung war es, bei den Stadtbewohnern die Lust zu wecken, die urbanen Gewässer zurückzuerobern und zu nutzen. Die Basler, Berner, Genfer und Zürcher*innen wollten wir darauf hinweisen, welches Glück sie haben, dass man hier im Fluss mitten durch die Stadt schwimmen darf.  Es ging aber auch darum, die verschiedenen nationalen und internationalen Initiativen in Berlin, Paris oder New York City zu unterstützen und zu ermutigen, weiter für das Recht zu kämpfen, im Fluss zu schwimmen.

Welche Erkenntnisse haben Sie durch Swim City für Ihre eigene Arbeit als Architektin sammeln können?

Es ist mir einmal mehr bewusst geworden, wie prägend das Wasser für eine Stadt ist, wie wichtig die Schnittstellen zwischen Land und Wasser sind, und dass diese äußerst sorgfältig gestaltet werden müssen.

Politische Aufgaben und mangelnde Wasserqualität

An Flussschwimmen ist in deutschen Metropolen kaum zu denken. Die mühsamen Diskussionen um die Flussbäder in Berlin und München sind hierfür ein gutes Beispiel. Woran hakt es Ihrer Meinung nach?

An drei Punkten. Erstens, dassman der Eigenverantwortung der Bürger nicht traut: Es ist einfacher, das Schwimmen zu verbieten, als Regeln auszuarbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Zweitens, dass die Wasserstraßengesetze angepasst werden müssten – eine mühsame politische Aufgabe. Und drittens an der Wasserqualität – diese ist zum Beispiel nach starken Regenfällen in Berlin oder Paris vielfach ungenügend.

Europaweit sind dennoch einiges Fluss-Projekt in der Mache. Auf welche freuen Sie sich besonders?

Auf jedes Projekt, das es schafft, das Flussschwimmen (wieder) selbstverständlich in den Alltag zu integrieren. Mein Badkleid habe ich auf Reisen immer dabei, um jede sich bietende Gelegenheit zum Schwimmen nutzen zu können.

 

In der G+L 06/2020 zum Thema Wasser in der Stadt erschien ein ausführlicher Artikel zur Ausstellung Swim City, die Flussschwimmen als urbanes Phänomen in der Schweiz ausmacht.

Barbara Buser ist diplomierte Architektin ETH und Energiefachfrau. Sie machte 1992 als erste Frau die Prüfung als Kapitän der Rheinfähren in Basel und steuert seither regelmässig die Münsterfähre über den Rhein hin und zurück. Seit Oktober 2014 bringt sie mit einem engagierten Team unter dem Motto „essen, trinken, geniessen“ neues Leben in die Markthalle und ins KLARA in Basel. Seit Jahren ist sie mit „die Zusammenarbeiter“ in verschiedenen Projekten in Berlin engagiert. Und seit dessen Gründung Mitglied im Verein Flussbad Berlin.

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