Seit gestern steht fest: Die Bürgerbeteiligung zum Entwicklungskonzept der Berliner City West verlängert sich um rund vier Wochen. Die Fläche zwischen Adenauerplatz, Nollendorfplatz, Spreebögen und Hohenzollerndamm soll in vier Gebieten großangelegt neu gedacht werden – unter anderem im Rahmen eines Hochhauskonzeptes. Was Sie zum Projekt wissen müssen, lesen Sie hier.
1. Lebendige Erdgeschosse als Qualität etablieren
2009 beschloss der Berliner Senat mit den „Leitlinien für die City West“ Planungsgrundsätze für Teilbereiche der Stadtbezirke Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof-Schöneberg und Mitte, um vor dem Hintergrund der stagnierenden Entwicklung des westlichen Berlins die spezifischen Qualitäten des Quartiers zu fördern. Mit der Zeit wurden Anpassungen in der Struktur und Methodik der Leitlinien vorgenommen, um auf Entwicklungen wie die Klimaerwärmung oder auch Pandemien zu reagieren. Aktuell stehen zehn Leitlinien im Entwurfsstadium auf dem Programm für die Entwicklung der Berliner City West, die wir Ihnen hier vorstellen:
Erdgeschosszonen seien die zentrale Schnittstelle zwischen Stadt- und Privatraum. Sie sollen öffentlichkeitswirksam und barrierefrei nutzbar sein. Ein Instrument dafür können kuratierte Erdgeschosse sein, deren Nutzung über den reinen Einzelhandel hinausgeht, wie Tauschbörsen, Proberäume oder Beratungsstellen.
2. Die vertikale Nachverdichtung verträglich steuern
Zur stadtbildverträglichen Integration von Hochhäusern wurde das „Hochhauskonzept City West“ entworfen, das qualitative Anforderungen an die Planung von Hochhäusern stellt. Ergänzend zum gesamtstädtischen Hochhausleitbild stellt das Hochhauskonzept Planungsgrundlagen für eine verträgliche Integration von Hochhäusern in das Quartiersbild. Dieses ist durch Bauwerke aus der Gründerzeit und die typische „Berliner Traufe“, eine Traufhöhe von 21 bis 22 Metern, geprägt. Auch in bürogewerblich dominierten Bereichen gilt es, durch Hochhäuser Wohnraum zu schaffen. Grüne Infrastruktur soll in verdichteten Stadträumen ökologischen Ausgleich schaffen. Außerdem soll ein verstärktes Augenmerk den kleinklimatischen Effekten um das Hochhaus gelten. Fallwinde beispielsweise mindern die Aufenthaltsqualität vor dem Gebäude und sollen durch entsprechende Fassadengestaltung vermieden werden. Ebenfalls vermieden werden soll oberirdischer Kfz-Parkraum, bei vorhandenen Parkflächen soll die Umgestaltung in grüne und resiliente Flächen in Erwägung gezogen werden.
3. Die City West als bezahlbaren Wohnort für alle Generationen qualifizieren
Steuerungsinstrumente der öffentlichen Hand seien zu überprüfen und neu zu entwickeln, um bezahlbaren Wohnraum für eine Vielfalt von Bevölkerungsgruppen sicherzustellen. Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas und Seniorentreffs seien zu fördern und zu etablieren.
4. Mobilität stadtverträglich und für alle zugänglich gestalten
Niedrigschwellig, klimaneutral und flächeneffizient soll die Mobilität in der City West werden. Dazu gilt es, Radwege und der Ausbau des Straßenbahnnetzes zu fördern. Außerdem können durch Umstrukturierungen überdimensionierter Verkehrsflächen Flächen zur alternativen Nutzung gewonnen werden.
5. Maßnahmen zur Klimaanpassung umsetzen und ein gesundes Stadtklima sichern
Schon heute stellen Hitze- und Starkregenereignisse die City West vor enorme Herausforderungen. Um das Ziel einer klimaresilienten City West zu erreichen, seien Anpassungsstrategien auf Stadtteil- Quartiers- und Grundstücksebene zu entwickeln, wie etwa Gebäudebegrünung, Entsiegelung und die Schaffung von Retentionsflächen.
6. Den öffentlichen Raum weiter stärken und qualifizieren
Freiflächen seien zu schützen, qualitativ weiterzuentwickeln und an den Klimawandel anzupassen, damit Freiräume in einer dichten Stadtstruktur erhalten blieben. Bestehende Freiräume seien stärker miteineinader zu verknüpfen und Durchwegungen seien zu ermöglichen.
7. Kulturstätten in breiter Vielfalt stärken
Das bestehende Kulturangebot in der City West sei als identitätsstiftender Faktor für das Quartier zu schützen und weiterzuentwickeln. Außerdem gilt es, das Angebot um niederschwellige Möglichkeiten der Kulturausübung zu erweitern. Die Innenstadt soll durch künstlerische und musische Entfaltungsmöglichkeiten unabhängig vom Einzelhandel vitalisiert werden.
8. Die Baukultur als Geschichtsträger präsentieren
Das Bikini-Haus oder der Zoo-Palast seien herausragende Projekte der letzten Jahre, doch die Bestandssicherung und -qualifizierung nicht nur von Bauten unter Denkmalschutz seien vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungsdynamiken erforderlich. Die Bestandssanierung trage nicht nur zur Identität und Lesbarkeit der City West bei, sondern auch zur Reduktion der CO2-Emissionen. Ein Erhalt des kleinteiligen Städtebaus sei zu prüfen und denkmalrechtliche Belange seien mit der energetischen Sanierung von Gebäuden in Einklang zu bringen.
9. Mit nachhaltig entwickelten Gebäuden einen Mehrwert erzielen
Mit der Implementation von Photovoltaik oder Gebäudebegrünung sollen Neubauten und Bestandssanierungen zukünftig ökologischen Mehrwert aufweisen. Der Gebrauch von Beton als Baustoff soll durch nachhaltigere Methoden wie Holzbauweise reduziert werden. Gefordert werden ökologisch wertvolle und innovative Bauweisen, besonders bei Architektur- oder Städtebauwettbewerben.
10. Netzwerke ausbauen
Als Erfolgreich haben sich die Netzwerke in der City West erwiesen. Ein moderierter Austausch sei durch eine Nachfolge des „Forums City West“, einer Koordinationsstelle des Regionalmanagements City West, sinnvoll.
Mehr Informationen zum Projekt City West in Berlin finden Sie hier.
Zum vollständigen Entwicklungskonzept City West geht es hier.
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