15.09.2014

Projekt

Ein Hain für Venedig

Der österreichische Beitrag zur diesjährigen Architektur-Biennale in Venedig beschäftigt sich mit Parlamenten aus der ganzen Welt. Unter dem Titel „Plenum. Orte der Macht.“ präsentiert der Kurator Christian Kühn jene Orte, an denen die Repräsentanten des Volkes tagen. An den Wänden des Österreichischen Pavillons prangen rund 200 weiße Modelle von nationalen Parlamentsgebäuden im Maßstab 1:500. Im Freiraum, im kleinen Innenhof des Pavillons, greift eine Freiraum-Installation die Themen Demokratie, Repräsentanz und Gegenöffentlichkeit auf. Der scheinbar zufällig organisierte und bepflanzte Garten stammt von den Landschaftsarchitekten Maria Auböck und János Kárász. Gehölze aus aller Welt konterkarieren den quadratischen Betonraster. Gepflanzt wurden interessante Exoten wie Parrotia persica, Punica granatum, Acer palmatum viridis “Dissectum”, Lagerstroemia indica, Nerium oleander, Cercissiliquastrum, Gleditisa triacanthos “Skyline” oder Acer buergerianum.

Freiraum-Installation im Hof des Österreichischen Pavillons bei der Architekturbiennale 2014 (Foto: Andreas Balon)
Freiraum-Installation im Hof des Österreichischen Pavillons bei der Architekturbiennale 2014 (Foto: Andreas Balon)
Freiraum-Installation im Hof des Österreichischen Pavillons bei der Architekturbiennale 2014 (Foto: Andreas Balon)
Freiraum-Installation im Hof des Österreichischen Pavillons bei der Architekturbiennale 2014 (Foto: Andreas Balon)

Auböck und Kárász sehen diesen Garten als Metapher für aktuelle, zeitlich begrenzte Formen der Willens- und Meinungsbildung. “Stellen Parlamente den gesellschaftlichen Raum für ein fest verankertes Ritual dar, entfaltet sich hier ein floating space, der erst durch die Bewegung des eindringenden Besuchers definiert wird. Dieses Erleben in Bewegung ist ein Kernthema der Landschaftsgestaltung, das Gartenkünstler seit Jahrhunderten beschäftigt. Eine Brücke zur Geschichte der Landschaftsarchitektur bilden die Gärten der Aufklarung im 18. Jahrhundert, denen dieses Phänomen der Wahrnehmung durch Bewegung zugrunde liegt. Das Wachstum der Bäume ergänzt diese kinetische Erfahrung durch eine extrem verlangsamte Bewegung. So entsteht ein befristetes Gehäuse mit einem anderen Ordnungsprinzip – geprägt durch dichte Nähe, durch Licht und Schatten, durch laute und leise Passagen. Es bietet sich eine Suggestion des Sich-Verlierens: ein anregender Ort zum Nachdenken, Verweilen, zur Pflege der Begegnung. Was wir sehen und betreten ist die Aufhebung des Ortsüblichen, des vermeintlich Authentischen. Die großen Bodenplatten des Hofes weichen den wuchernden jungen Bäumen, das formale Gefüge scheint leicht gekippt, überformt, wird unbestimmter.”

Die Künstlergruppe Kollektiv/Rauschen sorgt für eine permanente Geräuschkulisse im Garten. Eine interaktive Klanginstallation beschäftigt sich mit dem politischen Diskurs in sozialen Medien wie Twitter, Facebook und anderen Netzwerken.

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