Enthüllung im Schnee
Im Rahmen des diesjährigen Faust Festivals in München enthüllte am Samstag, 17. Februar 2018 die Künstlerin Mia Florentine Weiss zwei Skulpturen. Es ist eine Premiere: Zum ersten Mal stehen Kunstwerke am Münchner Siegestor.
An diesem Samstag schneit es viel, und die in weiss eingehüllten Skulpturen – nördlich und südlich vom Siegestor – scheinen vor einem Vorhang aus Schnee zu stehen. Als die Künstlerin Mia Florentine Weiss die schweren Metallketten durchschneidet, kommen zwei rot-rostige Metallschriftzüge zum Vorschein. Es sind Ambigramme: Je nachdem auf welcher Seite der Skulptur man steht, liest man „Love“ oder „Hate“. Die Begriffe Liebe und Hass beziehen sich nicht nur auf das ambivalente Gefühlschaos in Goethe’s Faust Drama, sondern auch auf den Standort und aktuelle Anlässe. Die Ereignisse, die das Kunstwerk einrahmen sind einerseits das hundertjährige Jubiläum zum Ende des Ersten Weltkrieges und andererseits die Sicherheitskonferenz, die sich am selben Wochenende im Bayrischen Hof in München mit Sicherheits- und Verteidigungspolitik auseinandersetzt.
Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs beschädigten das Siegestor stark. Im Zuge des Wiederaufbaus brachte man oberhalb der Bögen den Schriftzug an „Dem Sieg geweiht vom Krieg zerstört zum Frieden mahnend“. Er bezieht sich nicht nur auf triumphvolle Siege, sondern ebenso auf Leid und Zerstörung, die Kriege hervorbringen. Der Friede soll bewahrt werden. Die Skulpturen von Mia Florentine Weiss nehmen Bezug auf das ambivalente Verhältnis zwischen Frieden und Krieg.
Die Ausrichtung der Skulpturen fasziniert: Sie sind so positioniert, dass der Schriftzug „Hate“ jeweils zum Siegestor hin steht und der Begriff „Love“ von ihm weg. Weiss wollte damit das Tor in Liebe einrahmen, und dem Hass wenig Raum geben.