2020 ist ein IBA-Jahr, das Ausstellungsjahr der IBA Basel. Nach mehr als zehn Jahren intensiver Arbeit schaut die IBA mit einer mehrmonatigen Ausstellung und vielzähligen Veranstaltungen zurück und nach vorn. Die Januarausgabe der G+L widmen wir ihren Projekten und deren Machern und stellen die Frage: Was kommt nach der IBA?

Die Internationale Bauausstellung IBA Basel 2020 ist besonders. Sie schwimmt gegen den Strom. Und das in jederlei Hinsicht. Mit ihrem Motto „Au-delà des frontières, ensemble – Gemeinsam über Grenzen wachsen“ stemmt sie sich gegen aktuelle Tendenzen der Weltpolitik. Und definiert gleichzeitig mit ihren Inhalten und prozesshaften Herangehensweise ein neues Zeitalter für die IBA als Instrument der Stadtentwicklung.
2020 feiert die IBA Basel ihr Abschlussjahr. In einer Ausstellung auf dem Campus des Vitra Design Museums in Weil am Rhein schaut sie vom 27. Juni bis 27. September auf die vergangenen zehn Jahre zurück und fragt, wie es jetzt weitergehen muss. Aus diesem Anlass widmen wir, die Redaktion der Garten+Landschaft, unsere erste Ausgabe des Jahres der IBA Basel 2020, ihren Projekten und Machern.
Strukturwandel mit dem Instrument IBA
Anders als ihre Vorgängerinnen wie die IBA Stadtumbau in Sachsen-Anhalt oder die IBA See in der Lausitz findet die IBA Basel nicht im klassisch strukturschwachen Raum statt. Im Gegenteil: Die Region Basel erlebt mit finanzstarken Firmen wie Novartis und Roche seit Jahrzehnten ihre ökonomische Blütezeit. Das Paradoxe: Sie ist trotzdem strukturschwach – aber im eigenen Sinne. Im Dreiländereck Basel treffen mit Deutschland, Frankreich und der Schweiz drei Planungssysteme aufeinander, zwei Sprachen und 230 Gemeindegrenzen. Planungen über die Grenzen hinweg – ob administrativ oder baulich – waren lange Zeit kaum möglich. Die lokale Politik entschloss sich daher 2010 für einen Strukturwandel, einen Strukturwandel auf Ebene der Verwaltung und des Projektmanagements. Und als Tool hierfür wählten sie das Instrument IBA.
Unbequemer Ausnahmezustand auf Zeit
Seither versteht sich die IBA Basel unter der Leitung von Monica Linder-Guarnaccia als Instrument des Wandels. Aus 130 Projektvorschlägen hat das IBA Team mit einer Vielzahl an Akteuren aus Verwaltung und Interessenverbänden 20 grenzüberschreitende Projekte auf den Weg gebracht. Fünf dieser Projekte stellen wir im vorliegenden Heft vor, ebenso wie die Arbeit der Projektgruppe “Aktive Bahnhöfe”.
Mit den drei Handlungsfeldern „Landschaftsräume“, „Stadträume“, „Zusammen leben“, den drei städtebaulichen Großprojekten 3Land, Tram 3 und DMC und länderübergreifenden Landschaftskonzepten wie dem Projekt „Rheinliebe“ adressiert die IBA Basel die richtigen Themen. Das bestätigte uns auch der Architekt Emanuel Christ vom Basler Büro Christ & Gantenbein im Interview. Ja, sie mag keine Architekturausstellung wie die altehrwürdigen IBAs in Stuttgart oder im Ruhrgebiet sein, aber das war auch nie ihr Anspruch. Denselben Mut wie ihre Vorgänger beweist sie aber allemal: Sie setzte die Region in einen unbequemen Ausnahmezustand auf Zeit und bereitete den Weg für eine metropolitane Region Basel. Mit ihrem Abschluss, liegt es nun an Politik, Verwaltung und Bürgerschaft, den IBA-Auftrag – gemeinsam über Grenzen zu wachsen – weiterzuführen.
Die G+L 01/2020 zum Thema IBA Basel 2020 können Sie hier erwerben.