21.05.2014

Projekt

Installation zur Blauen Nacht

„Wie ein Wolkenmeer! Wie eine Illusion! Einfach wunderschön! Wow!“ Die Besucher der „Blauen Nacht“ sind sichtlich beeindruckt. Fast andächtig schauen sie in die blau-grün schimmernden Baumkronen. Kaum jemand, der nicht seine Handykamera zückt, um diesen ­irrealen Moment kurz nach Sonnenuntergang einzufangen.
Die „Waldplastik“ war eine der Hauptattraktionen der „Blauen Nacht“ am 3. Mai. Das jährlich stattfindende Kulturevent der Stadt Nürnberg stand diesmal unter dem Motto Sehnsucht. Den Alltagsort des Hauptmarkts in einen symbolischen Sehnsuchtsort zu übersetzen, war die Grundidee der illuminierten Rauminstallation.

Installation Waldplastik auf dem Nürnberger Marktplatz
Leuchtschirme auf blauem Platz
Das Plakat zur Installation
Blick durch die beleuchteten Marktschirme
44 Studenten halfen beim Aufbau
20.000 Tüten mussten aufgeblasen werden
Paletten dienten als Schirmständer

Landschaftsarchitekturstudenten der TU München nahmen den Obst- und ­Gemüsemarkt samt seiner Besucher mit auf einen Waldspaziergang: in einen Wald aus künstlichen Bäumen, gebaut aus typischen Elementen des Marktes. So wurden Marktschirme zu Baumstämmen, Tüten zum Blattwerk und Obstkisten zu Sitzgelegenheiten.
Ein halbes Jahr lang hatten 24 Studierende gemeinsam mit dem Lehrstuhl auf diesen ­Moment hingearbeitet. Beim sechs Tage langen Aufbau werkelten bis zu 44 Studierende auf dem Hauptmarkt. Dabei hatten die Sudierenden 20.000 Plastiktüten aufzublasen, 240 Holzpaletten zu montieren, 80 Marktschirme aufzustellen und mit Tüten und LED-Lichtschläuchen zu behängen.

Im Oktober 2013 starteten die Studierenden durch ein konstruktives Wettbewerbsverfahren in die Entwurfsphase. Nach mehreren Stufen kristallisierte sich aus den 24 Vorschlägen die Installation „Waldplastik“ heraus, die fortan alle Teilnehmer gemeinsam bis zur Umsetzungsreife bearbeiteten. Im Laufe der Ausarbeitung galt es zahlreiche Fragen zu klären: Welches Volumen haben 20.000 Plastiktüten und wie lange dauert es, sie mit Luft zu be­füllen? Welches Leuchtmittel eignet sich, und wie mache ich 400 Meter Kabel auf dem Platz unsichtbar? Die Studierenden wurden mit Hürden wie Brandschutz und Standfestigkeit konfrontiert. Brennende Plastiktüten etwa, die auf Besucher herabtropfen oder bei Sturm umstürzende Marktschirme – die Installation musste allen Eventualitäten trotzen.

Die Tücken der Ausführungs- und Genehmigungsplanung zu erfassen und zu lösen, ist ­einer der wichtigsten Inhalte des „studio1zu1“ – ein Lehrformat und Forschungsfeld des Lehrstuhls für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum an der TU München. Trotz aller Vorgaben, Regularien und Kompromisse sollte die Installation im Sinne ihrer ursprünglichen Intention verwirklicht werden – und natürlich innerhalb des Budgets bleiben. Der spontane Applaus nach dem Anschalten der Beleuchtung war eine verdiente Belohnung für alle Beteiligten.

 

Waldplastik, Hauptmarkt Nürnberg, eine Licht- und Rauminstallation
Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum (Prof. Regine Keller), Technische Universität München;
Projektleitung: Felix Lüdicke; Betreuung: Thomas Hauck, Felix Metzler;
Entwurf: Julian Birkmaier, Rita Codea, Franziska Cußmann, Sabrina Daubmeier, Tobias Drexler, Elisabeth Egerter, Vanessa Frisch, Katharina Gebhart, Eva Grömling, Felix Gutmann, Franziska Hepp, Ines Hofmann, Melanie Hölzl, Kristjan Kohu, Yun Kyeong Hoh, Hannah Layer, Martina Lehmann, Theresia Loy, Pim Lucassen, Fabian Obert, Benjamin Schwab, Philipp Uerlings, Georg Wagner, Michael Wenzel

Standort: Google Maps

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