07.05.2014

Projekt

KZ-Gedenkstätte Esterwegen

Am 31. Oktober 2011 wurde im ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlager Esterwegen im Emsland eine zentrale Gedenkstätte für die insgesamt 15 Lager der Nazis im Emsland und deren Opfer eröffnet. Der Entwurf stammt vom Hamburger Büro WES & Partner und Hans-Hermann Krafft aus Berlin, die 2007 den Wettbewerb für die Gestaltung des zentralen Gedenkorts gewonnen hatten. Das Lager in Esterwegen bauten die Nazis 1933 als Musterlager. Die Häftlinge nannten es bald „Hölle am Waldesrand“.

Heute dokumentieren Stahlstreifen im Boden, Höhenunterschiede und Böschungen die verschiedenen Phasen des Lagers. Relikte des Lagerbetriebs wurden erhalten, aber keine Bauten rekonstruiert. „Sichtfenster“ betonen die Reste des Lagers. Den Bestand an amerikanischen Roteichen lichteten die Landschaftsarchitekten so aus, dass dichte Baumpflanzungen die Barackenstandorte nachzeichnen. Cortenstahlelemente erinnern an Wachtürme, Tore und Mauern. So führt zum Beispiel der sogenannte Trichter vom Bereich der Wachmannschaft zum Häftlingslager. In einer Wandscheibe mit Sehschlitz sind die Namen aller Lager im Emsland aufgelistet. Ein erhöhter Stahlsteg führt von der Lagerstraße durch das neue Foyer des Dokumentationszentrums ins Moor. Der „Raum der Stille“, ein Kubus von sechs Meter Kantenlänge mit in Holzregalen gestapelten Torfziegeln im Inneren, wurde bisher nicht realisiert.


Garten_Landschaft_Gedenkstaette_Esterwege_Westscheibe

070404_Lageplan 500_Bestand (1)

Die Gedenkstätte Esterwegen ist eine der größten NS-Gedenkstätten in Deutschland. In das Gedenken einbezogen ist über das ehemalige Konzentrations- und Strafgefangenenlager hinaus das System aus 15 sogenannten Emslandlagern, die sich vom nördlichen Emsland bis in den benachbarten Landkreis Grafschaft Bentheim im Süden ziehen. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg richtete die Britische Rheinarmee das 101st Civil-Internment Camp, später das Prison Camp in den Baracken des Lagers Esterwegen ein. Von 1953 bis 1959 diente es als Durchgangslager für Flüchtlinge aus der sowjetisch 
besetzten Zone. Zwischen 1963 und 2001 unterhielt die Bundeswehr dort ein Bekleidungsdepot, später ein Verpflegungsdepot. Schließlich war es Standort für eine Reserve-Lazarett-Gruppe. Zu diesem Zweck riss man alle oberirdisch sichtbaren Gebäude aus der NS-Zeit ab. Beidseits der 480 Meter langen Lagerstraße entstanden 19 neue Hallen.

Diese wurden 2001 abgerissen, als die Bundeswehr den Standort aufgab. Wichtigstes und größtes historisches Zeugnis der Lagerzeit ist die Lagerstraße, die seinerzeit von den Häftlingen angelegt und grob geschottert werden musste. Sie ist unter einem Belag aus Betonpflaster aus den 1970er-Jahren vollständig erhalten geblieben. Sonst gab es nur noch Reste von Fundamenten und Bodenbelägen. 2001 übernahm der Landkreis Emsland das Gelände, im Mai 2006 öffnete die vorläufige Gedenkstätte Esterwegen. 2007 gewannen das Hamburger Büro WES & Partner mit Hans-Hermann Krafft das kooperative Verfahren mit vier Büros zur Neugestaltung der Außenanlagen der Gedenkstätte. Ihr Konzept beruht auf der Übersetzung der wichtigen Elemente der Lagertopografie in zweidimensional gefaltete Cortenstahlwände. Die Landschaftsarchitekten setzten Cortenstahl überall dort ein, wo Grenzen zu markieren waren, etwa beim Todes-streifen und den Häftlingsunterkünften.

Fotos und Lageplan: WES & Partner/Hans-Hermann Krafft

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