Die Ladeinfrastruktur für elektrische Fahrzeuge in Deutschland lässt zu wünschen übrig: Zwar gibt es immer mehr E-Autos, aber die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte kommt nicht hinterher. Mehr über den Masterplan der Bundesregierung zur Förderung der E-Mobilität hier.
Bis 2030 sind 1 Million Ladepunkte geplant
In Deutschland fehlen noch viele öffentlich zugängliche Ladepunkte, um die Verkehrswende mit Elektrofahrzeugen zu erreichen. Denn diese Fahrzeuge benötigen einen eigenen Ladepunkt. Dieser kann sich nicht ohne bauliche Anpassungen im bereits gut ausgebauten Netzwerk an Tankstellen befinden. Entsprechend ist die Ladeinfrastruktur und die Geschwindigkeit ihres Ausbaus ein wesentlicher Faktor für die künftige Akzeptanz und Verbreitung von Elektrofahrzeugen.
Kürzlich gab es gute Neuigkeiten dazu: Die Bundesnetzagentur hat einen kontinuierlichen Anstieg verfügbarer Ladepunkte verzeichnet. So erfolgte im Jahr 2021 der bisher größte Anstieg an Ladestationen mit über 7 600 öffentlichen Säulen. Gleichzeitig ist der Bedarf deutlich größer: Im Jahr 2025 werden in Deutschland vermutlich über 250 000 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge benötigt. Da 69 Prozent der befragten Personen angaben, aufgrund zu weniger Ladestationen kein Elektroauto zu kaufen, ist Investition in den Ausbau dringend nötig.
Zugleich hat Deutschland vor, unter anderem durch weniger Emissionen im Verkehr seine Klimaziele zu erreichen. Bis zum Jahr 2030 soll es etwa 15 Millionen Elektroautos geben. Der Bund fördert den Ausbau der nötigen Ladeinfrastruktur – eine Millionen Ladepunkte sind nötig. Für private Wallboxen stehen zum Beispiel 800 Millionen Euro zur Verfügung, pauschal erhalten Verbraucher*innen 900 Euro für den Ausbau von Ladepunkten. Dafür sind so viele Anträge eingegangen, dass die maximale Fördersumme schon mehrfach gestiegen ist.
Wachsende Lücke zwischen Zahl der Autos und der Ladestationen
Besonders problematisch ist die wachsende Lücke zwischen der Zahl der Elektroautos und der Zahl der öffentlichen Ladestationen. Etwa 60 Prozent der privaten Stellplätze für Elektroautos haben einen Ladepunkt, was bedeutet, dass über ein Drittel der Energiemenge öffentlich oder auf Firmenparkplätzen zur Verfügung gestellt werden muss.
Eine Datenanalyse zeigt, dass sich derzeit 27 E-Autos in Deutschland eine Ladestation teilen müssen. Anfang 2023 waren rund eine Million elektrische Autos hierzulande zugelassen, ein Anteil von nur knapp über 2,1 Prozent an der gesamten Autoflotte. 105 000 öffentliche Ladepunkte sind laut Karten- und Navigationsdienstleister Here Technologies vorhanden.
Interaktive Karten auf der Seite des Dienstleisters zeigen, wie viele Elektroautos und Ladepunkte in jedem deutschen Landkreis vorhanden sind. Dabei zeigt sich, dass die meisten E-Autos in Großstädten zu finden sind, wo es auch die meisten Ladepunkte gibt. In Berlin teilen sich zum Beispiel 9 E-Autos einen öffentlichen Ladepunkt, während es in Wiesbaden fast 50 Fahrzeuge sind.
Neben der Verfügbarkeit von Ladepunkten geht es Nutzer*innen auch um die Ladedauer von elektrischen Fahrzeugen. Denn Verbrennungsmotoren benötigen nur wenige Minuten, um voll zu tanken. Elektroautos benötigen je nach Modell und Leistung der Ladesäule zwischen einer und fünf Stunden. Schnellladestationen bieten eine höhere kW-Leistung, mit der Autos innerhalb von 30 Minuten oder weniger etwa zur Hälfte laden. Noch gibt es in Deutschland jedoch recht wenige Schnellladestationen.
Dichte der Ladestationen ist zu gering
Neben der Anzahl der Ladestationen, die teils aus mehreren Ladepunkten bestehen, ist es auch sinnvoll, sich die Verteilung der Ladeinfrastruktur in Deutschland anzuschauen. In Stuttgart sind etwa 23 Ladestationen pro zehn Quadratkilometern zu finden, während es im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte nur 0,1 Ladestandorte sind. In der Mitte und im Osten Deutschlands ist die Dichte am geringsten, im Westen und Süden am höchsten.
Der europaweite Vergleich zeigt, dass die Ladeinfrastruktur hierzulande sehr ungleichmäßig verteilt ist. Zwar ist die Anzahl der Elektroautos in Deutschland recht hoch, aber die Zahl der Ladepunkte im EU-Vergleich sowie im Verhältnis zur Zahl der Autos ist eher niedrig. In den Niederlanden kommen sieben Autos auf eine Ladestation.
Interessant ist auch der Vergleich der britischen Agentur Uswich, die die Ladeinfrastruktur in 33 europäischen Großstädten bewertet. Die isländische Hauptstadt Reykjavík steht dabei ganz oben, da hier 65 Prozent der Ladestationen kostenlosen Strom zur Verfügung stellen. Der kostenpflichtige Strom ist mit durchschnittlich 0,29 Euro recht günstig – in Deutschland liegen die Preise zwischen 0,25 und 0,50 Euro pro kWh. Auch Glasgow und Lissabon schneiden im Vergleich aufgrund einer hohen Dichte an Ladesäulen und niedriger Preise gut ab. Köln und Frankfurt hingegen liegen im Ranking weiter hinten, da hier das Laden deutlich teurer ist – und die Ladeinfrastruktur noch zu wünschen lässt.
Maßnahmen zur Förderung der Ladeinfrastruktur
Im Oktober 2022 beschloss Bundesverkehrsminister Volker Wissing einen Masterplan zum Ausbau des Ladenetzes, der vorsieht, bis 2030 eine Million öffentlich zugänglicher Ladepunkte bereitzustellen. Dafür gibt es ein Budget von 6,3 Milliarden Euro. Damit das funktioniert, müssten ab 2023 jedes Jahr über 130 000 neue Ladesäulen hinzukommen.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft äußerte Zweifel an der Erreichung dieses Ziels. Mit den bisherigen Maßnahmen seien Zahlen wie 15 Millionen E-Autos bis 2030 nicht zu erreichen. Zudem kommt es laut des Verbandes nicht auf die Menge der Ladestationen, sondern auf deren Leistung an. Entsprechend rät er dazu, den Fokus der Ladeinfrastruktur in Deutschland auf eine verbesserte Ladeleistung zu legen, um mehr Fahrzeuge pro Tag laden zu können.
Darüber hinaus sieht die Bundesregierung vor, weitere Maßnahmen umzusetzen, um CO2-Emissionen im Straßenverkehr zu senken und die Elektromobilität zu fördern. Dazu gehören Ladestationen an Verkehrsknotenpunkten, die Integration von Schnellladesäulen in das Stromnetz, bessere Digitalisierung der Ladesäulen-Übersicht, neue Standorte, die Förderung von Solaranlagen für Selbstversorger*innen sowie Investitionen in Elektro-LKWs. Mit dem Wachstumsplan für die E-Mobilität könnten Elektroautos künftig statt 0,5 Prozent bis zu acht Prozent des Stromverbrauchs ausmachen.
Auch spannend: Im Mai 2022 widmete sich die G+L dem Thema Mobilität in Europa und stellte viele interessante Projekte vor.