05.04.2020

Porträt

“Ohne Austausch und Leadership läuft kein Change-Prozess”


“Digitale Angebote sollen eine klimafreundliche Mobilität unterstützen.”

Mannheim wurde vom Bitkom Smart City Index in der Kategorie „Digitale Verwaltung“ mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Was die Mannheimer Verwaltung anders als andere macht und wie sie Schwung in die bürokratischen Mühlen bringt – darüber haben wir uns mit Thomas Wiesler und Judith Geiser von der Stadt Mannheim unterhalten.

Thomas Wiesler, Judith Geiser, verraten Sie uns Ihr Geheimnis: Was macht Mannheim anders als andere Verwaltungen?

Wiesler: Wir arbeiten in Mannheim stark strategie- und zielbewusst, aber auch maßnahmenorientiert. Dadurch konnten wir in den vergangenen Jahren wichtige digitale Projekte wie die elektronische Akte und die elektronische Rechnungsbearbeitung auf den Weg bringen. Diese haben wir als Basis für die Digitalisierung in der Verwaltung implementiert. Der Bitkom Smart City Index zeichnet die gesamte Verwaltung der Stadt Mannheim aus und damit die Anstrengung aller kommunalen Akteure, die in den vergangenen Jahren in den unterschiedlichen Fachbereichen an der Ausweitung digitaler Angebote für die Bürgerschaft und kommunale Mitarbeiterschaft arbeiten.

Geiser: Unter anderem auch weil wir letztes Jahr als kommunale IT einen weiteren Meilenstein der Digitalisierung erfolgreich feiern konnten: Im März 2019 hat der Gemeinderat unsere digitale Strategie und einen fast 40 Projekte umfassenden Maßnahmenkatalog verabschiedet. Hier sind wir pragmatisch vorgegangen und konnten unter Beteiligung der Mitarbeiterinnen und der Bürgerschaft gemeinsam mit den Akteuren der Verwaltung innerhalb eines Jahres ein Strategiepapier vorlegen. An der Umsetzung des zusammengetragenen Projektportfolios arbeiten wir derzeit mit Hochdruck.

Der Verband Haus & Grund Deutschland hat jüngst die Internetauftritte der größten Städte Deutschlands auf die Servicefreundlichkeit der Stadt überprüft. Mannheim schnitt mit dem Platz 78 dabei nicht gut ab. Beim Thema Bürgerservice landete die Stadt sogar auf Platz 90. Wie passt das mit den Ergebnissen des Smart City Index zusammen?

Wiesler: Das müssten Sie bei Haus & Grund erfragen. Uns wurden weder das Ranking noch dessen Hintergründe und Basis näher gebracht, weshalb wir uns dazu nicht äußern können.

Geiser: Bitkom hat im Jahr 2019 81 Großstädte untersucht und deren Angebote mit mehr als 7000 Datenpunkten verglichen. Basis und Erhebungen sind in der Studie niedergelegt und öffentlich nachzulesen. Damit wird transparent, welche digitalen Angebote gewertet wurden.

Die im Februar 2019 beauftragte Digitalisierungsstrategie von Mannheim definiert sich durch das Leitbild Mannheim 2030 „Digitalisierung, Innovation und zukunftsfähige Wertschöpfung“. Was ist Ihre Vision für die Stadt Mannheim im Jahr 2030?

Wiesler: Das Leitbild 2030 der Stadt Mannheim wurde in einem breit angelegten Beteiligungsprozess entwickelt, der – unterstützt durch Förderung vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie „Engagement Global“ mit der Servicestelle „Kommunen in der einen Welt“ – bewusst möglichst viele gesellschaftliche Gruppen unserer Stadt angesprochen hat. 2500 Mannheimerinnen und Mannheimer, Unternehmen, Institutionen, Initiativen und Vereine, Hochschulen, Selbsthilfegruppen brachten dafür eine Vielzahl von Vorschlägen und Anregungen ein. Das Leitbild „Mannheim 2030“ enthält für uns die zentralen Antworten auf die Fragen, wie die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN in unserer Stadt – also auf lokaler Ebene – umgesetzt werden können. Mannheim leistet damit einen sehr wichtigen Beitrag für eine nachhaltige und gerechtere Welt und nimmt eine internationale Vorreiterrolle ein.

Geiser: Unser Mannheim 2030 ist eine Stadt, die Bildungsgerechtigkeit gewährleistet und Armut verhindert. Die Menschen können sich kulturell und sozial beteiligen. Wir bieten eine hohe urbane Lebensqualität mit adäquater Sicherheit als Grundlage für ein gesundes und erfülltes Leben. Wir wollen eine solidarische Stadtgesellschaft sein, die Gleichstellung lebt und Vielfalt menschlicher Identitäten anerkennt und respektiert. Mannheim soll zu einem resilienten Stadtraum werden, in dem man gerne klimabewusst und klimagerecht handeln sowie leben möchte. Mannheim pflegt die internationale Zusammenarbeit von Städten und fördert die kommunale Entwicklungspolitik.

Und Mannheim 2030 möchte als digitale und innovative Metropole die Voraussetzungen für Unternehmen jeder Größe schaffen, vielfältig nachhaltige und zukunftsfähige Wertschöpfung zu realisieren, Talente und Fachkräfte zu entwickeln. Digitale Angebote sollen eine klimafreundliche Mobilität unterstützen. Natürlich verfügt Mannheim 2030 über ein ausgereiftes digitales Angebot der Verwaltung und schützt Daten der Bürgerschaft auf vorbildlich gute Weise. Freies Internet, eine ansprechendes Open-Data-Angebot und die Nutzung und Erprobung neuer Technologien – unter Einbeziehung von Blockchain, IoT und Künstlicher Intelligenz – erweitern das digitale kommunale Angebot. Mannheim 2030 ist damit eine lebendige, gesunde und kreative Stadt, in der Ideen umgesetzt werden und Menschen gerne leben.

Das vollständige Interview finden Sie in der G+L 4/2020. 

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