04.05.2019

Gesellschaft

Mit Bürgern entwerfen

unliebsame Orte mit einem roten Rahmen zu fotografieren. Foto: DTP

Spätestens seitdem die Stuttgarter sich gegen den Umbau ihres Bahnhofs aufgelehnt haben, weiß jeder Politiker, dass Projekte im städtischen Raum ohne Beteiligung der Zivilgesellschaft nicht durchzusetzen sind. Die Profession der Freiraumplaner weiß das schon länger. Aber was bedeutet Bürgerbeteiligung konkret für den Arbeitsalltag?

Davids Terfrüchte und Partner forderten beim Entwicklungskonzept für die Düsseldorfer Innenstadt Süd-Ost auf, unliebsame Orte mit einem roten Rahmen zu fotografieren. Foto: DTP
Bei der Neugestaltung des Spielplatzes Velsenstraße in Gelsenkirchen wurden die Kinder zu Geheimagenten auf der Suche nach Ideen. Foto: DTP

Lange ist es her, dass die Entstehung unserer Städte einzelnen Experten zugeschrieben wurde. Der Blick in die Geschichtsbücher verweist zwar immer wieder auf große Namen, aber das Werk einzelner war der Bau von Städten und Stadtquartieren sicherlich auch in der Vergangenheit nicht. Vielmehr sind Städte und ihre öffentlich zugänglichen Räume immer das Produkt vieler Akteure. Seit den 80er-Jahren werden auch die Bürger als wichtige Stakeholder gesehen und an Entscheidungsprozessen beteiligt. Beteiligung ist also eigentlich ein altes Thema. Warum ist es jetzt wieder auf der Agenda? Spätestens seit Stuttgart 21 wissen wir, dass Bürger bei der Gestaltung von Stadträumen gehört und vor allem Ernst genommen werden wollen. Aber nicht nur dieser negative Druck rückt Beteiligung wieder in den Fokus vieler Debatten. Auch Projekte und Initiativen der Teilhabe, der experimentellen und pionierartigen Gestaltung von Freiräumen durch zivilgesellschaftliche Gruppierungen zeigen, dass die Menschen die Räume ihrer Stadt mitgestalten wollen.

Soviel der Theorie: Aber wie sieht die Praxis aus? Welche Rolle spielt Beteiligung in Projekten der Freiraumplanung? Wie wird mit den verschiedenen Akteuren kommuniziert und kooperiert? Was bedeutet das für den Alltag von Landschaftsarchitekten? Diese Fragen könnten Gegenstand eines Forschungsprojekts sein. Da es das nicht gibt, wurden einzelne Einschätzungen unterschiedlicher Kollegen zusammengetragen. Unter ihnen sind sowohl solche, die durch innovative Formen der Beteiligung auf sich aufmerksam gemacht haben, als auch Kollegen, die in den vergangenen Jahren lernen mussten, dass die Qualifizierung von öffentlichen Räumen nur gemeinsam mit vielen Akteuren zu realisieren ist.

Bereicherung für den Entwurfsprozess

Eine Neu- oder Umgestaltung eines Platzes oder Parks sei ohne die Beteiligung kaum mehr zu denken, sagt Martin Diekmann von lad+. Aber auch bei der Planung von Spielplätzen oder Schulen werden die künftigen Nutzer, also die Kinder und Jugendlichen, mit eingebunden. Ob verborgene Besonderheiten aufgedeckt oder abstrakte Wünsche eingefangen werden, fantasievolle Ideen werden oft als Bereicherung für Entwurfs- und Gestaltungsprozesse empfunden. Weniger bereichernd werden herkömmliche Beteiligungsprozesse mit Erwachsenen gesehen. Wenn Beteiligung nur pflichtgemäß abgehakt wird, also Ideen und Entwürfe frontal präsentiert und dann von den Bürgern kommentiert werden dürfen, dominieren nicht selten männliche Rentner im „Meckermodus“ die Stimmung. Sie torpedieren Entwürfe und Ideen, in dem sie sich an einzelnen Aspekten – gerne wegfallenden Parkplätzen oder Bäumen – festbeißen. Zum konstruktiven Dialog oder gar gemeinsamen Entwickeln von Ideen sind sie nur schwer zu bewegen. Harald Fritz von der Planergruppe Oberhausen führt dies auf Erfahrungen in der Bauleitplanung zurück. Dort kann man lediglich kritisch auf Vorschläge reagieren. Konstruktive Ideen sind nicht gefragt.

Es bedarf verschiedener Herangehensweisen und Formate, um aus lästigen Beteiligungsveranstaltungen, bereichernde Prozesse zu machen. Einige Landschaftsarchitekturbüros experimentieren in diesem Bereich selber und haben im Laufe der Jahre reiche Erfahrungen gesammelt. So haben DTP Landschaftsarchitekten kürzlich zum Beispiel Kinder erfolgreich in die geheime Mission „Spielplatzumgestaltung“ eingebunden. Als Geheimagenten wurden sie auf den Weg geschickt, um herauszufinden was vor Ort nicht stimmt, was fehlt. In kleinen Tüten sammelten sie Fundstücke, die sie nachher in Collagen verarbeiten. Viel hilfreicher war für die Gestalter aber, die Kinder vor Ort zu beobachten, ihre Wege und Bewegungsmuster zu sehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Ob bei Detektivspielen Verborgenes aufgedeckt oder ab-strakte Wünsche wie zum Beispiel nach „blauen Tischtennisplatten“ eingefangen werden, die fantasievollen Ideen von Kindern werden als Bereicherung für Entwurfs- und Gestaltungsprozesse empfunden. […]

 

Im kompletten Artikel werden neben dem Büro lad+ und der Planergruppe Oberhausen auch DTP Landschaftsarchitekten vorgestellt. Lesen Sie den vollständigen Artikel in Garten + Landschaft 11/2015 – Köpfe | Fragen | Zukunftsfelder.

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