14.03.2023

Projekt

Mobility Hubs für Hamburg Oberbillwerder

Ziegelverkleidete Gebäude am Bildrand. Dazwischen eine Straße mit einem weissen Auto. Daneben Bäume und Menschen.
Wohin mit den Autos im Quartier? Oberwillwerder sucht die Lösung mit Mobility Hubs. Credits Visualisierung: IBA Hamburg // ADEPT mit Karres und Brands

Im neuen Stadtteil Oberbillwerder in Hamburg gibt es keine Parkplätze im öffentlichen Raum mehr. Sogenannte Mobility Hubs übernehmen diese Aufgabe. Und können noch viel mehr, wie der jetzt entschiedene Realisierungs- und Ideenwettbewerb im Rahmen der IBA Hamburg zeigt.


Mobility Hubs für ein Stadtquartier der Zukunft 

Der Stadtteil Oberbillwerder in Hamburg wird mit 118 Hektar zukünftig der zweitgrößte der Hansestadt sein. Die Planungen für den dann 105. Stadtteil laufen auf Hochtouren. Neben 6.500 Wohneinheiten sind im neuen Quartier auch rund 5 000 Arbeitsplätze vorgesehen. Das Großprojekt beeindruckt jedoch nicht nur durch seine quantitativen Kennwerte. Auch die Konzeption bezüglich einer nachhaltigen und klimagerechten Stadtentwicklung nimmt sich viel vor. Die Stadt Hamburg wünscht sich ein vitales Quartier, das moderne und energieeffiziente Wohn- und Arbeitsmodelle hervorbringt. Innovative Mobilitätskonzepte sind dabei ebenso von Bedeutung wie ein vielfältiges Nachbarschaftsangebot, das den zukünftigen Bewohner*innen Infrastrukturen im Hinblick auf Bildung, Kultur, Freizeit, Sport und Erholung bietet. 

Die Zukunft des PKW sieht in Hamburg Oberbillwerder dann auch wie folgt aus. Es gibt sie nicht. Denn der derzeit entstehende Stadtteil im Südosten der Stadt setzt auf nachhaltige Mobilitäts- und Infrastrukturkonzepte. Das private Automobil ist darin nicht vorgesehen. Vielmehr dienen sogenannte Mobility Hubs den Bewohner*innen als zentrale Anlaufstellen zur Fortbewegung. Parkplätze im öffentlichen Straßenraum werden damit obsolet. Und die Straßenzüge erhalten folglich mehr Aufenthaltsqualität. Weiterhin sind auch die Mobility Hubs nicht als reine Parkhäuser geplant, wie sie heute in vielen Städten noch anzutreffen sind. Sie sollen im Stadtteil zu Gemeinschaftseinrichtungen werden, die neben ihrer infrastrukturellen Funktion auch als sozialer Treffpunkt wirken. 


Vielschichtigkeit als Anforderung

Dazu ist beispielsweise eine öffentliche Nutzung der Erdgeschosszone vorgesehen. Sowohl bedarfsgerechte Läden der Nahversorgung als auch gemeinschaftliche Einrichtungen, wie Jugendzentren oder Kulturbetriebe sollen die Mobility Hubs zusätzlich bespielen. Auch die Dächer sind der Gemeinschaft vorbehalten. Neben Sport- und Gardeningflächen wird dabei auch ein hoher Wert auf Habitate für Tiere und Pflanzen gelegt. Energieproduktion und Regenwasserrückhaltung werden ebenfalls in der Gestaltung integriert. Durch die Überlagerung mit sozialen und ökologischen Funktionen werden die Mobility Hubs zur wichtigen Komponente im Quartier. Sie sind folglich auch strategisch klug im Viertel verteilt.


Mobility Hub trifft Quartiersplatz

Durch die Kombination von Quartiersplätzen und Mobility Hubs entstehen viele kleine Quartierszentren als erste Anlaufstelle im Viertel. Hier stellen Anwohner*innen und Gäst*innen private PKWs ab und steigen dann auf alternative Verkehrsmittel um. Für genügen Leih- und Lastenfahrräder wird an den Mobility Hubs vorgesorgt. Auch autonome Shuttlebusse verkehren von den Hubs in die Umgebung. Die Quartierszentren sind in der Planung mit einem Einzugsradius von jeweils rund 250 Metern verteilt. Innerhalb dieser Distanz können die zukünftigen Anwohner*innen die Zentren von ihrem Wohngebäude aus erreichen. Und bequem zwischen Fuß-, Rad-, öffentlichem oder Individualverkehr wechseln.


Wettbewerb um Mobility Hubs entschieden

Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor der der Freien und Hansestadt Hamburg setzt große Stücke auf das Konzept: „Die Mobility Hubs in Oberbillwerder sind essentielle Bestandteile und Identifikationspunkte des Stadtteils.“ Gleichzeitig betont er auch: „Aufgrund ihrer zentralen Lage in den Quartieren ist der Anspruch an die architektonische und gestalterische Qualität sehr hoch.“

Aufgrund dieses hohen Anspruchs riefen die Verantwortlichen – in diesem Falle die IBA Hamburg als Entwicklerin – einen Realisierungs- und Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Dabei wurden Entwürfe für die ersten beiden Mobility Hubs, die im Bahnquartier realisiert werden sollen, gesucht. Für den sogenannten Mobility Hub 7 ging direkt ein Planungsauftrag an die Erstprämierten. Beim Mobility Hub 6 diente der Wettbewerb dazu, Ideen für ein automatisiertes Parksystem zu entwickeln. Nun stehen die Gewinner*innen fest.


Preisträger

Den ersten Preis für den Entwurf des Mobility Hub 7 belegten STLH Architekten Thauer Höffgen PartGmbB aus Hamburg. Sie konnten durch eine offene Fassadengestaltung und ein einladendes Foyer überzeugen, welches gleichsam alle Funktionen erfüllt. Im Wettbewerb um den Mobility Hub 6 setzten sich Spengler Wiescholek Architektur // Stadtplanung PartGmbB, ebenfalls aus Hamburg durch. Sie entwickelten eine Kubatur mit differenzierter Fassadengestaltung und einem hohen Anteil an Begrünung. Sabine de Buhr, Geschäftsführerin der IBA Hamburg GmbH, zeigte sich nach der Verkündung der prämierten Arbeiten, sehr zufrieden: „Die Siegerentwürfe zeigen welche Qualitätssteigerungen sich für die öffentlichen Plätze ergeben. Davon werden alle zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner einmal profitieren.“

Auch Cornelia Schmidt-Hoffmann, Bezirksleiterin in Bergedorf, wo der neue Stadtteil entsteht, hält die Mobility Hubs im Allgemeinen und die Gewinner*innen-Entwürfe im Speziellen für eine gelungene Antwort auf die Mobilitätsfrage: Mobility Hubs sind der nächste logische Schritt in der Weiterentwicklung unserer städtischen Mobilität. Sie ermöglichen es uns, verschiedene Mobilitätsformen an einem zentralen Ort zu kombinieren und so die Fortbewegung der Bürgerinnen und Bürger zu vereinfachen und zu verbessern.“ Und sie erhofft sich viel von der Umsetzung: „Durch die Einführung zusätzlicher Nutzungen wie Gastronomie, Cafés oder Co-Working-Büros, werden die Mobility Hubs darüber hinaus Orte des gesellschaftlichen Miteinanders.“


Ein tragfähiges Konzept für die Zukunft?

Der erste Schritt ist durch den Wettbewerb getan. Nun gilt es, die entwickelten Konzepte vor Ort zu realisieren. Das Projekt der Mobility Hubs ist Teil des vom Bundesministerium des Inneren für Bau und Heimat geförderten Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“. Es garantiert durch die frühe Einbindung von Fragen des wirtschaftlichen Betriebs, der nachhaltigen Gebäudenutzung und -struktur sowie der Quartiersmobilität später ein tragfähiges Konzept. Der Wettbewerb beweist, dass die grundlegenden Anforderungen erfüllbar sind und qualitätsvolle Orte entstehen können. Sie sind damit ein Wegweiser für die weiteren Projekte dieser Art. Denn insgesamt sind 13 solcher Mobility Hubs in Oberbillwerder vorgesehen. Sie werden ein Baustein sein, mithilfe dessen der Stadtteil Oberbillwerder über die nächsten Jahrzehnte zu einem modernen und innovativen Quartier wachsen wird.

Auch spannend in Hamburg ist das neue Projekt auf dem ehemaligen ThyssenKrupp-Areal am Bahnhof Diebsteich.

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