26.01.2023

Wettbewerb

Wettbewerb Diebsteich in Hamburg entschieden

Gewinnerentwurf für die Entwicklung am Diebsteich, Visualisierung: © gmp Architekten WES Landschaftsarchitektur, Visualisierung: moka-studio
Gewinnerentwurf für die Entwicklung am Diebsteich, © gmp Architekten WES Landschaftsarchitektur, Visualisierung: moka-studio

Die Gewinner*innen im hochbaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb zum ThyssenKrupp-Areal in Hamburg stehen fest. Im Dezember 2022 vergab die Jury den ersten Preis an den Entwurf des Architekturbüros gmp und WES LandschaftsArchitektur. Welche Einrichtungen auf dem Areal am Bahnhof Diebsteich geplant sind und was der Siegerentwurf für die Freiraumgestaltung vorsieht, erfahren Sie hier.


Der Diebsteich früher und heute

Bis zum Jahre 1890 war das Gebiet um den Diebsteich noch eine grüne Wiese. Die Isebeck mäanderte durch die landwirtschaftlich geprägte Feldmark. Mit der zweiten Altonaer Stadterweiterung verlor das Areal seine ländliche Anmutung. Und ab 1922 dominierten nicht mehr die Feldfluren, sondern die Industriehallen der Firma ThyssenKrupp den Ort. Zwar erwarb die Freie Hansestadt Hamburg das Grundstück bereits im Jahr 2017, doch noch bis 2021 nutzte das Unternehmen den Standort. Seitdem beginnt eine sukzessive Umgestaltung des Quartiers. Elementar für die Neuentwicklung ist die Verlegung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona an den Standort Diebsteich. Durch den neuen Mobilitätsknoten rückt auch das ehemalige Firmengelände in den Fokus der Stadtentwicklung. Hier sollen zukünftig ein Fußballstadion sowie eine Musikhalle, Gewerbeflächen und Infrastrukturen für die Nachbarschaft entstehen. Dazu rief die Stadt europaweit einen hochbaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb aus. Zwölf Planungsteams beteiligten sich am Verfahren. Nun ist der Wettbewerb entschieden.


Europaweiter Wettbewerb um den Diebsteich

Der Entwurf von gmp International GmbH mit WES GmbH LandschaftsArchitektur, beide aus Hamburg, überzeugte die Jury. Diese wählte den Entwurf einstimmig auf den ersten Platz. Auf dem zweiten Platz folgt das Team agn Leusmann aus Hamburg mit agn Niederberghaus & Partner aus Ibbenbüren und RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten aus Bonn. Das Büro Architekten Venus aus Hamburg in Zusammenarbeit mit :mlzd aus Berlin und GREENBOX aus Köln sicherte sich den dritten Platz. Am Ende sprach sich nicht nur die 21-köpfige Jury mit absoluter Klarheit für den Gewinnerentwurf aus. Die Bürger*innen der Stadt Hamburg fanden in der offenen Ausstellung zur Bekanntgabe der Preisträger*innen ebenfalls lobende Worte. Es dürfte vor allem der großzügige Freiraum sowie der respektvolle Umgang mit dem Bestand gewesen sein, der am Ende überzeugen konnte.

Baustein 1 Stadiongebäude © gmp Architekten WES Landschaftsarchitektur
Baustein 1: Stadiongebäude, © gmp Architekten WES Landschaftsarchitektur, Visualisierung: moka-studio

Quartier im Wandel

Stefanie von Berg, Bezirksamtsleiterin Altona, begründet die Entscheidung mit den Worten: „Der Siegerentwurf sieht für die Menschen im Quartier einen einladenden Freiraum vor. Die bauliche Erscheinung, geprägt durch eine große Treppe am Bürogebäude, hat das Potenzial, das urbane Herz vom Diebsteich zu werden.“ gmp Architekten und WES LandschaftsArchitektur entwarfen ein stimmiges Gesamtensemble aus Bürogebäude, Musikhalle sowie Stadion. Dabei zeugt ihr Entwurf von einer sehr eigenen Architektursprache. Die Neubauten gehen mit dem Bestand eine schlüssige Symbiose ein. So bleiben die prägnanten Pförtnerhäuschen sowie das historische Verwaltungsgebäude – beide ursprünglich im Jahr 1923 gebaut – erhalten. Sie erfahren eine Umnutzung. Auch der Turmaufbau der Musikhalle scheint vom industriellen Charme des Areals inspiriert. Die Halle fügt sich so ganz selbstverständlich in die Umgebung ein. Zudem wird der vorhandene Baumbestand respektiert und bleibt bestehen.


Konzerte in neuer Dimension

Doch nicht nur die gestalterischen Feinheiten, auch die Dimension des Projektes ist außergewöhnlich. Die geplante Musikhalle soll 5 000 Besucher*innen Platz bieten. Diese Größenordnung habe der Stadt bisher gefehlt, betont Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien. Er verspricht sich von dem Bauprojekt eine immense Wirkung für die gesamte Stadt: „Mit der Neubebauung des ThyssenKrupp-Areals verwandelt sich das ehemalige Industrieareal direkt am künftigen Bahnhof am Diebsteich in ein lebendiges Quartier, das in die ganze Stadt ausstrahlen wird.“ In ihrem Entwurf sehen gmp Architekten mit WES LandschaftsArchitektur eine Außenbühne an der Musikhalle vor. Dadurch erhoffen sich alle Beteiligten eine Interaktion mit der ansässigen Kulturszene Altonas. Es ist sicherlich auch diese Öffnung zum Quartier hin, die die Jury letztlich überzeugen konnte.

Baustein 2 Musikhalle © gmp Architekten WES Landschaftsarchitektur
Baustein 2: Musikhalle, © gmp Architekten WES Landschaftsarchitektur, Visualisierung: moka-studio

Komplexe Ansprüche an den Entwurf

Die neuen Funktionen sollen das gesamte Quartier am Diebsteich fortan mitprägen. Durch den Stadionbetrieb verspricht sich Andy Grote, Sportsenator der Stadt, einen attraktiven Anziehungspunkt am Diebsteich. Nicht nur für Fans von Altona 93. Sondern auch für Sportbegeisterte, die vor Ort Infrastrukturen für Beachvolleyball, Tennis oder Streetball vorfinden.

Weiterhin verweisen die Preisrichter*innen auf die begrünten Fassaden und Dächer, die dem Mikroklima zuträglich sein sollen. Abgesehen von ökologischen Aspekten formuliert Andreas Dressel, Senator für Finanzen, ökonomische Ansprüche: „In den Zeiten hoher Baupreise [ist es] wichtig, jetzt eine ökonomisch tragfähige Immobilienentwicklung hinzubekommen, die über den Lebenszyklus der Gebäude nachhaltig funktioniert.“

Es sei eine komplexe Aufgabe gewesen, die diversen Ansprüche – Sport, Kultur sowie Gewerbe – an diesem besonderen Ort zusammenzubringen. Franz-Josef-Höing, Oberbaudirektor, ist sich aber sicher, mit dem prämierten Entwurf eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung gefunden zu haben. Nun gehe es darum, „die nächsten Schritte hin zu einem wunderbaren Quartier“ zu gehen. Und das mit zügigem Tempo.

Lageplan, © gmp Architekten WES Landschaftsarchitektur

Bis zum Jahr 2027 entsteht am Diebsteich das neue Bahnhofsempfangsgebäude. Die Neuentwicklung des ThyssenKrupp-Areals als Gegenüber ist ausschlaggebend für die städtebauliche Entwicklung des Standortes. Der ausgewählte Entwurf soll nun weiter ausgearbeitet werden. Im Jahr 2024 will die Stadt darauf aufbauen den Bebauungsplan festsetzen.

Was sich sonst noch so tut in Hamburg? Letztes Jahr gewannen Treibhaus Landschaftsarchitektur und Duplex Architekten den Wettbewerb für den Hopfenmarkt Hamburg.

Scroll to Top