Was bedeutet es Amerikaner*in zu sein?
Die aktuelle Ausstellung „Reconstructions: Architecture and Blackness in America” im MoMa diskutiert die Rolle der US-amerikanischen Architektur im Strukturellen Rassismus. Die ausgewählten Arbeiten zeichnen Orte der räumlichen Segregation zu Orten des Widerstandes. So auch der Ausstellungsbeitrag von Walter Hood.
„Still no justice for Breonna Taylor“ – am 13. März 2020 starb die Schwarze US-Amerikanerin Breonna Taylor durch mehrere Polizei-Schüsse in ihrer eigenen Wohnung in Louisville, Kentucky. Zwölf Monate später waren die verantwortlichen Polizist*innen trotz mehrfacher Klagen nicht vor Gericht. Breonna Taylor, George Floyd, Ahmaud Arbery – das sind die Namen von drei Afroamerikaner*innen, die vergangenes Jahr bei Polizeieinsätzen ums Leben kamen.
Bis heute fordert die weitweite Bewegung „Black Lives Matter“ die umfassende Aufarbeitung ihrer Tode. Dabei verwenden sie die Claims oder Hashtags „Still no justice for Breonna Taylor” oder auch “Say their names“. Während die Proteste gegen Polizeigewalt an Schwarzen Bürger*innen vergangenes Jahr insbesondere in den USA besonders laut waren, ist es inzwischen ruhiger um die BLM-Demonstrationen geworden. Das Thema und die daran gekoppelten Herausforderungen sind deswegen aber alles andere als weniger relevant. Das verdeutlicht auch die neue Ausstellung „Reconstructions: Architecture and Blackness in America“ im Museum of Modern Art in New York City.
Die MoMa-Ausstellung läuft noch bis zum 31. Mai 2021. Sie nimmt sich den Themen Rassismus sowie der Diskriminierung von People of Color und marginalisierten Gemeinschaften in der Architektur und Stadtplanung an. Zehn Arbeiten diskutieren, wie Hautfarbe und Ethnizität, im Sinne einer kulturellen Identität, Gebäude, Nachbarschaften, Städte und Landschaften formen. Ausgewählte Architekt*innen, Designer*innen und Künstler*innen stellten diese dem MoMa bereit. Ihre Beiträge erzählen die Geschichte, wie Struktureller Rassismus Schwarze US-Bürger*innen systematisch an Orte mit wenig Lebens- und Wohnqualität verdrängte. Zugleich zeigen die Collagen, Fotografien, Installationen etc. wie Schwarze Gemeinschaften trotz aller Widrigkeiten ihr Umfeld zum Leben erweckten.
An diesen Orten entwickelten sich so unter anderem die US-amerikanische Kunst- und Kulturströmungen Jazz, Blues, Harlem Renaissance und Hip Hop. Die Ausstellungsdesigner*innen zeichnen sie als Orte des Widerstandes, der Unterdrückung und der Verweigerung. Zugleich versuchen die Arbeiten zu verstehen und zu reparieren, was es bedeutet, Amerikaner*in zu sein. Mit Blick nach vorne zeigt die MoMa-Ausstellung, wie Architektur und Städtebau räumliche Segregation verhindert und zugleich gerechte, inklusive urbane Räume möglich machen können.
Die Verantwortung des Einzelnen
Struktureller Rassismus ist in den Vereinigten Staaten von Amerika in Entscheidungsabläufen und Routinen fest verwurzelt. Antischwarzer Rassismus spiegelt sich im gebauten Raum unzähliger US-Städte wider. Ihr Städtebau blendet oftmals das Schicksal Schwarzer Gemeinschaften aus.
Das Online-Programm „Reimagining Blackness and Architecture“ begleitet parallel die Ausstellung im Museum of Modern Art. Das virtuelle Angebot bietet Original-Filme, Audio-Interviews und Lesungen. Sie veranschaulichen, wie Ethnizität und ethnisch-kulturelle Ausgrenzung Architektur und die gebaute Umwelt prägen. Die digitalen Kurse fordern und fördern die kreative Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle bei der Gestaltung von offenen und vielfältigen Gemeinschaften.
Auch ein Beitrag von Walter Hood
Die Ausstellung zeigt Arbeiten von Emanuel Admassu, Germane Barnes, Sekou Cooke, J. Yolande Daniels, Felecia Davis, Mario Gooden, Walter Hood, Olalekan Jeyifous, V. Mitch McEwen und Amanda Williams sowie aktuelle Fotografien des Künstlers David Hartt. Von den Veranden in Miami bis zu den Autobahnen in Oakland und Syracuse – jedes Projekt schlägt eine Intervention in zehn US-amerikanischen Städten vor.