18.03.2021

Gesellschaft

Ein neuer Gründungsdirektor für die Bundesstiftung Bauakademie

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Vergangene Woche gab der Stiftungsrat der Bundesstiftung Bauakademie von Guido Spars als neuen Gründungsdirektor bekannt. Fun Fact: Die Info kam fast genau ein Jahr später (plus einen Tag) nachdem der Jurist und SPD-Politiker Florian Pronold seinen Rücktritt nach massiver Kritik – unter anderem durch die Planungsprofession – angeboten hatte. Eine Timeline. 

War lange eine Baustelle: die Bauakademie. Ist mit Gründungsdirektor Guido Spars für die Bundesstiftung Bauakademie jetzt alles ausgestanden? (Foto: Pazit Polak/Flickr)

Wurden kompetentere Personen ausgeschlossen? 

 

Am 14. November 2019 verkündetet Baustaatssekretärin Anne Katrin Bohle stellvertretend für das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI), dass die Findungskommission des BMI Florian Pronold (SPD) als Gründungsdirektor der Bundesstiftung Bauakademie ausgewählt hatte. 

Die eigentlich 2019 neu gegründete Bundesstiftung Bauakademie mit Sitz in Berlin soll sich künftig dem Bauen widmen: Im wieder errichteten Gebäude der Berliner Bauakademie als physischer Ort. Aber auch als unabhängige und zukunftsoffene nationale und internationale Begegnung- und Kommunikationsplattform für die Darstellung von und die Diskussion über das Bauen in all seinen Facetten. Sie soll in allen Bereichen des Bauwesens – von der Architektur und Ingenieurbaukunst über die Urbanistik bis hin zur Bauwirtschaft – in Handwerk und Industrieraum und Anlässe zum Dialog mit der Öffentlichkeit bieten und repräsentative Nutzungen ermöglichen. 

Der ernannte Gründungsdirektor Florian Pronold war aber offensichtlich eine kontroverse Wahl. Keine zwei Wochen später, am 27. November 2019, hatten sich zahlreiche Gegner*innen zuProtest formiert: Ein offener Brief erreichte Bundesminister Horst Seehofer, die Mitglieder des Stiftungsrates der Bundesstiftung Bauakademie sowie Präsidentin Barbara Ettinger-Brinckmann und Präsident Hans-Ullrich Kammeyer. 

In dem offenen Brief zweifelten die Verfasser*innen und die Unterzeichnenden Pronolds Kompetenzen für die Stelle an. Sie sprachen sich gegen das Auswahlverfahren aus.  

Die Verfasser*innen des Briefes beriefen sich in ihrer Kritik auf die Stellenausschreibung, die „präzise und eindeutig formuliert“ gewesen sei – und eine Reihe an Kompetenzen von allfälligen Kandidat*innen verlangte. Kompetenzen, die die Verfasser*innen nicht in Florian Pronolds Lebenslauf gespiegelt sahen. 

Der Jurist Florian Pronold, der zu dem Zeitpunkt parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und davor parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) war, sei ein Berufspolitiker ohne Bezug zur Welt des Bauens – und ohne Erfahrung darin. 

Außerdem bemängelten die Verfasser*innen des Briefes, dass das mit dem Auswahlverfahren betraute Personalberatungsunternehmen „wesentlich kompetentere Personen, […] deren Qualifikationen der Ausschreibung entsprachen“ ausgeschlossen hätte. 

Mitbewerber*innen reichen Klage ein 

Das Fazit des Briefes: „Mit der Besetzung der Direktorenstelle durch genau denjenigen Staatssekretär, der das Verfahren vorher im BMUB geleitet hatte und nicht durch eine fachkompetente Person wird die ​Chance vergeben​, die künftige Bauakademie als ein relevantes und international angesehenes Architekturzentrum, als lebendigen Ort der Architekturdebatte, der Baukultur zu etablieren. 

Aus diesem Grund forderte die Unterzeichnenden im Brief – darunter auch Louisa Hutton, Christoph Ingenhoven und Werner Sobek – Bundesminister Horst Seehofer und Baustaatssekretärin Anne Katrin Bohle auf, das Ergebnis zu annullieren und ein erneutes, transparenteres Bewerbungsverfahren aufzurollen. 

Das BMI hielt jedoch weiterhin an seiner Wahl festDaraufhin reichten zwei der abgelehnten Bewerber*innen noch im Dezember 2019 beim Berliner Arbeitsgericht Klage auf Erlass einer einstweiligen Verfügung ein – mit der Begründung, dass Pronold nachweislich nicht die geforderten Qualifikationen der Stellenausschreibung erfülle.  

Rücktritt von Pronold. Oder doch nicht? 

Die Verhandlung fand am 7. Januar 2020 statt: Das Berliner Amtsgericht gab dem Kläger Philipp Oswalt recht und erließ eine einstweilige Verfügung, die der Bauakademie untersagte, die Stelle mit Pronold zu besetzen. In einem Hauptsacheverfahren müsse geklärt werden, ob der Wahl von Pronold ein fehlerhaftes Auswahlverfahren zugrunde liege. 

Die Bundesstiftung Bauakademie legte Widerspruch gegen das Urteil ein. 

Zwei Wochen später, gegen Ende Januar 2020, eskaliert der Streit um die Ernennung Florian Pronolds als Gründungsdirektor der Bundesstiftung Bauakademie: Der Jurist Pronold reagiert auf die Kritik an seiner Person mit Unterlassungsklagen gegen Journalist*innen, die über den offenen Brief berichteten. 

Von da an wurde es stiller um Pronolds Person und seine Qualifikationen. Bis zum 10. März, an dem er schließlich auf seiner Homepage bekannt gab, dass die  Aufnahme seines Postens als Direktor der Bundesstiftung Bauakademie frühestens zum 15. August möglich wäre. Durch die Verzögerung von dreieinhalb Monaten könne er sich vorher nicht mehr ehrenamtlich um den Aufbau der Stiftung kümmern. Dies würde den erfolgreichen Aufbau der Bundesstiftung Bauakademie erheblich beeinträchtigen, obwohl volle und zügige Handlungsfähigkeit in der Gründungsphase notwendig sei. Aus diesem Grund habe er den Stiftungsrat gebeten, ihn zu entbinden. 

Neuausschreibung und Neubesetzung 

Damit war die Angelegenheit aber noch nicht ausgestanden: Im Mai 2020 erreichte das Architekturmagazin Baumeister auf Nachfrage die offizielle Presseerklärung des BMI, dieses hätte den Rücktritt Pronolds noch gar nicht angenommen. Man wolle erst die Entscheidung des Gerichts im Verfahren zwischen Philipp Oswalt und der Bundesstiftung abwarten. War Pronolds Rücktritt also rein symbolischer Natur? Er hatte den Stiftungsrat gebeten, ihn zu entbinden – und die Entscheidung so abgegeben. 

Derweil ging das Gerichtsverfahren in die nächste Runde: Am 12. Juni 2020 entschied die Richterin nicht, dass Pronold kein geeigneter Kandidat für den Posten des Gründungsdirektors sei. Aber sie entschied, dass dieser Posten ein öffentliches Amt ist – und dass somit bei dessen Vergabe entsprechende Transparenzkriterien zu erfüllen sindSie wies damit die Berufung der Bundesstiftung Bauakademie zurück. 

Es folgte eine Neuausschreibung für die Stelle des Gründungsdirektors im Dezember 2020 – mit angepassten, abgeschwächten Kriterien und einer durch einige unabhängige Fachleute ergänzte Findungskommission. Die Bewerbungsfrist endete am 6. Januar 2021.  

Am 11. März, ein Jahr und ein Tag nach Florian Pronolds symbolischen Rücktritt, verkündete das BMI schließlich vergangene Woche den neu gewählten Gründungsdirektor der Bundesstiftung Bauakademie: Prof. Dr. Ing. Guido Spars wird das Amt übernehmen. 

Guido Spars für die Bundesstiftung Bauakademie

Statt für einen Juristen entschied sich die Findungskommission im zweiten Wahlverfahren für einen Ökonomen „mit mehrjähriger Erfahrung in der Leitung größerer Institutionen und Organisationseinheiten. Prof. Dr. Spars steht für ein ausgeprägtes Verständnis für die unterschiedlichen Disziplinen, Fachgesellschaften und Adressaten der Bauakademie sowie Erfahrung in der Arbeit mit politischen Gremien und Interessengruppen“. 

Spars arbeitete fast zehn Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin und hat seit seiner Promotion eine Professur im Gebiet Ökonomie des Planens und Bauens an der BU Wuppertal inne. Seine Forschungsthemen befassen sich mit der Schnittstelle zwischen Stadtökonomie und Immobilienwirtschaft sowie Stadtplanung und Architektur. 

Prof. Dr. Spars hat als Gründungsdirektor die strategische Führung und Entwicklung eines tragfähigen und inhaltlichen Konzepts sowie die Ausrichtung und Profilierung in der regionalen, nationalen und internationalen Fachgesellschaft der Bundesstiftung Bauakademie, aber auch in Politik, Gesellschaft und Öffentlichkeit in der Hand. Dabei wird er auf Kooperationspartnerinnen und partner setzen und einNutzungs– und Raumprogramm für die Errichtung des Akademiegebäudes entwickeln. 

Ob mit der Ernennung eines neuen Gründungsdirektors Ruhe um die Bundesstiftung Bauakademie einkehren wird, bleibt abzusehen. Klar ist jedenfalls: Ein reibungsloser Start sieht anders aus. 

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