11.07.2021

Porträt

Netto-Null und hohe Baukultur? Aber ja doch!

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Die Schweiz ist vom Klimawandel besonders betroffen. Nicht nur deshalb hat sie zum Ziel, ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 auf netto null zu senken. Eine Initiative hat es sich nun zum Ziel gemacht, zu vermitteln, dass die Netto-Null mit qualitätvoller Baukultur einhergehen kann. Schweizer Planungsverbände gegründeten die „Klimaoffensive Baukultur“. BSA, BSLA, SIA, EspaceSuisse, der Heimatschutz und die Denkmalpflege vertreten mit der Initiative eine klare Haltung in neun Punkten.

Baukultur trotz Netto-Null: Das ist das Ziel der Klimaoffensive Baukultur. (Logo: Klimaoffensive Baukultur)

Schweiz strebt Netto-Null in Klimastrategie an

Als Alpenland ist die Schweiz vom Klimawandel besonders stark betroffen. Das zeigen Temperaturmessungen, die seit 1864 durchgeführt werden: Die Durchschnittstemperatur im Land ist seit dem Beginn der Messungen vor gut 150 Jahren um 1,9 Grad Celsius angestiegen. Das ist doppelt so schnell wie der globale Anstieg im gleichen Zeitraum, der 0,9 Grad Celsius beträgt.

Warum die Schweiz überdurchschnittlich betroffen ist? Einerseits liegt das daran, dass die Schweiz bereits von einem kontinentalen Klima geprägt ist. Als Binnenstaat ohne Zugang zum Meer gibt es kein großes Gewässer, das die Schweiz kühlt. Andererseits befindet sich das Land in den mittleren Breitengraden auf der Nordhalbkugel. Die Gebiete nördlich des Äquators erwärmen sich stärker als die südlichen. Für die Schweiz bedeutet das: trockene Sommer, Starkwetterereignisse, schneearme Winter und deutlich mehr Hitzetage, gerade im urbanen Raum. Das Ausmaß lässt sich nicht genau vorhersagen, eins ist aber klar ­– es hängt von der Menge der Treibhausgasemissionen in den nächsten Jahrzehnten ab.

Hier setzte die Schweizer Politik an, als Umweltministerin und Bundesrätin Simonetta Sommaruga die neue Klimastrategie der Schweiz vorstellte. Deren Ziel war es, zu zeigen, wie das Land den CO2-Ausstoss und die Belastung durch Treibhausgase bis zum Jahr 2050 auf netto null senken kann. Netto null bedeutet, dass ein Unternehmen oder ein Land sämtliche Emissionen möglichst eliminiert. Die letzten paar Prozent können schließlich durch Carbon Capture and Storage (statt CO2 in die Atmosphäre auszuscheiden, wird es gespeichert und dauerhaft eingelagert) und Negative-Emissionen-Technologien (das Rückholen von Treibhausgasen aus der Atmosphäre) ausgeglichen werden. So stößt die Schweiz unter dem Strich keine Treibhausgase mehr aus – sie kommt mit einer Netto-Null aus der Gleichung raus.

Klimaoffensive Baukultur unterstützt Netto-Null-Ziel

Die Netto-Null bis 2050 zu erreichen, schätzt der Bundesrat als machbar ein. Aktuell verursacht der Gebäudesektor zwar ein Viertel der Schweizer Treibhausgasemissionen, gleichzeitig zeichnet sie sich für 40 Prozent des Schweizer Energiehaushalts verantwortlich. Aber gerade in den Bereichen Verkehr, Industrie und Gebäude ließen sich die Emissionen bis 2050 um 90 Prozent senken. Dafür fördern Bund und Kantone die energetische Sanierung von Gebäuden sowie Investitionen in erneuerbare Energien, die Abwärmenutzung und die Optimierung der Gebäudetechnik.

Um das Ziel der Netto-Null bis 2050 zu unterstützen, haben sich nun zahlreiche Akteur*innen der Schweizer Baukultur zusammengetan, von Kulturerbe über Architektur, Landschaftsarchitektur bis Raumplanung. Genauer gesagt: die Verbände BSA, BSLA, SIA, EspaceSuisse, der Heimatschutz und die Denkmalpflege. Gemeinsam gründeten sie die „Klimaoffensive Baukultur“, die aufzeigen will, wie die Netto-Null erreicht werden kann, während die Schweizer Baukultur erhalten bleibt. Auf ihrer Webseite schreibt die Initiative, dass „Klimamaßnahmen mit hoher Baukultur umgesetzt werden [müssen]. Investitionen und Transformationen müssen zukunftsfähig, nachhaltig und von hoher baukultureller Qualität sein.“

Auch geschützte Objekte können nach Netto-Null-Punkten saniert werden

So beschreibt die Klimaoffensive Baukultur die Ausgangslage. Des weiteren definiert sie klar ihre Haltung, die sie auf neun Punkte herunterbricht:

Zuoberst steht die Baukultur. Diese soll hoch sein, also ganzheitlich qualitätsvoll in Bezug auf Gestaltung, Nachhaltigkeit und soziale Aspekte. Denn, das macht die Initiative in Punkt zwei deutlich, die Netto-Null kann auch mit hoher Baukultur Realität werden. Dafür soll die Kombination aus Konsistenz, Suffizienz und Effizienz sorgen. Drittens gilt die Forderung der hohen baukulturellen Qualität auch für energetische Maßnahmen an bestehenden Bauten. Baukulturelle Qualität könne man realisieren, ohne eine energetische Sanierung zu schmälern, zu komplizieren oder zu verteuern.

Der vierte Punkt bezieht darauf, die Erhaltung des Kulturerbes mit den Klimazielen zu vereinen. Energetische Maßnahmen sind auch an schützenswerten Objekten möglich und lassen sich auf die Klimaziele ausrichten. Auch geschützte Objekte sind Netto-Null-fähig. Denn, so die Initiative, „[g]eschützte Bauten sind Inspiration für gelebte Nachhaltigkeit. Sie verdienen Respekt und maßgeschneiderte Lösungen. In der sorgfältigen Integration von neuer mit bestehender Architekturqualität steckt viel Potenzial.“ Außerdem möchte die Klimaoffensive Baukultur, fünftens, fossile Energie aus dem Gebäudebereich verbannen. In die Bilanz gehören aber auch graue Energie und die Ressourcenschonung. Damit geht Punk Sechs einher: Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft soll zur Regel gemacht werden und sich an den fünf R orientieren (refuse, reduce, reuse, repair, recycle). Dazu gehört auch, dass weniger und kleinere Vorhaben umgesetzt, langlebigere Produkte verbaut, dauerhaftere Konstruktionen geplant und die Wiederverwendung von Bauteilen vorgesehen werden.

Klimaoffensive Baukultur soll Schweiz vernetzen und positionieren

Der siebte Punkt zielt auf die Freiräume ab: Eine klimaangepasste Siedlungsentwicklung mit genügend Freiflächen und Bäumen sollte Hand in Hand mit Durchlüftung, Kaltluftströmen und intelligenter Wassernutzung gehen. Kurzum: Die grüne und die blaue Infrastruktur gehören aufeinander abgestimmt. Damit das funktioniert, fordert die Initiative achtens, dass bestehende Förderinstrumente eine hohe Baukultur als Element für Klimaschutz und Biodiversität integrieren. Positive Anreize würden die Erreichung der Klimaziele mit hoher Baukultur fördern. Zu guter Letzt macht es sich die Klimaoffensive Baukultur zur Aufgabe, wissenschaftliche Arbeiten und Erkenntnisse sowie relevante Initiativen zu sammeln und greifbar zu machen. Sie versteht sich als eine Plattform, die die Schweiz in einem internationalen Rahmen vernetzt und positioniert. Gleichzeitig möchte sie den Aufbau von Kompetenzen und Beratung fördern, gute Lösungen kommunizieren und wirtschaftliche Erfordernisse berücksichtigen.

Das Kernteam der Klimaoffensive Baukultur besteht aus Stefan Kunz (Geschäftsführer des Schweizer Heimatsschutzes), Claudia Schwalfenberg (Leiterin Fachbereich Politik, Verantwortliche Baukultur beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein SIA), Peter Wullschleger (Geschäftsführer des Bund Schweizer Landschaftsarchitekten BSLA), Barbara Franzen (Geschäftsführerin Konferenz der Schweizer Denkmalpfleger und Denkmalpflegerinnen KSD), Claudia Moll (Co-Präsidentin BSLA) und Adrian Altenburger (Vizepräsident SIA).

Hier können Sie sich der Klimaoffensive Baukultur als Unterstützer*in anschließen.

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