„Erst durch das IBA Programm ‚Aktive Bahnhöfe‘ hat man in Grenzach begonnen, Stadt- und Infrastrukturentwicklung zusammen zu denken.“
Grenzach-Wyhlen: Direkt an der Einfallstraße nach Basel gelegen, gilt die deutsche Gemeinde quasi als Vorort von Basel. Eine neue Umgehungsstraße wird das Grenzacher Zentrum verlagern. Gemeinsam mit der IBA Basel 2020 startete die Gemeinde das Projekt „Neue Mitte Grenzach“. Wie die IBA Basel aus dem Projekt einer kleinen Gemeinde ein Best Practice machte, darüber sprachen wir mit dem Architekten Christian Salewski, dessen Büro Salewski & Kretz gemeinsam mit Atelier Loidl und Weyell Zipse Architekten aus Basel den Ideenwettbewerb hierzu gewann.
Das IBA Basel Projekt „Neue Mitte Grenzach“ der deutschen Gemeinde Grenzach-Wyhlen basiert in seinen Grundzügen auf den Erkenntnissen der IBA Projektstudie „Siedlungspotenziale entlang der Hochrheinstrecke“. Die Studie hebt eine große Freifläche im Ortszentrum Grenzachs als elementare Potenzialfläche hervor und definiert diese als optimaler Ort für ein attraktives Ortszentrum. Die Gemeinde reagierte auf die Empfehlung und entschied sich für ein Entwicklungsprojekt auf eben dieser Potenzialfläche von 28 800 Quadratmeter: Diese soll künftig dem Ort ein attraktives Zentrum bieten, mit hohen Aufenthaltsqualität und vitalisiertem Einkaufsbereich.
2014 und 2015 fanden umfangreiche Beteiligungsverfahren statt, für die das Land Baden-Württemberg die Gemeinde Grenzach-Wyhlen sogar auszeichnete. Im Jahr 2016 folgte ein städtebaulicher Ideenwettbewerb, den die Arbeitsgemeinschaft Christian Salewski & Simon Kretz Architekten (Zürich), Weyell Zipse Architekten (Basel) und Atelier Loidl Landschaftsarchitekten (Berlin) mit ihrem Entwurf „Stadthain“ für sich entschied. Wir sprachen mit Christian Salewski von Salewski & Kretz über das Projekt.
Christian Salewski, worum ging es für Sie beim Projekt “Neue Mitte Grenzach”?
Das Zentrum Grenzachs hat sich über die Jahrzehnte in Richtung Süden verlagert, heute formiert es sich mehr und mehr um die Basler Straße, der Einfallstraße nach Basel. Durch den Bau einer Umgehungsstraße soll diese entlastet werden. Darauf reagiert unser Entwurf. Die Entwicklungsfläche beherbergt ein enormes Potenzial. Derzeit ist sie noch eine Art Brachland. Jedoch befinden sich ganz in ihrer Nähe zentrale Einrichtungen wie der Gemeindesaal, die Schule und die Schwimmhalle – Orte, die für die Gemeinde zwar zentral, aber nicht miteinander verbunden sind.
Und Ihr Entwurf verbindet diese Einrichtungen miteinander?
Ja. Unsere Aufgabe war es, eine neue Mitte zu schaffen. Unser Entwurf unterteilt das Areal in vier Grundstücke und verbindet diese über zwei prägnante öffentliche Räume: den Stadthain und den Spielpark.
Welche Rolle spielt der Bahnhof Grenzach dabei?
In Grenzach hat lange Zeit der Pkw-Verkehr dominiert. Erst durch das IBA Programm „Aktive Bahnhöfe“ begann man vor Ort Stadt- und Infrastrukturentwicklung zusammen zu denken. Aktuell peripher gelegen, wird der Grenzacher Bahnhof in Zukunft in kürzester Distanz von den zentralen Ortsteilen zu erreichen sein. Hintergrund hierzu: Wir stärken mit unserem Entwurf die Nord-Süd-Achse Grenzachs als Langsamverkehrsachse für Fußgänger*innen und zwar auch über den Bahnhof hinaus nach Süden bis zum Rheinufer.
„Die IBA Basel war und ist enorm erfolgreich.“
Was zeichnet für Sie das Projekt aus?
Die Wettbewerbsbegleitung war durch das Mitwirken der IBA Basel außergewöhnlich gut und die Projektgruppe des Rahmenplanverfahrens war hochkarätig besetzt. Es gibt viele Projekte in kleinen Gemeinden, diese Art der Qualitätssicherung gibt es nur ganz selten.
Ist das auch der Grund, warum die Neue Mitte Grenzach als Best Practice bezeichnet wird?
Ja, die IBA Basel hat dieses Projekt zu einer besonderen Qualität geführt: durch die hohe Qualität der Ausschreibung, des Wettbewerbs und der Juryzusammensetzung. Das sieht man meiner Meinung nach dem Projekt auch an. Die IBA hat das Projekt auf eine neue Ebene gehoben.