Ein neuer Ort für die Olympischen Spiele
Ebenfalls gut besucht ist der Olympiapark, der zwischen Schwabing und Nymphenburg liegt. Dort, auf dem Oberwiesenfeld, befanden sich Militäranlagen und seit 1909 auch ein Flugfeld. Platz gab es genug, um die Kriegstrümmer aus der Innenstadt zu einem imposanten Berg aufzuschütten. Dorthin sollten die Olympischen Spiele im Grünen kommen. In einem Sportpark, der als völlig neues Landschaftskonzept Park und Architektur der Sportstätten zu einer harmonischen Einheit verschmelzen sollte. Zudem sollte er dabei eine völlige Abkehr von den Olympischen Spielen 1936 in Berlin demonstrieren. War es damals eine Demonstration des totalitären Staates, so galt es in München, der ehemaligen Hauptstadt der Bewegung, demokratische Haltungen zu manifestieren.
Auf dem drei Quadratkilometer großen Gelände hat damals das Stuttgarter Architekturbüro Behnisch & Partner seinen Entwurf realisiert. Die Grünplanung für den Schuttberg und den Sportstättenbereich lag in den Händen des Landschaftsarchitekten Günther Grzimek. Den Bereich der Zentralen Hochschulsportanlage (ZHS) mit den Freianlagen zwischen dem Olympischen Dorf und dem Olympiapark übernahmen die Stuttgarter Landschaftsarchitekten Wolfgang Miller und Hans Lutz.
Das Attentat im Olympiapark
Die Olympischen Sommerspiele von 1972 hätten dabei als „heitere“ in die Annalen eingehen können. Dies machte sowohl das Attentat auf die israelischen Sportler am 5. September als auch die kopflose Reaktion von Politik und Polizei auf dieses zunichte. „The games must go on“ lautete die Parole des IOC-Präsidenten Avery Brundage. Und tatsächlich überlebte der olympische Gedanke, wenn auch unter Hochsicherheitsbedingungen.
Bestandsaufnahme der TU
Dieses Jahr feiern wir 40 Jahre Olympiapark München. Anlass auch für die Architekturfakultät der TU München, eine Bestandsaufnahme zu machen. Schließlich gilt der Münchner Olympiapark weltweit als ein perfektes Ensemble von Architektur und Landschaft. So trafen sich am 25. und 26. Oktober Experten, um über diesen Spezialfall des demokratischen Grüns zu reden. Was leicht eine Nabelschau hätte sein können, entwickelte sich dann zu einer facettenreichen und zukunftsorientierten Bestandsaufnahme. Die Zukunft von olympischen Sportanlagen, die für wenige Tage bestimmt sind und oft einer ungewisse Nachnutzung entgegensehen, braucht ja gute Planung.
Man spricht heute, wie am Beispiel von London, von der „Legacy“, von dem was bleibt und was die Bevölkerung in Besitz nehmen kann. In München hat sich der Park dafür als Bestseller erwiesen. Schon während der Spiele haben ihn Bürger angenommen und bis heute ist er beliebt. Er ist der abwechslungsreicher Park einer neuen Generation, die zum Rasen betreten ermuntert wurde. Obwohl das heute selbstverständlich ist, war dies vor 40 Jahren neu. Sogar 1983 noch, als Grzimeks Ausstellung und Buch „Die Besitzergreifung des Rasens“ große Aufmerksamkeit erregte.
Gesamtkunstwerk Olympiapark
Im Olympiapark stellte sich die Frage nach der nachhaltigen Bespielung, als der erfolgsverwöhnte FC Bayern München in ein eigenes Stadion zog und somit das Olympiastadion und die anderen Sportanlagen ein wenig aus dem Fokus verschwanden. Im Laufe der Zeit verwässerte sich das ausgeklügelte Gestaltungskonzept der Architekten und Landschaftsarchitekten bis hin zum Verkauf der originalen Stadionsitzschalen. Lange Zeit war das Gefühl für ein Gesamtkunstwerk Olympiapark unterentwickelt. So dauerte es lange, bis man ein Parkpflegewerk in Angriff nahm – es wird voraussichtlich bald fertiggestellt und der Öffentlichkeit erläutert.
Ein Gestalterteam um Otl Aicher schuf damals ein verbindliches Farbschema, das frische und positive Emotionen bei Besuchern und Athleten wecken sollte. Auch die konsequent stilisierten Piktogramme waren ein Versuch, internationale Kommunikation ohne Sprache möglich zu machen. Rot, als eine oftmals missbrauchte Farbe totalitärer Staaten, dominant auch bei den 1936er Spielen in Berlin, war bei den Grafikern um Aicher tabu.
Wem gehört der Olympiapark?
Wem gehört der Olympiapark? Diese Frage der Podiumsdiskussion auf der TU Veranstaltung “Demokratisches Grün – 40 Jahre Olympiapark München” ist leicht zu beantworten, lässt man die Aussagen der Diskutanten Revue passieren: Er gehört den Münchnern und ihren Gästen und es ist die Pflicht der Stadt, oder sogar des Freistaates Bayern, dieses Erbe zu bewahren. Stadtbaurätin Elisabeth Merk war dann nicht alleine mit der Ansicht, der Münchner Olympiapark hätte das Zeug dazu, als Weltkulturerbe von der Unesco anerkannt zu werden. Ein Gedanke, der auf jeden Fall weitergesponnen werden sollte, auch wenn die Unterschriftenliste im Foyer dann doch stark an studentische Sponti-Aktionen gemahnte.
Fotos: Lukáš Hron/Wikipdedia.org, Archiv Günther Grzimek/TU München