Klassische Stadtplaner sind Polinna+Hauck aus Berlin nicht. Das Büro ist Vorreiter, wenn es um den Brückenschlag zwischen Professionen geht: Zu den drei Disziplinen, die das Duo selbst vereint, kommt ein weites Netzwerk mit unterschiedlichsten Akteuren.
„Wir sind einfach keine Baupraktiker,“ sagt Thomas Hauck. Polinna+Hauck Landscape + Urbanism aus Berlin sind aber vieles andere: strategische Planer, Forscher, Lehrer, Autoren, Künstler, Diskursanreger, Kuratoren, Veranstalter. Die interdisziplinäre Arbeit liegt Polinna+Hauck gewissermaßen im Büro. Cordelia Polinna ist Stadtplanerin, Thomas Hauck ist Landschaftsarchitekt und Künstler. Sie lernten sich während des Studiums kennen. Kerngeschäft ist seit der Bürogründung 2008 die strategische Planung für Stadtentwicklung, über die sie ständig mit vielen Disziplinen in Kontakt kommen: Soziologen, Kulturwissenschafter, Grafiker, Ingenieure und Biologen zählen zu ihrem Netzwerk.
Liebe zum Informellen
Die klassische Objektplanung schloss sich für Polinna+Hauck schnell aus. „Wir haben beide einen wissenschaftlichen Background, die informelle Planung, das Ausloten von Möglichkeiten begeistert uns einfach“, erklärt Cordelia Polinna. Sie studierte Stadt- und Regionalplanung sowie Urban Design an der TU Berlin und am Edinburgh College of Art, 2007 folgte der Doktortitel, bis 2013 war sie Gastprofessorin für Planungs- und Architektursoziologie an der TU Berlin. Thomas Hauck studierte Landschaftsarchitektur in Hannover, Berlin und dem Edinburgh College of Art. Nach dem Studium zog es ihn eine Weile in die Kunst, eine Leidenschaft, die ihn bis heute beschäftigt und inspiriert: Er ist Mitbegründer der Künstlerinitiative Club Real, die sich mit Theater, Architektur und Musik auseinandersetzt. 2013 promovierte er in München, inzwischen ist er als wissenschaftlicher Mit an der Uni Kassel für den Fachbereich Freiraumplanung zuständig.
In der Büropartnerschaft lassen sich Thomas Hauck und Cordelia Polinna viel Raum, jeder verfolgt auch eigene Projekte. Besonders am Herzen liegt Polinna die Arbeit als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats zum Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030 der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in Berlin. „Mit dem Projekt arbeiten wir an den aktuellen urbanen Problemen, das Thema ist auch politisch hoch brisant“, erklärt die Stadtplanerin. Polinna+Hauck beleuchtete unter anderem die städtebauliche Perspektive von zehn Transformationsräumen in Berlin, untersuchte inhaltliche Überschneidungen und räumliche Zusammenhänge. Im nächsten Schritt entstanden Strategiekarten, welche die acht Aspekte des Entwicklungskonzepts – Wirtschaft, Bildung, Kreativität, Mobilität, Klima, Stadtgrün, Vielfalt und Gemeinschaft – auf die verschiedenen Räume anwenden.
Inspiration durch Intervention
„Dass wir ständig mit anderen Themen-gebieten in Kontakt stehen, inspiriert uns sehr. Man lernt viel dazu, auch für andere Projekte”, erzählt Cordelia Polinna. Neben den theoretischen Studien und Konzepten kollaborieren Polinna+Hauck auch mit Künstlern, arbeiten an Ausstellungen und Interventionen auf der Straße. Mit der Raumwerkstatt „Paradies Bundesplatz –
Expedition in die Zukunft“ lud das Team die Berliner Bevölkerung dazu ein, sich mit postfossiler Mobilität auseinanderzusetzen. Eine Stadtsafari rund um den Bundesplatz im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf sensibilisierte für nachhaltige Quartiersentwicklung und die Potentziale des hochgradig belasteten Verkehrsraums. […]
Welche weiteren Projekte Polinna+Hauck begleiteten und welche Probleme es in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Disziplinen geben kann, lesen Sie in Garten+Landschaft 04/2016 – Ort und Einfluss.