Hätten Sie gerne einen Masterabschluss mit Schwerpunkt Fahrrad? Das ist vielleicht bald möglich. Insgesamt sieben Professuren für Radverkehr stiftet das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in Deutschland. Zwei davon sind bereits besetzt.

Gut möglich, dass Hochschulabsolvent*innen der Zukunft irgendwann von sich behaupten können, einen „Master of Radverkehr“ erlangt zu haben. Der Titel würde dann wohl etwas elaborierter lauten. Master of Mobility vielleicht oder – um die Nachhaltigkeit nicht unerwähnt zu lassen – Master of Sustainable Mobility.
Der Weg dafür ist jedenfalls geebnet: An sieben Hochschulen in Deutschland stiftet das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) Professuren für Radverkehr. Je 400 000 Euro sollen jährlich in diese Stiftungsprofessuren fließen.
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Kein eigener Studiengang
Die ersten beiden sind bereits besetzt: Im November wurde Jana Kühl zur bundesweit ersten „Radprofessorin“ an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften ernannt. An der Frankfurt University of Applied Science ist es Dennis Knese, der ab 1. Januar 2021 die Lehre der Radverkehrs-Konzepte aufnehmen wird. Bis 2016 war er dort selbst noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an Forschungsprojekten im Bereich Elektromobilität und Stadt- und Verkehrsplanung beteiligt.
„Radverkehr“ ist damit kein eigenständiger Studiengang, jedenfalls noch nicht, sondern interdisziplinärer Bestandteil der Fachrichtungen Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik, aber auch Wirtschaft und Recht und thematischer Schwerpunkt für nachhaltige Mobilität und Logistik. Die inhaltliche Auslegung unterscheidet sich von Hochschule zu Hochschule.
Professuren für Radverkehr nur symbolischer Schritt?
Was sie jedoch eint, ist das Ziel, die Forschung im Bereich Verkehrsplanung und Verkehrssicherheit zu vertiefen – und sich dadurch Modellen anzunähern, die bereits in Fahrrad-Vorzeigestädten wie Kopenhagen in Dänemark zu beobachten sind: breit ausgebaute Schnellradwege mit Service- Stationen, exklusive Fahrradbrücken und eine Grüne-Wellen-Schaltung auf zentralen Streckenabschnitten, die bei konstanter Fahrtgeschwindigkeit solide alle Ampeln passieren lässt.
Natürlich wird es dauern, bis die Forschung ihren Weg aus dem universitären Schutzwall finden und einen Wandel in die Verkehrspolitik bringen wird – doch eine neue Radprofessur ist ein wichtiger, symbolischer, wenn auch zaghafter Schritt, um die wissenschaftliche Grundlage für eine Verkehrswende zu verdichten.
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